Sitzung: 12.06.2014 Ausschuss für Kultur, Tourismus, Sport, Freizeit und Wirtschaftsförderung
Beschluss: Dieser Tagesordnungspunkt wurde zurückgestellt.
Vorlage: BV/0663/2011-2016
Ratsfrau Zielke führt aus, die Kunstschule „Kiebitz“
Jever sei eine einmalige Einrichtung, die seit mehr als zwanzig Jahren weit
über die Grenzen Jevers hinaus über einen sehr hohen Bekanntheitsgrad verfüge.
Während dieser Zeit habe sie sich in den Bereichen Weiterbildung für Kinder,
Lehrer und an Kunst interessierte Menschen besonders hervorgetan. Bereits seit
vielen Jahren habe sie es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, Menschen mit
Beeinträchtigungen zu begleiten und ihre besonderen Fähigkeiten zu fördern,
sodass der Begriff Inklusion in der Arbeit der Kunstschule schon seit langer
Zeit mit Leben erfüllt werde. Das Ziel der Eheleute de Buhr sei es gewesen, gemeinsam
mit ihren MitarbeiterInnen das pädagogische Konzept der Kunstschule
kontinuierlich zu verfeinern und den Bedürfnissen der KursteilnehmerInnen
anzupassen. Dadurch habe sich die Einrichtung ein Renommee erworben, das
unbezahlbar sei. Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen sei deshalb der Meinung,
die Kunstschule gehöre weiterhin in unsere Stadt und dürfe nicht einfach
aufgegeben werden.
Die Kunstschule sei in der Vergangenheit
von den Eheleuten de Buhr mit einem hohen ehrenamtlichen Engagement geführt
worden, sodass bisher keine gravierenden Personalkosten entstanden seien. Eine
Fortführung in der bisherigen Art sei nicht mehr möglich. Aus diesem Grunde
beantrage sie im Namen ihrer Fraktion, den Fortbestand der Einrichtung durch
die Bewilligung einer Art „Anschubfinanzierung“ für die Neuausrichtung zu
sichern. Dabei sollte das folgende Finanzierungsmodell gewählt werden:
1.
Halbjahr 2015 monatlich
800,00 € 4.800,00 € insgesamt
2.
Halbjahr 2015 monatlich
600,00 € 3.600,00 € insgesamt
1.
Halbjahr 2016 monatlich
400,00 € 2.400,00 € insgesamt
2.
Halbjahr 2016 monatlich
200,00 € 1.200,00 € insgesamt
2017 monatlich
200,00 € 2.400,00 € insgesamt
14.400,00 € insgesamt
Damit werde die Schule in die Lage
versetzt, mit ihrer Neuausrichtung auf hauptamtlicher Basis zu starten.
Voraussetzung für diese Unterstützung müsse sein, dass die neue Leitung
Anstrengungen unternehme, durch zusätzliche Fördergelder und verstärkter
Aktivität bei der Weiterbildung die fehlenden Kosten auszugleichen.
Ratsfrau Zielke bittet, über diesen Antrag abstimmen zu
lassen.
Ratsfrau Rasenack erklärt, es sei sehr schade, dass die
Stadt dem Verein nicht helfen könne, da es sich aber um eine freiwillige
Leistung handele, die zusätzlich übernommen würde, sehe sie keine Möglichkeit
für die gewünschte dreijährige Unterstützung. Außerdem dürfe bei einer solchen
Entscheidung der Grundsatz der Gleichbehandlung der Vereine nicht außer acht
gelassen werden. Der Verein müsse versuchen, seine Neuausrichtung durch weitere
Fördergelder und die Erhöhung seiner Gebühren zu finanzieren. Für den Fall,
dass die Kunstschule dem Zweckverband Schloss- und Heimatmuseum angeschlossen
werde, würden der Stadt und dem Landkreis ebenfalls Mehrkosten entstehen, die
jedoch wesentlich geringer ausfallen würden. Im Übrigen müsse berücksichtigt
werden, dass dem Verein die Räumlichkeiten im Jugendhaus bereits kostenfrei zur
Verfügung gestellt würden.
Ratsherr Dr. Bollmeyer erklärt, die Verwaltung habe sehr
umfangreich zu dem Antrag Stellung genommen, doch leider ergäben sich dadurch
wenig konkrete Möglichkeiten für die Kunstschule. Die vorgeschlagene
Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Schloss- und Heimatmuseum biete ebenfalls
nur vage Aussichten für die Kunstschule. Die CDU-Fraktion habe das Anliegen,
den dauerhaften Bestand dieser wichtigen Bildungseinrichtung langfristig zu
sichern. Die Stadt Jever werbe damit, die Stadt der Kunst, Sage und Geschichte
zu sein. Wenn sie diese Aussage ernst nehme, müsse sie alles daran setzen, die Bereiche
Jugend, Bildung und Kultur stärker zu fördern. Andernfalls bestehe die große
Gefahr, dass Kultur und Bildung sehr bald bei den Etatkürzungen auf der Strecke
blieben. Im Übrigen sei es für ihn nicht nachvollziehbar, dass für das
Feuerwehrmuseum ein einmaliger Zuschuss in Höhe von 10.000 € bereitgestellt
werden könne, während zu diesem Antrag geäußert werde, dass neue freiwillige
Ausgaben nicht mehr geleistet werden dürften. Er gehe davon aus, dass das
Feuerwehrmuseum über eine entsprechende Position verfüge, dass dafür auch
andere Sponsorengelder eingeworben werden könnten.
Ratsherr Habersetzer ist der Meinung, dass eine Förderung
der Kunstschule in der beantragten Form
gegenüber den übrigen Vereinen in Jever nicht zu rechtfertigen sei. Er
gehe davon aus, dass die Kunstschule auch ohne die Unterstützung der Stadt
Möglichkeiten finden werde, ihren Fortbestand zu sichern.
Beigeordneter Hartl trägt vor, auch seine Fraktion halte
die Arbeit der Kunstschule, die bisher ehrenamtlich geleistet worden sei, für
besonders wertvoll. Aus diesem Grunde habe sie sich ihre Entscheidung nicht
leicht gemacht, jedoch müsse die Stadt mit den zur Verfügung stehenden Mitteln
verantwortungsvoll umgehen. Der Rat sei seit langem bemüht, im Interesse der
Haushaltskonsolidierung nach Möglichkeiten zu
suchen, die freiwilligen Leistungen in gerechter Form zu reduzieren. Ein
einmaliger Investitionszuschuss könne nicht zwangsläufig mit einer dauerhaften
Förderung der Personalkosten eines Vereins verglichen werden. Selbstverständlich
sei er bereit, der Kunstschule bei ihrem Bemühen um den Fortbestand auf andere
Art und Weise behilflich zu sein, indem zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit
dem Schloss gefördert werde. Dennoch werde er sich grundsätzlich dem
Beschlussvorschlag der Verwaltung anschließen.
Herr Berger weist darauf hin, dass die Kunstschule
einen Bildungsauftrag übernehme, der in dieser Form von keiner anderen
Institution geleistet werden könne. Die Frühförderung der Kinder, die besonders
wichtig sei, spiele bei der Arbeit des Vereins eine übergeordnete Rolle.
Deshalb sollte noch einmal geprüft werden, ob es nicht doch möglich sei,
diesbezüglich eine Unterstützung aus den Mitteln der Adolf-Ahlers-Stifung zu
gewährleisten. Seines Erachtens sei die Arbeit der Kunstschule nicht direkt mit
den Angeboten anderer Vereine gleichzusetzen.
Der Vorsitzende stellt fest, dass die übrigen Vereine
dieses sicherlich etwas anders beurteilen würden. Es gebe viele gleichwertige
Vereine, die ebenfalls wesentliche Aufgaben der Gesellschaft übernähmen und
damit die gleiche Berechtigung hätten, um eine Unterstützung zu bitten.
Ratsherr Fessel ist der Auffassung, dass die
Bildungsaufgaben, die die Kunstschule übernehme, gegenüber der Arbeit anderen
Vereine schon einen eigenen Stellenwert hätten. Er erkundigt sich, ob die
Vorschläge der Fraktion Bündnis 90 / die Grünen mit den Verantwortlichen des
Vereins Kunstschule abgestimmt worden seien.
Ratsfrau Rasenack ergänzt diese Frage, indem sie wissen
möchte, ob eine entsprechende Förderung ausreichen werde, um den Anforderungen
des Vereins gerecht zu werden.
Der Vorsitzende unterbricht die Sitzung, um den
anwesenden Mitgliedern der Kunstschule die Gelegenheit zu geben, zu dem Vorschlag
Stellung zu nehmen.
Frau Reesing informiert den Ausschuss, dass der
Verein seinen künftigen Schwerpunkt in der Frühförderung im Elementarbereich
sehen werde. Er habe damit begonnen, ErzieherInnen auszubilden und möchte diese
Arbeit gerne fortsetzen. Frau Reesing ist der Auffassung, dass ein solches
Projekt eventuell doch aus den Mitteln der Adolf-Ahlers-Stiftung gefördert
werden könne. Zu dem Vorschlag der Frau Zielke könne sie im Moment keine
Stellung nehmen, da ihr dieser Vorschlag nicht bekannt gewesen sei. Sie teilt
jedoch mit, dass sie die pädagogische Arbeit von Frau de Buhr gerne übernehmen
wolle, aber nicht in der Lage sei, diese Aufgaben ebenfalls auf ehrenamtlicher
Basis wahrzunehmen.
Nähere Einzelheiten zu dem erwähnten
Projekt können der beigefügten Anlage entnommen werden.
Bürgermeister Albers führt aus, die Verwaltung habe den
Antrag heute zur Beratung vorgelegt, weil der Verein darum gebeten habe,
möglichst Mitte des Jahres eine Entscheidung darüber zu bekommen, welche Unterstützung seitens der
Stadt Jever gewährt werden könne. Leider sei sie zu dem Ergebnis gekommen, dass
die entsprechenden Möglichkeiten nur sehr begrenzt seien. Die vorgeschlagene
Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Schloss- und Heimatmuseum sei auch weniger,
als er erhofft habe. Im Rahmen der Prüfung sei definitiv festgestellt worden,
dass eine Finanzierung des beantragten Zuschusses über die Mittel der
Adolf-Ahlers-Stifung nicht möglich sei, da die Ausrichtung der Stiftung eine
ganz andere sei. Der vorrangige Zweck der Stiftung sei die Begabtenförderung.
Aus rechtlicher Sicht gebe es bei einer Stiftung keinen Handlungsspielraum, den
Stiftungszweck anzupassen, wenn er vorübergehend nicht erfüllt werden könne.
Das Stiftungsvermögen, das nicht angetastet werden dürfe, und der
Stiftungszweck seien unabänderlich miteinander verbunden. Eine Unterstützung
des Vereins aus Mitteln der Adolf-Ahlers-Stiftung sei nur dann möglich, wenn
spezielle Angebote für Begabte gefördert werden sollten.
Des Weiteren erklärt Bürgermeister
Albers, dass es sicherlich möglich sei, Einmalzahlungen an Vereine im
Haushalt darzustellen, die dauerhafte Förderung eines Vereins sei zum jetzigen
Zeitpunkt jedoch nicht denkbar.
Auf die Nachfrage von Frau Reesing,
ob die von ihr vorgeschlagene Frühförderung im Elementarbereich durch die
Stiftung möglich sei, entgegnet Bürgermeister Albers, das erwähnte
Projekt entspreche nicht den Voraussetzungen der Begabtenförderung im Sinne der
Stiftung.
Beigeordneter Hartl erklärt, der Antrag der Fraktion Bündnis
90 / Die Grünen sei bisher nicht bekannt gewesen. Er rege deshalb an, diesen
Vorschlag sowie die übrigen Argumente, die heute genannt worden seien, noch
einmal in den Fraktionen zu beraten und die Beschlussfassung über diesen
Tagesordnungspunkt zurückzustellen.
Ratsfrau Rasenack erkundigt sich, wie die
Kommunalaufsicht sich verhalten werde, wenn die Stadt eine zusätzliche
freiwillige Leistung bewilligen werde.
Herr Rüstmann führt aus, da die Stadt der
Aufsichtsbehörde einen defizitären Haushalt vorgelegt habe, müsse die Ausgabe
genehmigt werden. Bei einer konkreten Anfrage, werde die Zustimmung
voraussichtlich versagt. Wie der Landkreis Friesland sich verhalten werde, wenn
eine entsprechende Förderung Bestandteil einer Auflistung über sämtliche
freiwilligen Leistungen sei, könne er nicht beantworten.
Ratsherr Dr. Bollmeyer würde es begrüßen, wenn der Ausschuss
bereits heute eine Stellungnahme abgeben
würde, ob er dem Vorschlag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen generell
zustimmen könne.
Die übrigen Ausschussmitglieder
erklären, dieses sei nicht möglich, da die neuen Aspekte zunächst mit den
übrigen Fraktionsmitgliedern beraten werden müssten.
Bürgermeister Albers schlägt vor, die Angelegenheit unter
Einbeziehung des Antrages der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen erneut in die
Fraktionen zur Beratung zu geben.
Nach kurzer weiterer Diskussion lässt
der Vorsitzende über diesen Vorschlag abstimmen.
Abstimmung: mehrheitlich beschlossen Ja
5 Nein 1 Enthaltung
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