Sitzung: 12.04.2012 Ausschuss für Kultur, Tourismus, Sport, Freizeit und Wirtschaftsförderung
Beschluss: Abstimmung: einstimmig abgelehnt
Abstimmung: Ja: 2, Nein: 5, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: AN/0080/2011-2016
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Eine Kündigung des
Gesellschaftervertrages über den Betrieb des Campingplatzes Schortens/Jever
wird aus rechtlichen Gründen nicht weiter verfolgt. Ein Antrag auf
einvernehmliche Auflösung des Vertrages wird bis zum Abschluss der Saison
2015 zurückgestellt. Hierüber ist dann auf der Grundlage der weiteren
wirtschaftlichen Entwicklung der GmbH zu entscheiden. |
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Bürgermeisterin Dankwardt erklärt, die Verwaltung werde nunmehr bis zur Sitzung des Verwaltungsausschusses eine mögliche alternative Lösung für einen Beschlussvorschlag erarbeiten.
Ratsfrau Rasenack äußert sich erstaunt darüber, dass über
den Beschlussvorschlag der Verwaltung bereits in der Presse berichtet worden
sei, obwohl erst heute darüber im Ausschuss beraten werde.
Im Übrigen sei die SPD-Fraktion nach wie
vor der Meinung, dass eine Aufrechterhaltung des Vertrages zu überdenken sei,
da der Campingplatz weiterhin mit Verlusten arbeite. Die Verwaltung selbst habe
im Rahmen der Haushaltsberatungen eine Kündigung des Vertrages als
Haushaltskonsolidierungsmaßnahme vorgeschlagen. Nunmehr werde jedoch
vorgeschlagen, noch drei Jahre abzuwarten. Ihre Fraktion sei der Meinung,
sieben Jahre Verluste seien ein ausreichender Grund für eine Kündigung.
Außerdem müsse in den folgenden Jahren mit weiteren Investitionen gerechnet
werden.
Die Umsetzung der weiteren
Konsolidierungsmaßnahmen seien zur Zeit eher fraglich. Die Einnahmen aus der
Photovoltaik-Anlage entfielen vorerst. Die Einführung der Fremdenverkehrsabgabe
sei ebenfalls noch nicht beschlossen. Daher sollte mit dieser Maßnahme
angefangen werden. Die SPD-Fraktion plädiere für eine Kündigung des Vertrages
und bitte darum, über eine schnellstmögliche Umsetzung dieses Vorschlags
abstimmen zu lassen. Sie bitte um Auskunft, ob die Einlage der Stadt Jever in
die Gesellschaft in einem solchen Fall verloren gehe.
Verwaltungsangestellter Rüstmann erklärt, die Vorveröffentlichungen in
der Presse seien nicht von der Verwaltung lanciert worden. Sie seien vielmehr
ein Ergebnis der gleichzeitigen Veröffentlichungen im Bürgerinformationssystem.
Dieses Verfahren sei von der Politik mehrheitlich beschlossen worden.
Des weiteren führt Verwaltungsangestellter
Rüstmann aus, die Verwaltung habe für das diesjährige
Haushaltskonsolidierungkonzept erstmalig alle freiwilligen Leistungen
aufgeführt, die der aktuellen Beschlusslage entsprächen. Es sei seitens der
Verwaltung keine Vorauswahl mehr getroffen worden. Dabei sei der Begriff
„Kündigung des Vertrages“ irrtümlich falsch gewählt worden. Nach eingehender
Prüfung des Sachverhaltes sei er zu der Überzeugung gelangt, dass eine
Kündigung des Vertrages rechtlich nicht ohne Weiteres zulässig sei. Hierfür
müsse ein wichtiger Grund vorliegen. Der sei nur dann gegeben, wenn es der
Stadt Jever nicht mehr zuzumuten sei, den Vertrag fortzuführen. Eine Kündigung
aus finanziellen Gründen komme bei dem jährlich zu zahlenden Betrag, der im
Verhältnis zu dem Gesamthaushaltsvolumen der Stadt Jever gesehen werden müsse,
seines Erachtens nicht in Betracht. Beide Vertragspartner hätten einen Anspruch
auf Vertrauensschutz, was bedeute, sie müssten sich darauf verlassen können,
dass vereinbarte Dinge eingehalten würden. Die Verwaltung sehe sich daher nicht
in der Lage, eine Entscheidung vorzuschlagen, die rechtlich nicht haltbar sei.
Die Alternative sei, nach einem sanften
Weg zu suchen, sich aus dem Vertrag zurückzuziehen. Dieses gehe nur in
gemeinsamen Absprachen mit der Stadt Schortens. Es gebe allerdings auch
Anzeichen dafür, dass sich der Campingplatz positiv entwickeln werde, wenn mit
der Zeit die zu zahlenden Zinsleistungen geringer würden. Außerdem dürfe nicht
verkannt werden, dass die Stadt Jever aus touristischer Sicht von dem
Campingplatz profitiere. Zahlreiche Gäste würden die Stadt Jever aufsuchen.
Unter diesen Aspekten plädiere er dafür, zunächst weiterhin die Treue zu
halten, und die weitere Entwicklung in den nächsten drei Jahren abzuwarten.
Der Vorsitzende bemerkt, in seinen Augen sei eine
mögliche Einsparung in Höhe von 13.000 € für die Stadt Jever schon ein
triftiger Grund, den Vertrag zu kündigen.
Ratsfrau Rasenack erkundigt sich nochmals nach den rechtlichen
Folgen, die eine Kündigung des Vertrages zur Konsequenz hätte.
Verwaltungsangestellter Rüstmann erwidert, eine Kündigung sei rechtlich
nicht zulässig. Es könne nur auf dem Verhandlungswege eine Einigung mit der
Stadt Schortens erzielt werden. Bei der Formulierung „wichtiger Grund“ handele
es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, für den es nur eine richtige
Auslegung gebe, die gerichtlich nachprüfbar sein müsse. Die Schutzrechte des
anderen Vertragspartners seien in einem solchen Fall sehr hoch anzulegen. Ein
schwerwiegender Vertrauensverlust wäre zum Beispiel ein solcher Grund, nicht
aber das vermeintliche finanzielle Risiko. Es bestehe eine vertragliche
Verpflichtung, dieses Risiko mitzutragen. Der Weg aus dem Vertrag
herauszukommen, führe somit nur über Gespräche mit der Stadt Schortens.
Eventuell akzeptiere diese einen Austritt aus dem Vertrag.
Ratsherr Habersetzer erkundigt sich, ob bereits entsprechende
Gespräche mit VertreterInnen der Stadt Schortens stattgefunden hätten.
Verwaltungsangestellter Rüstmann erklärt, die Stadt Schortens sei über
die Überlegungen der Stadt Jever durch die bisherigen Berichterstattungen in
der Presse sicherlich informiert. Er habe nur mit Herrn Kollmann darüber
gesprochen. Gespräche mit Herrn Bürgermeister Böhling seien seitens der
Verwaltung bisher nicht geführt worden.
Ratsherr Habersetzer fragt nach, ob die Möglichkeit
bestünde, dass ein anderer Betreiber für die Stadt Jever in den Vertrag
einsteigen könnte.
Verwaltungsangestellter Rüstmann erklärt, ein solcher dürfte schwerlich
zu finden sein. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass der Platz mit
öffentlichen Zuschüssen gefördert worden sei. Sollte das Projekt ganz
aufgegeben werden, müssten diese sicherlich zumindest anteilig zurückgezahlt
werden.
Ratsherr Ludewig führt aus, die FDP-Fraktion beurteile
die Angelegenheit ähnlich wie die SPD. Bei dieser Angelegenheit handele es sich
um eine von wenigen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen, die vom Rat beschlossen
worden seien. Wenn auch diese Absicht nicht umgesetzt werde, sei zu befürchten,
dass der Haushalt 2012 nicht genehmigt werde. Sicherlich sei es hilfreich, wenn
nunmehr mit der Stadt Schortens verhandelt werde, um einen Konsens zu finden,
wie die Stadt Jever aus dem Vertrag
herauskommen könne.
Ratsfrau Zielke stimmt dieser Vorgehensweise zu.
Verwaltungsangestellter Rüstmann weist darauf hin, die Verwaltung habe
einen salomonischen Weg vorgeschlagen. Seines Erachtens sollte die
wirtschaftliche Entwicklung des Platzes in den drei Folgejahren abgewartet
werden.
Herr Gemeinhardt teilt mit, aus touristischer Sicht sei
der Campingplatz ein Erfolg. Die Übernachtungszahlen hätten in den letzten
Jahren stark zugenommen. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Schortens
funktioniere sehr gut. Jever sei in den Werbebroschüren und auf der
Internetseite des Campingplatzes sehr gut vertreten. Die Stadt Jever werde von
den BesucherInnen des Campingplatzes gut frequentiert, so dass auch die
Geschäfte und Gastronomiebetriebe in unserer Stadt davon profitierten. Er würde
es daher begrüßen, wenn die bisherige Zusammenarbeit fortgesetzt werden könne.
Bürgermeisterin Dankwardt erklärt, die Möglichkeit für einen
sanften Rückzug sei durch die bisherige öffentliche Diskussion bereits verbaut
worden, von der die Stadt Schortens sicherlich nicht begeistert sei.
Beide Kommunen hätten sich bei der
Einrichtung des Campingplatzes gemeinsam für den Standort Schortens
entschieden. Obwohl Jever durch die Besucherströme sicherlich die größeren
Synergien zu verzeichnen habe, solle nunmehr aus dem Projekt ausgestiegen
werden, da ein offensichtlicher Gewinn nicht in dem gewünschten Maße zu
erkennen sei. Dieses sei in Bezug auf eine künftige interkommunale
Zusammenarbeit absolut kontraproduktiv. Welche Kommune möchte bei einer
derartigen Verlässlichkeit in Zukunft noch mit der Stadt Jever
zusammenarbeiten.
Sie halte das Verhalten gegenüber der
Stadt Schortens für absolut unfair und distanziere sich ausdrücklich davon.
Ihres Erachtens könne nur noch auf dem Verhandlungswege versucht werden, einen
Konsens herzustellen.
Der Vorsitzende führt aus, es dürfe nicht vergessen
werden, dass der Politik vor ihrer Entscheidung für diese gemeinsame
Einrichtung seitens der Verwaltung suggeriert worden sei, der Campingplatz
werde ab dem zweiten Jahr schwarze Zahlen schreiben. Diese Prophezeiung sei
nach nunmehr sieben Jahren noch immer nicht eingetreten, so dass die Fürsprache
für diese Einrichtung bei einer Mehrheit des Rates nicht mehr gegeben sei.
Ratsherr Dr. Wilhelmy führt aus, er beurteile die Situation
ähnlich wie die Bürgermeisterin. Ein Rückzug aus dem gemeinsamen Projekt dürfe
nur auf dem Verhandlungswege erfolgen, indem mit der Stadt Schortens in einem
angemessenen Stil Gespräche geführt würden. Dabei dürften die Vorteile, die die
Stadt Jever von dem Campingplatz habe, nicht außer acht gelassen werden. Die
Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen hätten auch für die CDU-Fraktion oberste
Priorität, dennoch müssten die beabsichtigten Entscheidungen dauerhaft Sinn
machen. In diesem Fall könne nicht nur der offensichtliche monetäre Verlust in
die Waagschale geworfen werden, vielmehr müssten die vielen positiven Synergien
für Jever ebenfalls Berücksichtigung finden. Er plädiere dafür, den Vertrag mit
der Stadt Schortens zunächst aufrecht zu erhalten und gemäß dem
Beschlussvorschlag der Verwaltung zu verfahren.
Ratsherr Fessel unterstützt diese Aussagen und weist
darauf hin, dass die Vertragstreue für ihn von großer Bedeutung sei. Der
Zuschussbedarf in Höhe von 13.000 € sei im Verhältnis zu dem Haushaltsvolumen
der Stadt kein Grund für eine Kündigung.
Ratsfrau Rasenack erkundigt sich erneut, ob die Einlage
der Stadt im Falle einer Kündigung verloren gehe. Im Übrigen bittet sie darum,
über eine Auflösung des Vertrages bis zum Ende des Jahres 2012 abstimmen zu
lassen.
Verwaltungsangestellter Rüstmann teilt mit, dass die Einlage nicht
verloren gehen werde. Es sei jedoch nicht möglich, über einen Antrag abstimmen
zu lassen, dessen Durchführung rechtlich nicht zulässig sei.
Sodann lässt der Vorsitzende über
den Beschlussvorschlag der Verwaltung abstimmen.