Sitzung: 04.03.2021 Ausschuss für Schule, Jugend, Soziales und Familie
Beschluss: Abstimmung: einstimmig beschlossen:
Abstimmung: Ja: 7, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: BV/1342/2016-2021
Der in der
Anlage beigefügten Konzeption der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in
Jever wird zugestimmt.
Herr Rühle trägt vor, dass man einerseits schon
viel erreicht habe, andererseits jedoch noch viel zu tun sei in der Arbeit mit
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Jugendarbeit sei ein sehr
junges Arbeitsfeld der Sozialarbeit und habe sich in den letzten 10 Jahren
immer deutlicher und professioneller positioniert. Es hätten sich Stärken
herausgestellt wie die Beziehungsarbeit, die Teilhabe, die prozessorientierte
Gestaltung von Räumen und Entwicklungen, die Inklusion, die Flexibilität sowie
eine stetige Begleitung der Kinder und Jugendlichen. Zudem habe die
fortlaufende Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte in der
Jugendhilfe in den letzten Jahren eine stetig steigende Bedeutung gewonnen. Die
Jugendhilfe müsse heutzutage stetig „über den Tellerrand schauen“ um Anschluss
an die Bedürfnisse und die Entwicklung der Jugendlichen zu halten.
Stillstand sei Rückschritt und dies zeige sich
in der täglichen Arbeit, insbesondere im digitalen Bereich. Seit 1998 sei das
Jugendhaus zwar auch digital „unterwegs“, seinerzeit beginnend mit dem 1.
Internetcafé, doch erst seit kurzem und sicherlich verstärkt durch die Corona-Krise
habe man erkennen müssen, dass man immer nur aus der analogen Welt heraus auf
die digitale Welt geschaut habe. Es wurde übersehen, dass sich Kinder,
Jugendliche und besonders junge Erwachsene sehr häufig in der digitalen Welt
aufhalten. Ob in sozialen Medien, in Chaträumen, TikTok oder
Gaming-Plattformen. Es sei Fakt, dass die Offene Kinder und Jugendarbeit dort
kaum Angebote vorhalte, obwohl dies gesetzlicher Auftrag sei. Daher werde es
Zeit, intensiv daran zu arbeiten und dies zu ändern. Es sei erforderlich,
digitale Jugendräume zu organisieren auch über die Stadtgrenzen hinaus
gemeinsam mit den umliegenden Jugendzentren, mit dem Landkreises Friesland und
der Stadt Wilhelmshaven. Dies werde nicht zum „Nulltarif“ möglich sein, aber
man sei zuversichtlich, hier bereits auf einem guten Weg zu sein. Die weitere
Jugendarbeit benötige einen offenen Geist und mutiges Handeln.
Herr Werber erklärt, dass er mit der
Sitzungsvorlage, der neuen Konzeption und den Ausführungen von Herrn Rühle
einiges über die moderne Jugendarbeit erfahren habe. Zudem hinterfragt er die
Arbeit mit Jugendlichen, die integriert werden müssten, wieviel Kinder in Jever
hiervon betroffen seien und ob auch Flüchtlingskinder die Angebote des
Jugendhauses in Anspruch nehmen würden.
Herr Rühle antwortet, dass ca. 10 % der Kinder und
Jugendlichen das Jugendhaus besuchen oder zumindest regelmäßig mit dem
Jugendhaus in Kontakt treten würden. Dies seinen zahlenmäßig ca. 250 Kinder und
Jugendliche, darunter auch viele Kinder mit Migrationshintergrund. Andererseits
sei man schon darauf angewiesen, dass die Jugendlichen aus eigenen Stücken
heraus an das Jugendhaus herantreten würden, da man sie dazu nicht zwingen
könne.
Herr Werber fragt an, ob das Jugendhaus ein Konzept
habe, um an die Kinder „heranzukommen“, die Hilfe benötigen würden und ob man
eine Strategie habe, wie man sie an das Jugendhaus heranführen könne.
Herr Rühle erklärt dazu, dass man bereits seit
mehreren Jahren eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen pflege. Die Vernetzung
sei hier sehr gut. Diese Kontakte zu den Schulen führten dazu, dass sich die
Kinder immmer öfter dazu bewegen ließen, das Jugendhaus aufzusuchen.
Frau Golland bestätigt, dass auch ihre Schule mehrere
AG’s gemeinsam mit dem Jugendhaus im Rahmen des Ganztagsbetriebes ins Leben
gerufen habe. Darüber hinaus gebe es in der Paul-Sillus-Schule entsprechend
zielgerichtete Projektarbeiten und vom Jugendhaus organisierte Workshops, die
den Kontakt der Kinder zum Jugendhaus hergestellt hätten. Dies gelte vorwiegend
für die Dritt- und Viertklässler und dort insbesondere für die in dieser
Hinsicht bedürftigen Kinder.
Herr Rühle ergänzt, dass man entsprechend mit allen
Schulen in Jever kooperiere und dort für einen Kontakt zum Jugendhaus oder gar
einem Besuch stetig werbe.
Frau Berghaus fragt an, ob die materielle Ausstattung
im Hause im Hinblick auf die Digitalisierung ausreichend sei.
Herr Rühle antwortet, dass man erst kürzlich
mehrere Laptops sowie weitere digitale Ausstattungsgegenstände angeschafft
habe. Hier sei jedoch auch weiterhin stetiger Bedarf gegeben, um auf dem „Stand
der Dinge“ zu bleiben.
Darüber hinaus seien allerdings auch die
personellen Ressourcen von großer Bedeutung, um mit dem digitalen Fortschritt
mithalten zu können. Nach einer Studie der Stadt Wolfsburg seien die
Jugendlichen in diesem Bereich oftmals
erheblich weiter als die Betreuer sowie das pädagogische Fachpersonal.
Daher gelte es hier noch stärker „am Ball zu bleiben“. In diesem Zusammenhang verweist er des
Weiteren auf eine aktuelle Umfrage unter Jugendlichen und verteilt dazu ein
entsprechendes Ermittlungsergebnis zur Frage, was den Kindern und Jugendlichen
heutzutage von größter Wichtigkeit sei. Daraus ergibt sich, dass ihnen „WLAN
und AKKU“ wichtiger seien als die Grundbedürfnisse des Lebens wie Essen,
Kleidung und Wohnen sowie Selbstverwirklichung, Wertschätzung und soziale
Kontakte.
Die
entsprechende Darstellung ist dem Protokoll in der Anlage beigefügt.
Bürgermeister
Albers
ergänzt, dass sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr verändert habe
und hier weitere personelle Kapazitäten sowie digitale Sachmittel erforderlich
seien, um dem Auftrag einer zukunftsweisenden Jugendarbeit weiterhin gerecht
werden zu können. Er sei froh, dass sich das Jugendhaus in Jever bereits sehr
früh mit der fortschreitenden Digitalisierung und der sich stetig verändernden
Medienwelt insgesamt beschäftigt habe, um hier nicht den Anschluss zu
verlieren.
Der Vorsitzende plädiert abschließend dafür, den jetzt
eigeschlagenen Weg konsequent beizubehalten und die dafür erforderlichen Mittel
bereitzustellen. Auch der Stadtjugendring werde dieses Vorgehen weiter im
Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen und begleiten.
Sodann beschließt der Ausschuss folgenden Beschlussvorschlag: