Sitzung: 21.11.2012 Ausschuss für Stadtplanung, Stadtentwicklung und Verkehr
Beschluss: Abstimmung: mehrheitlich beschlossen:
Abstimmung: Ja: 6, Nein: 1
Vorlage: BV/0275/2011-2016
Beschlussvorschlag:
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Der Entwurf des Architekturbüros Ralph Thater ist
für die Einwerbung von Zuschüssen zu verwenden. |
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Der Vorsitzende rekapituliert, dass in der letzten
Sitzung des Planungsausschusses 6 unterschiedliche, aber geeignete Entwürfe für
den Neubau des Johann-Ahlers-Hauses vorgestellt worden seien. In der Folge
haben die Ratsmitglieder eine Rasterung der Verwaltung und damit einen
Überblick über die Vor- und Nachteile der einzelnen Entwürfe bekommen. Vor
einer Woche habe dann die Findungskommission getagt, die den Auftrag hatte,
eine Reihung vorzunehmen. Über diese Sitzung werde die Bürgermeisterin
berichten. Er weist darauf hin, dass der Planungsausschusses lediglich
ein Vorschlagsrecht habe und dass endgültig der Rat der Stadt Jever entscheide.
Der Vorsitzende bittet die Presse darum, die heutige Beschlussempfehlung
nicht als endgültige Entscheidung darzustellen.
Bei der Entscheidung handele es sich um
eine wegweisende Entscheidung für Jever. Es gebe eine kräftige Bewegung für den
Neubau, aber auch Stimmen, die die Ansicht vertreten, dass aufgrund der
schlechten Haushaltslage nicht gebaut werden könne. Er bittet um Respekt
gegenüber allen Meinungen und um eine sachliche und ordentliche Beratung.
Bürgermeisterin Dankwardt berichtet, dass sich die von den Gremien
beschlossene Findungskommission mit allen 6 Entwürfen beschäftigt habe. Neben
einem Vertreter jeder Fraktion haben Herr Dr. Dehrendorf von der unteren
Denkmalbehörde, Herr Schiefer vom Landesamt für Denkmalschutz, Herr Hamacher
vom Bauamt und sie selbst der Findungskommission angehört. Beratend sei Herr
Gemeinhardt hinzugezogen worden, um die Auswirkung auf die verbleibenden
Veranstaltungsflächen vor dem Ahlers-Haus zu beurteilen. Die Personen seien
gezielt ausgewählt worden, weil sie durch ihre jeweilige Fachlichkeit
unterschiedliche Teilaspekte der an den Bau gestellten Vorgaben bewerten
konnten.
Bürgermeisterin Dankwardt weist darauf hin, dass die
entscheidende Behörde für den Denkmalschutz die untere Denkmalbehörde, vertreten
durch Herrn Dr.Dehrendorf, sei und nicht das Landesamt für Denkmalschutz,
vertreten durch Herrn Schiefer, der
beratende Funktion hatte. Diese beiden seien bei der Bewertung der
Entwürfe nicht immer einer Meinung gewesen, was die Arbeit der Findungskommission
nicht erleichtert habe.
Es sei aber nicht nur um den
Denkmalschutz gegangen, sondern auch um städteplanerische Belange und vor allem
darum, welcher Baukörper durch den favorisierten Standort des Gebäudes und
Verwendung der Materialien welche Folgekosten verursache. Diese Aufgabe habe im
Schwerpunkt der Bautechniker, Herr Hamacher, übernommen, unterstützt durch
andere Fachleute in der Kommission.
Der Alternativvorschlag des
Architekturbüros Kieselhorst & Piltz habe keine Berücksichtigung gefunden,
da er nicht bis zum Ende geplant und kalkuliert worden war und auch nicht
favorisierte Lösung der Architekten gewesen sei.
Letztendlich
habe sich die Kommission auf zwei Entwürfe geeinigt und den Gremien empfohlen,
sich nur noch mit diesen zu beschäftigen. Diese habe sie als die beiden Sieger
des Wettbewerbs bezeichnet. Dem Rat sei das interne Beratungsprotokoll
übersandt worden, aus dem alle Bewertungsergebnisse hervorgehen. Damit sei der
Findungsweg jedem Ratsmitglied transparent gemacht worden. Sollten sich aus dem
heutigen Ausschuss oder am 13.12. aus dem Rat heraus gezielte Fragen zu den
anderen Entwürfen ergeben, müsste die öffentliche Sitzung unterbrochen werden.
Alle Architekten leisten in der Region gute Arbeit, auch in Zusammenarbeit mit
dem Landkreis und anderen Städten und Gemeinden. Diese dürfen hier nicht
öffentlich zerrissen werden. Die anderen Entwürfe seien nicht ungeeignet, sie
erfüllen lediglich nicht alle Bedingungen der Stadt oder der Mitentscheider.
Bürgermeisterin
Dankwardt bedankt sich
bei allen Bürgerinnen und Bürgern für die Rückmeldungen zum Vorhaben. Leider
sei die Beteiligung nicht repräsentativ, doch auch hier sei erkennbar, dass es
ganz unterschiedliche Sichtweisen und Favoriten gebe.
Der
Rat der Stadt Jever beschäftige sich seit einer interfraktionellen Sitzung am
3.5.12 mit dem Thema Ahlers-Haus. Bereits zu diesem Zeitpunkt sei erkennbar
gewesen, dass aus Gründen von Effektivität und Effizienz weder eine kleine
Sanierung mit dem Nötigsten erfolgen solle noch eine Komplettsanierung. Herr
Rüstmann habe danach begonnen, die Fördermöglichkeiten auszuloten. Es seien
mehrere Gespräche mit Vertretern von Ministerien, der NBank, dem Landkreis usw.
geführt, verschiedene Fördertöpfe können in Anspruch genommen werden, wenn schnell
gehandelt werde. Die Förderungen laufen in 2013 aus, Kommunalkredite können
derzeit zu unglaublich günstigen Konditionen in Anspruch genommen werden. Immer
mehr andere Kommunen wollen sich auch aus den Töpfen noch bedienen. Daher müsse
der Förderantrag Anfang 2013 an die zuständigen Stellen gegeben werden. Dafür
werde ein konkreter Planungsentwurf benötigt, der vom Rat am 13.12. zu
beschließen sei.
Sie
erinnert daran, dass der Rat der Stadt Jever in seiner Sitzung am 27.9.12
beschlossen habe, dass am bisherigen Standort Alter Markt ein neues Gebäude
errichtet werden soll, das die Altentagesstätte (Bürgerbegegnung) und die
Tourist-Info aufnimmt. Die Verwaltung sollte die einschlägigen Förderanträge
stellen. Ein finanzielles Ausufern sei im Beschluss begrenzt worden, indem
festgelegt worden sei, dass der Beschluss zu überdenken sei, wenn die
eingeplante Maximalförderung weit unterschritten werde. Das Beschlussergebnis
war bei Fehlen eines Ratsmitgliedes und 1 Enthaltung einstimmig, wie auch schon
in den vorbereitenden Gremien.
Es
gehe nicht mehr darum, ob und wo gebaut werde und was im Gebäude unterzubringen
sei, sondern nur noch darum, welcher Entwurf in Betracht komme, um mit diesem
die Förderanträge zu stellen.
Die
Findungskommission empfehle dem Planungsausschuss, sich mit den Plänen des
Architekturbüros Metaplan (Friedel Meyer) aus Jever und des Architekten Ralph
Thater aus Funnix zu beschäftigen.
Der Vorsitzende fragt Herrn Rüstmann nach dem
Stand der Bürgerbeteiligung. Dieser berichtet, dass insgesamt 36 Mails
eingegangen seien. Diese verteilen sich fast gleichmäßig auf alle Entwürfe,
wobei aber auch Stimmen gegen die vorgelegten Entwürfe sprechen. Ein Votum sei
wegen der im Verhältnis geringfügigen Beteiligung nicht abzuleiten.
Herr Hamacher erklärt, dass es nach Abschluss der
Beratung der Findungskommission seine Aufgabe gewesen sei, mit den beiden
empfohlenen Büros Kontakt aufzunehmen und noch fehlende Kosten zu ermitteln. Er
verweist dazu auf die dazu übersandten Unterlagen, die dieser Niederschrift
anliegen. Die Zahlen, die nun vorliegen, umfassen alle notwendigen Parameter.
Der Vorsitzende stellt fest, dass die Verwaltung eine
Sitzungsvorlage ohne Beschlussvorschlag vorgelegt habe, so dass diese heute vom
Planungsausschuss erarbeitet werden könne. Er bittet die
Ausschussmitglieder um ihre Statements und mahnt an, sich nicht negativ über
einzelne Entwürfe zu äußern, da jeder der beteiligten Architekten sein bestes
getan habe.
Herr Lange führt aus, dass sich die SWG-Fraktion
durchgerungen habe, den Neubau nach dem Entwurf des Architekten Thater
vorzunehmen. Dieser Entwurf erfülle die
Voraussetzungen. Eine Renovierung der vorhandenen Altentagesstätte komme für
seine Fraktion nicht in Betracht, da man aus etwas Altem nichts Neues machen
könne. Auch vom Unterhaltungsaufwand her mache ein Neubau mehr Sinn, als ein
sanierter Bau. Auf Nachfrage des Vorsitzenden erklärt Herr Lange,
dass alle 7 Mitglieder seiner Fraktion sich für den Entwurf von Herrn Thater
ausgesprochen haben.
Herr Andersen berichtet, dass die CDU-Fraktion sich
nicht zu einer einhelligen Meinung durchgerungen habe. Eine entsprechende
Meinungsbildung könne evtl. bis zur Ratssitzung erfolgen. Er habe seine
eigene Meinung zu diesem Thema und verliest sodann die beigefügte
Stellungnahme. Herr Husemann weist darauf hin, dass die von Herrn
Andersen vorgetragene Stellungnahme nicht die Stellungnahme der CDU-Fraktion
sei.
Herr Albers erklärt, dass die Meinungsbildung
zugunsten des Entwurfes Thater in seiner Fraktion nicht ganz so harmonisch
verlaufen sei. Es seien das enge Korsett und die Rahmenbedingungen, die durch
die Denkmalpflege vorgegeben worden seien, kritisiert worden. Man hätte sich
vorstellen können, dass die Bücherei mit in das neue Gebäude aufgenommen werde
um Synergieeffekte zu erzielen. Diese Einrichtungen hätten sich gegenseitig
beleben können. Die Entwürfe seien sehr unterschiedlich gewesen. Sein
persönlicher Favorit sei der Entwurf der Planungsgruppe Ammerland gewesen.
Dieser sei leider nicht in die engere Wahl gekommen. Beim Entwurf Thater sei es
seiner Fraktion wichtig gewesen, dass die Begegnungsstätte ebenerdig und mit
Fenstern zu allen Seiten geplant sei. Auch werde die Graft mit einbezogen.
Frau Vredenborg führt aus, dass sie etwas
ausholen wolle wegen der Aussage, dass man nicht so "flott"
entscheiden solle. Seit Jahren werde über den Neubau des Johann-Ahlers-Hauses
gesprochen. Jedes Mal sei das Thema wegen zu hoher Kosten vertagt bzw. nicht
entschieden worden. Auch seien andere Entwürfe gefordert bzw. andere Standorte
überlegt worden.
Die SPD-Fraktion sei der Ansicht, dass
das Ahlers-Haus nicht sanierungsfähig sei. Nach dem Konsens in der
interfraktionellen Sitzung des Rates habe sich die SPD-Fraktion entschlossen,
sich um einen Neubau zu bemühen. Im Rahmen der interfraktionellen Sitzung sei
festgelegt worden, dass die Stadt Jever die Neubaukosten nicht allein
finanzieren solle, sondern dass Drittmittel eingeworben werden sollen. Dieses
sei aber nur mit Planentwürfen möglich. Daher seien dann im Haushalt Mittel für
einen Architektenwettbewerb eingeplant worden. Auch wenn nun 12 oder 15
Entwürfe eingereicht worden seien, letztendlich wären diese auch auf 2
reduziert worden. Der Prozess der Entscheidung müsse nun zum Ende gekommen. Die
SPD-Fraktion habe sich nach langer Diskussion für den Entwurf des Architekten
Thater entschieden. Dieser füge sich gut ein. Ob es nach dem Jahr 2013 noch
Drittmittel für den Neubau gebe, sei zweifelhaft. Ohne Drittmittel sei der
Neubau jedoch nicht möglich. Die SPD-Fraktion spreche sich für den Neubau, für
den Entwurf des Architekten Thater und die Beantragung der Drittmittel aus.
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
bedauert Frau Feldmann, dass die Vorgaben hinsichtlich der Größe nicht
eingehalten worden seien. Ihre Fraktion hätte sich etwas historisches
vorgestellt, das sich in das Vorhandene einfügt. Eine Zustimmung für den Neubau
werde nur erteilt, wenn Drittmittel fließen. Die Fraktion unterstütze den
Vorschlag des Architekten Thater.
Auch Herr Hartl erinnert daran,
dass der Rat sich seit Jahren mit diesem Thema befasse. Nun sei man an einem
Punkt angekommen, wo man bereit sei, im Rat am 13.12.2012 "Ja" oder
"Nein" zu sagen. Alle Fraktionen hatten die Möglichkeit, ihre eigenen
Vorstellungen einzubringen. Im Rahmen des Architektenwettbewerbes seien 6
Entwürfe vorgestellt worden, die überzeugend seien. Davon seien 2 durch die
Findungskommission in die engere Wahl genommen worden. Damit haben 2 Entwürfe
gewonnen, die Charme haben. Schließlich gehe es um einen sensiblen Punkt der
Stadt. Aus diesem Grunde sei auch die Dominanz der Gebäude bewertet worden. Die
FDP-Fraktion trage den Entwurf des Architekten Thater mit, auch wenn dieser
höhere Kosten verursachen werde. Herr Hartl wirft die Frage auf, warum
die Vorgaben hinsichtlich der Größe nicht eingehalten worden seien. Seien
möglicherweise die Vorgaben zu eng gewesen. Die FDP-Fraktion wolle trotz aller
Bedenken den Knoten durchschlagen und spreche sich für den Vorschlag des
Architekten Thater aus.
Herr Rüstmann erwidert, dass es eine klare Vorgabe
nur von Herrn Schiefer gegeben habe. Herr Dr. Dehrendorf habe dieses nicht so
gesehen. Dieser wollte Ausnahmen zulassen, wenn der jeweilige Entwurf von der
Kreativität her überzeugt. Herr Hamacher ergänzt, dass bei den Vorgaben
bezüglich des Raumprogrammes die reinen Räume ohne Flure angegeben worden
seien. Die Verkehrsflächen konnten nicht vorgegeben werden, so dass es klar
gewesen sei, dass 438 m² nicht ausreichen.
Frau Feldmann erinnert daran, dass die Vorgaben nicht
nur von der Denkmalpflege gemacht, sondern am 03.09.2012 selbst beschlossen
worden seien.
Herr Rüstmann rekapituliert, dass zu Beginn des
Verfahrens das Landesamt für Denkmalpflege bezüglich der Frage, ob dort eine
Neubau entstehen könnte, eingeschaltet worden sei. Dieses sei schriftlich
bejaht worden. Dr. Dehrendorf als Vertreter der für die Entscheidung
zuständigen unteren Denkmalbehörde habe jedoch die Vorgabe gemacht, dass das
neue Gebäude nicht größer wirken dürfe, als das jetzt vorhandene. Dieser
Spielraum sei mit in die Vorgaben an die Architekten aufgenommen worden.
Herr Lange fragt, ob man den Entwurf noch ändern
könne und wann dieses festgelegt werde. Herr Rüstmann antwortet, dass
der ausgewählte Entwurf Arbeitsgrundlage für den Förderantrag sei. Daraus
ergebe sich die Kostenberechnung mit der Berechnung der Anteile für die
Tourismus Information und die Bürgerbegegnungsstätte, da hierfür Fördermittel
aus verschiedenen Töpfen beantragt werden können. Die Förderanträge müssen bis
spätestens zum 15.02.2013 eingereicht werden. Die Entscheidung darüber könne
wohl 1/2 Jahr dauern. Änderungen wären noch möglich, aber nicht beliebig. Die
grobe Richtung solle klar sein.
Herr Andersen vertieft seine Argumente gegen den
Neubau. Ihn störe im wesentlichen der riesige Baukörper. Derzeit befinde
sich 1/3 des jetzigen Baukörpers unterhalb der Erde. Dieser müsse bei einem
Neubau nach oben gebracht werden. Außerdem werde wieder ein Stück der
Wallanlagen aufgegeben. Den jetzigen Weg parallel zur Frl.-Marien-Straße werde
es nicht mehr geben, da das Gebäude zu groß sei. In den vergangenen Jahrzehnten
habe man durch die Abgabe von Grundstücken an die Fa. Mettcker und die
Volksbank zugelassen, dass Teile der Wallanlagen überbaut wurden. Dieses sei
nicht richtig gewesen. Mit den Wallanlagen habe man ein Pfund, mit dem man
wuchern könne und daher nicht weiter bebauen solle. Durch den Neubau würden 400
m² zerstört. Auch der Altertums- und Heimatverein wende sich gegen den Neubau
an diesem Standort und in dieser massiven Art.
Herr Hartl erklärt, dass sich seine Fraktion mit
diesen Argumenten auseinandergesetzt habe. Es sei abzuwägen, ob eine
Verlängerung der Graft oder der Erhalt der Wallanlage erforderlich sei. Hier
sei festzustellen, dass man einen kleinen Teil der Wallanlage aufgebe und dafür
etwas Neues bekomme, was bisher nicht da gewesen sei.
Frau Rasenack beantragt sodann, über den
nachfolgenden neu formulierten Beschlussvorschlag abzustimmen: