Beschluss: Zur Kenntnis genommen.

 

 


Herr Rüstmann führt einleitend aus, dass die Verwaltung in der Sitzung vom 19.05.2021 bereits einen Vorschlag zur Umgestaltung eines Teilbereichs des Alten Marktes unterbreitet habe. Einigen Ausschussmitgliedern sei dieser Vorschlag nicht weit genug gegangen. Aufgrund der in diesem Zusammenhang mit der Denkmalpflege geführten Gespräche sei die Verwaltung davon ausgegangen, dass nicht mehr möglich sei. Die Politik habe allerdings den Wunsch geäußert, diese Problematik einmal mit der Denkmalpflege direkt zu diskutieren. Aus diesem Grunde seien Frau Ritter von der Oberen Denkmalbehörde, Fachberatung, und Herr Dr. Dehrendorf von der Unteren Denkmalbehörde, Genehmigungsbehörde, zur heutigen Sitzung eingeladen worden.

 

Frau Ritter erläutert sodann anhand des Niedersächsischen Denkmalatlas die denkmalpflegerische Bedeutung des Alten Marktes: So sei der Alte Markt bereits in früheren Jahrhunderten ein zentraler Ort für die Begegnung von Menschen und das Abhalten von Märkten gewesen. Eine besondere Stellung nahmen die Viehmärkte ein, damit wurde der Alte Markt zu einem für das Land wichtigen Umschlageplatz, der viele Besucher anlockte. Daher prägen bis heute Gasthäuser, Hotels, Wohn- und Geschäftshäuser aber auch Banken den Platz. An der Erhaltung des Marktplatzes besteht aufgrund seiner geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung wegen des Zeugniswerts als überregionaler Handelsplatz mit ortsbildprägender Wirkung ein öffentliches Interesse.

 

Der denkmalrechtliche Wert müsse im Hinblick auf etwaige Umgestaltungen  auf jeden Fall bestehen bleiben. Es sei schwierig, in diesem Zusammenhang  Einzelentscheidungen zu treffen, ohne eine Gesamtbetrachtung der Fläche anzustellen. Bei allem was gemacht werde, dürfe die Schutzfunktion des Denkmalrechts nicht außer acht bleiben. Eine Möglichkeit für das weitere Vorgehen könne die Erstellung eines denkmalpflegerischen Rahmenplanes sein. In diesem Rahmenplan werde man unterschiedliche Dinge untersuchen, wie zum Beispiel die Entwicklung des Platzes im Laufe der Jahrhunderte oder die Defizite, die dieser Platz ggf. aufzeige. Im Anschluss an den Rahmenplan könne man dann eine Bürgerbeteiligung durchführen. Die Umgestaltung befinde sich damit in einem geregelten Rahmen. Letztlich müsse dann eine Abwägung getroffen werden zwischen den denkmalrechtlichen Interesse und dem allgemeinen Interesse an einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf dem Platz.

 

Herr Dr. Dehrendorf vertritt die Meinung, dass durch die Teilplanung bereits jetzt ein großer Sprung nach vorne erkennbar sei. Im Bezug auf das Pflaster habe es in der der Vergangenheit schon mehrfach Überlegungen gegeben, diese zu ersetzen. Diese Ansätze seien jedoch erfolglos geblieben. Der von Frau Ritter vorgeschlagene Rahmenplan biete die Chance, auch das Pflaster thematisch anzugehen. Er teile die Ansicht von Frau Ritter, dass es wichtig sei, den offenen Platzcharakter zu erhalten. Die Bebauung aus dem 19. Jahrhundert dürfe in ihrer optischen Wirkung nicht eingeschränkt werden. Dass es sich bei dem Pflaster nicht um  ein historisch verbürgtes Material handele, spreche für die Möglichkeit der Umgestaltung. In diesem Zusammenhang komme es entscheidend auf die Qualität des Planers an, die sich am besten durch einen Wettbewerb erreichen lasse.  

 

Danach unterbricht der Vorsitzende die öffentliche Sitzung und gibt einer Einwohnerin Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen.

 

Von Seiten der Denkmalpflege wird geantwortet, dass auch dieses mit dem Rahmenplan geprüft werden müsse.

 

Ratsherr Harjes äußert sich positiv überrascht über die von Frau Ritter und Herrn Dr. Dehrendorf aufgezeigten Möglichkeiten einer Gesamtbetrachtung der Situation. Er finde es gut, dass so etwas nicht gleich verworfen werde. Er empfinde es allerdings als fragwürdig, dass nicht alle Gestaltungselemente historischen Ursprungs seien, trotzdem aber an diesen in der Vergangenheit festgehalten worden sei.

 

Im Weiteren spricht sich Herr Harjes dafür aus, Gastronomie auf dem Platz zu ermöglichen. Dieses würde erheblich zur Aufenthaltsqualität auf dem Platz beitragen.

 

Frau Ritter betont noch einmal, dass auch diese Fragestellung in einer Gesamtbetrachtung geklärt werden müsse.

 

Ratsherr Funk erläutert, dass er als gebürtiger Jeveraner die Einzelentscheidungen  zu denkmalgeschützten Gebäuden in den letzten Jahrzehnten  in Jever genau verfolgt habe. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, wie es, offenkundig mit Billigung der Denkmalbehörde, zur Beseitigung denkmalrechtlich wertvoller Gebäude am Alten Markt habe kommen können, auf der anderen Seite aber die Bemühungen zur Belebung des Alten Marktes bislang immer auf eine kritische Grundhaltung gestoßen sei.

 

Frau Ritter erwidert, dass es nichts bringe, die Fehler der Vergangenheit jetzt als Argument in die Diskussion einzubringen. Diese könnten nicht dazu genutzt werden, um die rechtlichen Vorgaben aufzuweichen. Sie bitte auch zu bedenken, dass der jetzige Zustand des Alten Marktes vor ca. 30 Jahren geschaffen worden sei. Natürlich sei es so, dass es heute andere Bedürfnisse gebe, die dann mit den denkmalrechtlichen Belangen abzuwägen seien.

 

Ratsherr Janßen unterstreicht die Bedeutung des Alten Marktes für die Stadt. Für seine Fraktion sei die Barrierefreiheit ein sehr wichtiges Thema. Deshalb solle man jetzt die Gelegenheit nutzen, diese Frage im Rahmen einer Gesamtbetrachtung anzugehen. Hierzu sei eine Bürgerbeteiligung unverzichtbar. Man dürfe in diesem Zusammenhang aber nicht außer Acht lassen, dass die Stadt noch andere wichtige Vorhaben zu bewältigen habe, die viel Geld kosteten.

 

Ratsherr Albers fühlt sich durch die Aussagen von Frau Ritter in seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Umgestaltung nur eines Teilbereichs des Alten Marktes bestätigt. Dieses gelte insbesondere im Hinblick auf den Vorschlag, eine Gesamtbetrachtung anzustellen. 

 

Ratsherr Albers bittet im Weiteren darum, konkrete Beispiele zu benennen, was auf einem Platz wie dem Alten Markt grundsätzlich möglich sei bzw. was in einem  Rahmenplan konkret festgelegt werde.

 

Frau Ritter verweist auf ihre bisherigen Ausführungen und erklärt, dass keine pauschalen Aussagen ohne Gesamtbetrachtung des Platzes getätigt werden können. Im Rahmenplan erfolge eine Analyse der Stärken und Schwächen unter Einbeziehung des historischen Hintergrunds, woraus dann Lösungsansätze entwickelt würden.

 

Weiterhin bittet Ratsherr Albers um Auskunft, welche historische Epoche die Grundlage für den Denkmalschutz bilde.

 

Frau Ritter erläutert, dass als prägende Phase der Anfang des  19. Jahrhunderts gelte, als die heute noch vorhandenen Hochbauten entstanden seien.

 

Herr Tönnies unterstreicht ebenfalls den Charakter des Alten Marktes als offene und großzügige Begegnungsfläche. Dieser Charakter müsse unbedingt erhalten bleiben. Die Denkmalpflege will keine unnötigen Vorgaben machen, allerdings habe man auch eine Verpflichtung, das Wesentliche zu erhalten. Auch wenn er dem Wunsch nach einer Gesamtbetrachtung nicht widersprechen wolle, müsse man auch bedenken, dass man nicht immer alles nach hinten schieben könne, was zur Umsetzung anstehe. Er hält eine Umsetzung der Teillösung und eine gleichzeitige Beauftragung der Rahmenplanung für denkbar.

 

Ratsherr Werber betont ebenfalls die wertvolle Kulisse des Alten Marktes, die Touristen sofort „gefangen nehme“. Trotzdem sei es unabdingbar, Verbesserungen vorzunehmen. Er spreche sich ebenfalls dafür aus, als Grundlage einen Rahmenplan erstellen zu lassen.

 

Ratsherr Funk erklärt, man sei heute einen ganzen Schritt weitergekommen und sollte die Vorschläge aufarbeiten und in der nächsten Sitzung in die Beratungen geben.

 

Ratsherr Albers bittet um Auskunft, warum die Bänke in dem Vorhaben „Teilbereich Eiscafé“ eine bestimmte Höhe nicht überschreiten dürften. Dieses sei hinsichtlich der Rückenlehnen wenig komfortabel.

 

Frau Ritter erläutert, dass Sichtbarrieren in der Mitte des Platzes begrenzt werden müssten.

 

Der Vorsitzende verweist darauf, dass durch historische Quellen dokumentiert sei, dass man Anfang des 19. Jahrhunderts überlegt habe, die Abschüssigkeit des Alten Marktes zu beseitigen. Er bitte Frau Ritter um Auskunft, ob dieses heute noch diskutabel sei.

 

Frau Ritter weist darauf hin, dass die Überlegungen letztlich nicht umgesetzt worden seien. Deshalb sei das, was heute vorgefunden werde, der Anknüpfungspunkt für die Denkmalpflege.

 

Bürgermeister Albers nimmt Bezug auf den vorgeschlagenen Rahmenplan und erklärt, dass man selbstverständlich einen Rahmenplan erstellen könne. Allerdings könne man heute nicht abschätzen, ob die Ergebnisse des Rahmenplans dann zu einem zufriedenstellenden Resultat führen würden. Im Gegensatz dazu, habe man mit der Teillösung vor dem Eiscafé einen genehmigungsfähigen Vorschlag, dessen Finanzierung mittlerweile auch über Fördermittel sichergestellt sei. Zu diesem Vorschlag habe man im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung eine positive Rückmeldung erhalten. Die Politik müsse sich entscheiden, ob sie diesen umsetzen wolle. Was letztlich der Rahmenplan an Ergebnisse liefere, bleibe offen. Hier sei man auch nicht vor Überraschungen gefeit, wie die vom Jeverschen Wochenblatt veranlasste Abstimmung zum Kopfsteinpflaster zeige, in der sich 55 % der Teilnehmer für den Erhalt des Kopfsteinpflasters ausgesprochen hätten. Die grundsätzliche Abstimmung zur weiteren Vorgehensweise sollte der neue Rat treffen. Die einzelnen Varianten würden am 01.12.2021 in den Ausschuss eingebracht.

 

VA Rüstmann weist darauf hin, dass Frau Ritter heute hohe Erwartungen geweckt habe, die von der Verwaltung umgesetzt werden müssten. Hierzu fehle ihm im Moment noch eine ausreichende Orientierung, da die Aussagen sehr unkonkret gewesen seien. Dieses berge die Gefahr in sich, dass die Planer keine ausreichende Grundlage hätten, um die Interessen des Denkmalschutzes angemessen berücksichtigen zu können. So lägen wesentliche Forderungen der Politik und der Öffentlichkeit in einer Außengastronomie, einer Baumbepflanzung sowie in Wasserspielen bzw. -flächen. Bislang habe er die Einstellung der Denkmalpflege so verstanden, dass diese Dinge überhaupt nicht möglich seien.

 

Frau Ritter erklärt, dass diese Frage durch den Rahmenplan geklärt werden müsse. Darauf baue dann eine Abwägung auf, die die unterschiedlichen Interessen berücksichtige.

 

Herr Dr. Dehrendorf erklärt, dass die Denkmalpflege auf jeden Fall bei der Erarbeitung der Aufgabenstellung mitwirke. Wichtig sei nur, dass zum Rahmenplan ein Wettbewerb durchgeführt werde, der erfahrungsgemäß die qualitativ besten Ergebnisse bringe. Es sei entscheidend, bei der Auswahl der Teilnehmer über den Tellerrand zu gucken.  

 

Ratsherr Albers wirft die Frage auf, ob eine Umsetzung der Teillösung eine ganzheitliche Betrachtung der Restflächen ausschließe.

 

Frau Ritter erklärt dazu, dass sie lediglich beratende Funktion habe. Aus dieser Funktion heraus halte sie ein Gesamtkonzept für besser, als sich mit Teillösungen zu verzetteln.

 

Herr Dr. Dehrendorf sieht keinen generellen Widerspruch und hält als Genehmigungsbehörde auch spätere Einzelentscheidungen für möglich.

 

Zum Abschluss der Diskussion erteilt der Vorsitzende dem Bürgermeister noch einmal zum weiteren Vorgehen das Wort.

 

Bürgermeister Albers führt aus, dass am 01.12.2021 folgende Alternativen in die Beratung gegeben werden.

 

  1. Erstellung eines Rahmenplans
  2. Umsetzung der Teillösung
  3. Erstellung eines Rahmenplans und Umsetzung der Teillösung.