Beschluss: Abstimmung: einstimmig beschlossen:

Abstimmung: Ja: 7, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0

Der in der Anlage beigefügten Konzeption der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in Jever wird zugestimmt.

 


Herr Rühle trägt vor, dass man einerseits schon viel erreicht habe, andererseits jedoch noch viel zu tun sei in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Jugendarbeit sei ein sehr junges Arbeitsfeld der Sozialarbeit und habe sich in den letzten 10 Jahren immer deutlicher und professioneller positioniert. Es hätten sich Stärken herausgestellt wie die Beziehungsarbeit, die Teilhabe, die prozessorientierte Gestaltung von Räumen und Entwicklungen, die Inklusion, die Flexibilität sowie eine stetige Begleitung der Kinder und Jugendlichen. Zudem habe die fortlaufende Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte in der Jugendhilfe in den letzten Jahren eine stetig steigende Bedeutung gewonnen. Die Jugendhilfe müsse heutzutage stetig „über den Tellerrand schauen“ um Anschluss an die Bedürfnisse und die Entwicklung der Jugendlichen zu halten.

Stillstand sei Rückschritt und dies zeige sich in der täglichen Arbeit, insbesondere im digitalen Bereich. Seit 1998 sei das Jugendhaus zwar auch digital „unterwegs“, seinerzeit beginnend mit dem 1. Internetcafé, doch erst seit kurzem und sicherlich verstärkt durch die Corona-Krise habe man erkennen müssen, dass man immer nur aus der analogen Welt heraus auf die digitale Welt geschaut habe. Es wurde übersehen, dass sich Kinder, Jugendliche und besonders junge Erwachsene sehr häufig in der digitalen Welt aufhalten. Ob in sozialen Medien, in Chaträumen, TikTok oder Gaming-Plattformen. Es sei Fakt, dass die Offene Kinder und Jugendarbeit dort kaum Angebote vorhalte, obwohl dies gesetzlicher Auftrag sei. Daher werde es Zeit, intensiv daran zu arbeiten und dies zu ändern. Es sei erforderlich, digitale Jugendräume zu organisieren auch über die Stadtgrenzen hinaus gemeinsam mit den umliegenden Jugendzentren, mit dem Landkreises Friesland und der Stadt Wilhelmshaven. Dies werde nicht zum „Nulltarif“ möglich sein, aber man sei zuversichtlich, hier bereits auf einem guten Weg zu sein. Die weitere Jugendarbeit benötige einen offenen Geist und mutiges Handeln. 

 

Herr Werber erklärt, dass er mit der Sitzungsvorlage, der neuen Konzeption und den Ausführungen von Herrn Rühle einiges über die moderne Jugendarbeit erfahren habe. Zudem hinterfragt er die Arbeit mit Jugendlichen, die integriert werden müssten, wieviel Kinder in Jever hiervon betroffen seien und ob auch Flüchtlingskinder die Angebote des Jugendhauses in Anspruch nehmen würden.

 

Herr Rühle antwortet, dass ca. 10 % der Kinder und Jugendlichen das Jugendhaus besuchen oder zumindest regelmäßig mit dem Jugendhaus in Kontakt treten würden. Dies seinen zahlenmäßig ca. 250 Kinder und Jugendliche, darunter auch viele Kinder mit Migrationshintergrund. Andererseits sei man schon darauf angewiesen, dass die Jugendlichen aus eigenen Stücken heraus an das Jugendhaus herantreten würden, da man sie dazu nicht zwingen könne.

 

Herr Werber fragt an, ob das Jugendhaus ein Konzept habe, um an die Kinder „heranzukommen“, die Hilfe benötigen würden und ob man eine Strategie habe, wie man sie an das Jugendhaus heranführen könne.

 

Herr Rühle erklärt dazu, dass man bereits seit mehreren Jahren eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen pflege. Die Vernetzung sei hier sehr gut. Diese Kontakte zu den Schulen führten dazu, dass sich die Kinder immmer öfter dazu bewegen ließen, das Jugendhaus aufzusuchen.

 

Frau Golland bestätigt, dass auch ihre Schule mehrere AG’s gemeinsam mit dem Jugendhaus im Rahmen des Ganztagsbetriebes ins Leben gerufen habe. Darüber hinaus gebe es in der Paul-Sillus-Schule entsprechend zielgerichtete Projektarbeiten und vom Jugendhaus organisierte Workshops, die den Kontakt der Kinder zum Jugendhaus hergestellt hätten. Dies gelte vorwiegend für die Dritt- und Viertklässler und dort insbesondere für die in dieser Hinsicht bedürftigen Kinder. in

 

Herr Rühle ergänzt, dass man entsprechend mit allen Schulen in Jever kooperiere und dort für einen Kontakt zum Jugendhaus oder gar einem Besuch stetig werbe.

 

Frau Berghaus fragt an, ob die materielle Ausstattung im Hause im Hinblick auf die Digitalisierung ausreichend sei.

 

Herr Rühle antwortet, dass man erst kürzlich mehrere Laptops sowie weitere digitale Ausstattungsgegenstände angeschafft habe. Hier sei jedoch auch weiterhin stetiger Bedarf gegeben, um auf dem „Stand der Dinge“ zu bleiben.

Darüber hinaus seien allerdings auch die personellen Ressourcen von großer Bedeutung, um mit dem digitalen Fortschritt mithalten zu können. Nach einer Studie der Stadt Wolfsburg seien die Jugendlichen in diesem Bereich oftmals  erheblich weiter als die Betreuer sowie das pädagogische Fachpersonal. Daher gelte es hier noch stärker „am Ball zu bleiben“.  In diesem Zusammenhang verweist er des Weiteren auf eine aktuelle Umfrage unter Jugendlichen und verteilt dazu ein entsprechendes Ermittlungsergebnis zur Frage, was den Kindern und Jugendlichen heutzutage von größter Wichtigkeit sei. Daraus ergibt sich, dass ihnen „WLAN und AKKU“ wichtiger seien als die Grundbedürfnisse des Lebens wie Essen, Kleidung und Wohnen sowie Selbstverwirklichung, Wertschätzung und soziale Kontakte.

 

Die entsprechende Darstellung ist dem Protokoll in der Anlage beigefügt.

 

Bürgermeister Albers ergänzt, dass sich die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr verändert habe und hier weitere personelle Kapazitäten sowie digitale Sachmittel erforderlich seien, um dem Auftrag einer zukunftsweisenden Jugendarbeit weiterhin gerecht werden zu können. Er sei froh, dass sich das Jugendhaus in Jever bereits sehr früh mit der fortschreitenden Digitalisierung und der sich stetig verändernden Medienwelt insgesamt beschäftigt habe, um hier nicht den Anschluss zu verlieren. 

 

Der Vorsitzende plädiert abschließend dafür, den jetzt eigeschlagenen Weg konsequent beizubehalten und die dafür erforderlichen Mittel bereitzustellen. Auch der Stadtjugendring werde dieses Vorgehen weiter im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen und begleiten. 

 

Sodann beschließt der Ausschuss folgenden Beschlussvorschlag: