Sitzung: 08.05.2014 Ausschuss für Kultur, Tourismus, Sport, Freizeit und Wirtschaftsförderung
Beschluss: Zur Kenntnis genommen.
Vorlage: MV/0646/2011-2016
Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßt der
Vorsitzende Frau Prof. Dr. Antje Sander vom Schlossmuseum Jever. Frau Prof.
Dr. Sander bedankt sich für die Einladung, wodurch sie die Gelegenheit erhalte,
den Ausschuss über die neuen Projekte des Museums zu unterrichten. Sie lädt
ihrerseits den Ausschuss ein, sich in einer seiner nächsten Sitzungen im
Museum, in der Schlachtmühle oder im Magazin des Museums direkt vor Ort
zusätzlich noch einmal über die letzten Veränderungen einen Überblick zu
verschaffen.
Frau Prof. Dr. Sander teilt mit, das Schlossmuseum beteilige
sich mit seiner Arbeit zunehmend an Kooperationen, die für die gesamte Region
geplant würden. Im Jahr 2013 habe es gemeinsam mit zahlreichen anderen kulturellen Einrichtungen
an dem Projekt der Ostfriesischen Landschaft „Land der Entdeckungen“
teilgenommen. Im Rahmen dieses Themenjahres seien an vielen Orten Konzerte,
Theateraufführungen, Ausstellungen und sonstige kulturelle Veranstaltungen
durchgeführt worden, die sehr erfolgreich gewesen seien. Ein solches Themenjahr
werde von der Ostfriesischen Landschaft in einem zeitlichen Abstand von jeweils
drei Jahren organisiert.
Im Verbund mit dem Franz Radziwill Haus
in Dangast werde in diesem Jahr eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Franz
Radziwill unter dem Motto „Die Halbinsel der Seligen – Franz Radziwill in der
Natur“ angeboten. Ein weiteres Projekt werde in Zusammenarbeit mit dem Schlossmuseum
Oldenburg aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums des Schlossgartens Oldenburg
durchgeführt. Diese Veranstaltungen liefen von April bis September 2014 unter
der Überschrift „Euer Garten ist die Welt“.
In einer weiteren Kooperation mit der
Ostfriesischen Landschaft werde das Schlossmuseum sich in diesem Jahr an den
Sonderausstellungen zu dem Thema „Der Erste Weltkrieg“ mit einer Ausstellung
von Feldpostkarten beteiligen. Im Bereich Musik werde wiederum die bewährte
Reihe der Schlosskonzerte angeboten, die am 12. September 2014 mit dem
Wandelkonzert: „Ein Schloss voll Musik“ beendet werde. Außerdem sei die beliebte DJ-Night für den
28. Juni 2014 geplant.
Neben diesem Veranstaltungsprogramm
werde vom Schlossmuseum eine vielschichtige wissenschaftliche Arbeit geleistet.
Dabei habe sich die Kooperation mit dem Sielhafenmuseum in Carolinensiel und
dem Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven bewährt. Die Zusammenarbeit erfolge
bei den wiederkehrenden Projekten des Musealog und durch das Angebot von Vergünstigungen
bei dem Besuch mehrerer Einrichtungen.
Zu den weiteren Aufgaben des Museums
zähle die Verwaltung zahlreicher Schenkungen und Stiftungen. Die gesammelten
Materialien würden derzeit im Magazin des Museums in der ehemaligen
Jugendarrestanstalt sowie in der Bibliothek im Schloss aufbewahrt,
aufgearbeitet und registriert. Da diese Räume auf Dauer nicht mehr ausreichen
würden, werde mit dem Sielhafenmuseum
und dem Marinemuseum zur Zeit über ein gemeinsames Magazin nachgedacht.
Eventuell könnten das Schulmuseum in Bohlenbergerfelde, das Künstlerhaus in
Hooksiel und das alte Landrichterhaus in Neustadtgödens sich ebenfalls an einer
solchen Kooperation beteiligen. Die
Einrichtung eines professionellen Magazins könne eventuell mit EU-Mitteln
gefördert werden. Die Träger der einzelnen Einrichtungen seien im Moment damit
beschäftigt, ein Konzept zu erarbeiten, das voraussichtlich aber erst im
nächsten Jahr umgesetzt werden könne.
In diesem Jahr habe der Zweckverband auf
Initiative von Herrn Hartmut Peters die großartige Chance wahrnehmen können, an
dem Standort der ehemaligen Synagoge in Jever die leerstehenden Geschäftsräume
anmieten zu können. An diesem Ort solle ausdrücklich kein weiteres Museum
entstehen, sondern ein „Erinnerungs- bzw. außerschulischer Lernort“ zum
Gedenken an die Juden in Jever. Herr Peters habe in der Vergangenheit schon
sehr viel Vorarbeit geleistet, auf die er gemeinsam mit Herrn Pastor i. R.
Volker Landig und dem Arbeitskreis „Juden in Jever“ des Jeverländischen
Altertums- und Heimatvereines aufbauen könne, sodass es gelingen werde, eine
entsprechende Einrichtung zu schaffen. Die Räume seien zunächst für ein Jahr
angemietet worden. Als nächster Schritt sei beabsichtigt, gemeinsam mit den
Schulen und anderen Bildungseinrichtungen ein Konzept zu erarbeiten, das sich
an deren Bedarf und Interessen orientieren sollte. Ein erster Kontakt mit
den AnliegerInnen der „Langen Meile“
habe ebenfalls bereits stattgefunden. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen.
Der Zweckverband sei im Moment darum bemüht, Drittmittel für dieses Vorhaben
einzuwerben. Es sei besonders wichtig, dass bei der Realisierung dieses
Vorhabens auf die Unterlagen des Niedersächsischen Staatsarchivs
zurückgegriffen werden könne. Während die Nachweise der Verzeichnisse früher in
den Findbüchern aufgelistet worden seien, bestehe jetzt die Möglichkeit, online
über den Bestand des Staatsarchivs zu recherchieren. Am 4. Dezember 2014 werde
Herr Dr. Nistal vom Staatsarchiv Oldenburg zu dem Thema “Überlieferung zum
Nationalsozialismus im Archiv – Quellen der Erinnerung für die Zukunft“ im
Rahmen der Vortagsreihe des Schlossmuseums referieren.
Im Zusammenhang mit der Pflege der
Erinnerungskultur werde auch stets auf die Möglichkeit hingewiesen,
„Stolpersteine“ zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen MitbürgerInnen zu
verlegen. Diese Möglichkeit werde von der jüdischen Gemeinde Oldenburg
insbesondere aus theologischen Gründen sehr kritisch gesehen, sodass die Stadt
Jever darauf verzichten sollte. Durch den geplanten „Lern- und Erinnerungsort“
könne sicherlich auch mit einer größeren Nachhaltigkeit gewirkt werden. Aus
diesem Grunde bitte sie für dieses Projekt um die Unterstützung der Stadt
Jever, die weniger finanziell, sondern vielmehr ideell erfolgen sollte.
Der Vorsitzende bedankt sich bei Frau Prof. Dr. Sander
für den ausführlichen Bericht und gibt den Ausschussmitgliedern die
Gelegenheit, ergänzende Fragen zu stellen.
Herr Rüstmann bittet um Auskunft, welcher Zeitrahmen
bezüglich des gemeinsamen Magazins gesehen werde.
Frau Prof. Dr. Sander antwortet, eigentlich sei beabsichtigt
gewesen, bereits im letzten Jahr mit dieser Maßnahme zu beginnen. Dieses sei
leider gescheitert. Zwischenzeitlich bestehe die Hoffnung, dass dieses Projekt
aus den Mitteln zur Förderung des ländlichen Raumes bezuschusst werden könnte.
Entsprechende Anträge könnten noch nicht gestellt werden, da die Richtlinien
hierfür noch nicht veröffentlicht worden seien. Die verbleibende Zeit werde
genutzt, um mit der Unterstützung eines Architekten einen optimalen Bedarfsplan
zu entwickeln.
Ratsherr Dr. Bollmeyer bedankt sich bei Frau Prof. Dr. Sander
für den ausführlichen Bericht, in dem überzeugend dargelegt worden sei, welche
Aufgaben das Schlossmuseum mit großem Engagement wahrnehme. Er wünsche für das
geplante Projekt des „Lern- und Erinnerungsortes“ viel Erfolg. Dieses Projekt
sei sehr sinnvoll und sollte von der Stadt Jever auf jeden Fall unterstützt
werden.