Sitzung: 12.02.2015 Ausschuss für Schule, Jugend, Soziales und Familie
Vorlage: MV/0833/2011-2016
Die Vorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt
Herrn Weber und Herrn von Heynitz. Sie sei sehr dankbar für die Bereitschaft
der beteiligten Integrationslotsen die Integration von Flüchtlingen in Jever zu
unterstützen und damit zu erleichtern. Dann bittet sie die beiden Vertreter der
Integrationslotsen über Ihre Arbeit zu berichten.
Herr Weber führt kurz zum Werdegang auf
Einrichtung des Lotsenteams in Jever aus, beginnend mit der ca. 6-wöchigen
Ausbildung im Sommer letzten Jahres. Der Kurs habe die Teilnehmer für ihre
zukünftigen Aufgaben stark sensibilisieren können. Dennoch seien die Tätigkeitsbereiche
doch wesentlich umfangreicher als man sich dies anfangs vorgestellt habe. Zudem
müsse man die Arbeit von Frau Münk ausdrücklich loben, denn sie sei eine gute
Fachkraft und habe die Integrationslotsen sehr kompetent in ihre
Tätigkeitsfelder eingeführt und begleite diese stetig mit ihrem umfangreichen
Erfahrungsschatz.
Herr von Heynitz beschreibt anschließend die konkrete
Arbeit der Lotsen anhand von individuellen Problemlagen der einzelnen Familien.
Es sei oftmals sehr ergreifend wie die Familien und deren Kinder sich über die
Hilfen freuen würden, beginnend mit der
Einweisung in die von der Stadt angemieteten Wohnung. Auch wenn die Wohnungen
nur in einfachster Form vom Diakonischen Werk eingerichtet seien, habe man das
Gefühl, dass die Flüchtlinge einen solchen „Luxus“ noch niemals erlebt hätten.
Sie kämen lediglich mit ein paar Plastiktaschen und alten Koffern in Jever am
Bahnhof an und hätten weiter keinerlei Habe.
Anschließend erläutert er kurz die
Hilfestellungen der Lotsen in den ersten Wochen nach der Ankunft in Jever. Dies
seien insbesondere Hinweise auf günstige Einkaufsmöglichkeiten, auf die
Inanspruchnahme sozialer Dienste wie Kleiderkammer und Tafel sowie die
Bewältigung einfachster Alltagsprozesse wie Mülltrennung, die Bedienung von Haushaltsgeräten
und Ähnlichem.
Danach kümmere man sich um die
Einschulung der Kinder, um einen Betreuungsplatz im Kindergarten, um die
ärztliche Versorgung auch um Kontakte zu den Sportvereinen. Bei den
Schulkindern sei es des Weiteren erforderlich, die notwendigen Schulbücher,
einen Schulranzen und die Schulsportbekleidung zu beschaffen. Die
diesbezügliche Zusammenarbeit mit den Schulen, den Kindertagesstätten und den
örtlichen Vereinen sei sehr gut und
stets kooperativ.
Die größte Problematik liege bei den
fehlenden Sprachkenntnissen der Flüchtlinge. Daher sei man bestrebt, möglichst
zeitnah Deutschunterricht sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen zu
organisieren. Für die Kinder nehme man neben den Schulen vorwiegend die
örtliche Schülerhilfe in Anspruch und für die Erwachsenen habe man zwei
ehemalige Lehrerinnen für einen ersten Sprachunterricht gewinnen können.
Abschließend erläutert Herr von Heynitz
anhand von Einzelschicksalen die rechtliche Aufenthaltssituation der
Flüchtlinge. Einigen Familien drohe bereits nach wenigen Monaten wieder die
Abschiebung. Auch wenn es viele Einspruchsmöglichkeiten (Härtefallkomission
etc.) gebe, seien solche Situationen für die Betroffenen eine starke und
dauerhafte seelische Belastung, die oftmals zu Krankheiten führen würden. Der
Umgang mit dieser Problematik sei auch für die Lotsen nicht immer einfach,
dennoch lasse man sich nicht beirren und biete den Familien alle möglichen
Hilfestellungen weiterhin an bis hin zu intensiven Gesprächen mit der Ausländerbehörde.
Die Vorsitzende bedankt sich zunächst für die
umfangreichen Ausführungen.
Herr Berger teilt ergänzend zum Vortrag von Herrn
von Heynitz im Hinblick auf die Vermittlung der deutschen Sprache mit, dass für
den Sommer diesen Jahres ein Feriensprachcamp mit Flüchtlingskindern in
Schillig geplant sei. Finanziert werdes diese Angebot über die Lotto-Stiftung.
Herr Schwanzar führt aus, dass es sehr wichtig sei,
eine funktionierende Willkommenskultur für die Flüchtlinge aufzubauen. Man
müsse sich dieser Thematik stellen, da immer weitere Flüchtlingswellen zu
erwarten seien. Die gesamte Bevölkerung müsse für die Integration
sensibilisiert werden.
Die Vorsitzende ergänzt, dass sich weitere
Interessierte für eine Mitarbeit bei den Integrationslotsen gemeldet hätten. Es
sollte daher überlegt werden, nochmals einen entsprechenden Ausbildungskurs
anzubieten.
Herr Lange erklärt, dass nach seiner Vorstellung
ein Integrationslotse maximal 2 Familien betreuen könne. Daher seien 8 Lotsen
sehr wenig, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen und es sei wünschenswert,
weitere Ehrenamtliche mit einzubinden.
Herr Weber ergänzt seinen Vortrag damit, dass die
Integrationslotsen die Gründung eines eigenen Vereins anstreben würden.
Entsprechende Vereine gebe es auch bereits in anderen Städten und Gemeinden.
Als Verein könne man selbständiger arbeiten, Gelder einwerben und weitere
Kontakte knüpfen und ausbauen.
Herr Andersen erklärt, dass in Jever sehr viel Arbeit
in die Integration von Flüchtlingen investiert werde. Auf der anderen Seite
werde man in vielen Fällen jeweils bereits nach kurzer Zeit mit einer drohenden
Abschiebung der Betroffenen konfrontiert. Es seien oftmals sehr lange Zeiträume
in denen die Flüchtlinge mit dieser Drohung leben müssten und dies sei sehr
grausam und unmenschlich. Die Parteien seien hier allesamt gefragt, Druck auf
Bund und Land auszuüben, damit sich an dieser Praxis etwas ändere.
Bürgermeister Albers bestätigt, dass die Integrationslotsen
sich gemeinsam mit Landkreis und Stadt sehr stark einsetzen würden. Auch für
ihn sei die Abschiebepraxis sehr unmenschlich. Daher sei es um so wichtiger,
dass sich noch mehr Menschen um die Flüchtlinge kümmern würden.
Er bedankt sich abschließend bei den Integrationslotsen
außerordentlich für deren großes Engagement und auch dahingehend dafür, dass
die dort Beteiligten diese Thematik aus der Anonymität in Jever hervorgeholt
hätten.
Im Übrigen nimmt der Ausschuss die Ausführungen der Integrationslotsen über ihre Tätigkeitsbereiche und um die aktuelle Situation der Flüchtlinge in Jever zur Kenntnis.