Die Vorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Weber und Herrn von Heynitz. Sie sei sehr dankbar für die Bereitschaft der beteiligten Integrationslotsen die Integration von Flüchtlingen in Jever zu unterstützen und damit zu erleichtern. Dann bittet sie die beiden Vertreter der Integrationslotsen über Ihre Arbeit zu berichten.

 

Herr Weber führt kurz zum Werdegang auf Einrichtung des Lotsenteams in Jever aus, beginnend mit der ca. 6-wöchigen Ausbildung im Sommer letzten Jahres. Der Kurs habe die Teilnehmer für ihre zukünftigen Aufgaben stark sensibilisieren können. Dennoch seien die Tätigkeitsbereiche doch wesentlich umfangreicher als man sich dies anfangs vorgestellt habe. Zudem müsse man die Arbeit von Frau Münk ausdrücklich loben, denn sie sei eine gute Fachkraft und habe die Integrationslotsen sehr kompetent in ihre Tätigkeitsfelder eingeführt und begleite diese stetig mit ihrem umfangreichen Erfahrungsschatz.  

 

Herr von Heynitz beschreibt anschließend die konkrete Arbeit der Lotsen anhand von individuellen Problemlagen der einzelnen Familien. Es sei oftmals sehr ergreifend wie die Familien und deren Kinder sich über die Hilfen freuen würden, beginnend mit der
Einweisung in die von der Stadt angemieteten Wohnung. Auch wenn die Wohnungen nur in einfachster Form vom Diakonischen Werk eingerichtet seien, habe man das Gefühl, dass die Flüchtlinge einen solchen „Luxus“ noch niemals erlebt hätten. Sie kämen lediglich mit ein paar Plastiktaschen und alten Koffern in Jever am Bahnhof an und hätten weiter keinerlei Habe.

Anschließend erläutert er kurz die Hilfestellungen der Lotsen in den ersten Wochen nach der Ankunft in Jever. Dies seien insbesondere Hinweise auf günstige Einkaufsmöglichkeiten, auf die Inanspruchnahme sozialer Dienste wie Kleiderkammer und Tafel sowie die Bewältigung einfachster Alltagsprozesse wie Mülltrennung, die Bedienung von Haushaltsgeräten und Ähnlichem.

Danach kümmere man sich um die Einschulung der Kinder, um einen Betreuungsplatz im Kindergarten, um die ärztliche Versorgung auch um Kontakte zu den Sportvereinen. Bei den Schulkindern sei es des Weiteren erforderlich, die notwendigen Schulbücher, einen Schulranzen und die Schulsportbekleidung zu beschaffen. Die diesbezügliche Zusammenarbeit mit den Schulen, den Kindertagesstätten und den örtlichen Vereinen  sei sehr gut und stets kooperativ.

 

Die größte Problematik liege bei den fehlenden Sprachkenntnissen der Flüchtlinge. Daher sei man bestrebt, möglichst zeitnah Deutschunterricht sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen zu organisieren. Für die Kinder nehme man neben den Schulen vorwiegend die örtliche Schülerhilfe in Anspruch und für die Erwachsenen habe man zwei ehemalige Lehrerinnen für einen ersten Sprachunterricht gewinnen können.  

 

Abschließend erläutert Herr von Heynitz anhand von Einzelschicksalen die rechtliche Aufenthaltssituation der Flüchtlinge. Einigen Familien drohe bereits nach wenigen Monaten wieder die Abschiebung. Auch wenn es viele Einspruchsmöglichkeiten (Härtefallkomission etc.) gebe, seien solche Situationen für die Betroffenen eine starke und dauerhafte seelische Belastung, die oftmals zu Krankheiten führen würden. Der Umgang mit dieser Problematik sei auch für die Lotsen nicht immer einfach, dennoch lasse man sich nicht beirren und biete den Familien alle möglichen Hilfestellungen weiterhin an bis hin zu intensiven Gesprächen mit der Ausländerbehörde. 

 

Die Vorsitzende bedankt sich zunächst für die umfangreichen Ausführungen.  

 

Herr Berger teilt ergänzend zum Vortrag von Herrn von Heynitz im Hinblick auf die Vermittlung der deutschen Sprache mit, dass für den Sommer diesen Jahres ein Feriensprachcamp mit Flüchtlingskindern in Schillig geplant sei. Finanziert werdes diese Angebot über die Lotto-Stiftung.

 

Herr Schwanzar führt aus, dass es sehr wichtig sei, eine funktionierende Willkommenskultur für die Flüchtlinge aufzubauen. Man müsse sich dieser Thematik stellen, da immer weitere Flüchtlingswellen zu erwarten seien. Die gesamte Bevölkerung müsse für die Integration sensibilisiert werden.

 

Die Vorsitzende ergänzt, dass sich weitere Interessierte für eine Mitarbeit bei den Integrationslotsen gemeldet hätten. Es sollte daher überlegt werden, nochmals einen entsprechenden Ausbildungskurs anzubieten.

 

Herr Lange erklärt, dass nach seiner Vorstellung ein Integrationslotse maximal 2 Familien betreuen könne. Daher seien 8 Lotsen sehr wenig, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen und es sei wünschenswert, weitere Ehrenamtliche mit einzubinden.

 

Herr Weber ergänzt seinen Vortrag damit, dass die Integrationslotsen die Gründung eines eigenen Vereins anstreben würden. Entsprechende Vereine gebe es auch bereits in anderen Städten und Gemeinden. Als Verein könne man selbständiger arbeiten, Gelder einwerben und weitere Kontakte knüpfen und ausbauen.

 

Herr Andersen erklärt, dass in Jever sehr viel Arbeit in die Integration von Flüchtlingen investiert werde. Auf der anderen Seite werde man in vielen Fällen jeweils bereits nach kurzer Zeit mit einer drohenden Abschiebung der Betroffenen konfrontiert. Es seien oftmals sehr lange Zeiträume in denen die Flüchtlinge mit dieser Drohung leben müssten und dies sei sehr grausam und unmenschlich. Die Parteien seien hier allesamt gefragt, Druck auf Bund und Land auszuüben, damit sich an dieser Praxis etwas ändere.

 

Bürgermeister Albers bestätigt, dass die Integrationslotsen sich gemeinsam mit Landkreis und Stadt sehr stark einsetzen würden. Auch für ihn sei die Abschiebepraxis sehr unmenschlich. Daher sei es um so wichtiger, dass sich noch mehr Menschen um die Flüchtlinge kümmern würden.

 

Er bedankt sich abschließend bei den Integrationslotsen außerordentlich für deren großes Engagement und auch dahingehend dafür, dass die dort Beteiligten diese Thematik aus der Anonymität in Jever hervorgeholt hätten.

 

Im Übrigen nimmt der Ausschuss die Ausführungen der Integrationslotsen über ihre Tätigkeitsbereiche und um die aktuelle Situation der Flüchtlinge in Jever zur Kenntnis.