Sitzung: 27.01.2022 Ausschuss für Kultur, Tourismus, Freizeit, Sicherheit und Ordnung
Beschluss: Abstimmung: ohne Gegenstimme beschlossen:
Abstimmung: Ja: 6, Nein: 0, Enthaltungen: 1
Vorlage: BV/0047/2021-2026
Beschlussvorschlag:
Der Leerstandwettbewerb 2022 wird zurückgestellt und die Verwaltung damit
beauftragt, nach der Sommerpause die gemachten Erfahrungen zusammenzutragen und
die Thematik neu zu behandeln.
Frau Brunken berichtet kurz vom ersten Leerstandwettbewerb
in 2021 und stellt die Teilnahmebedingungen für die geplante zweite Runde vor,
welche aufgrund der gesammelten Erfahrungen leicht abweichen. Anstelle von drei
Gewinnern sollen in diesem Jahr ein bis drei ausgewählt werden, je nach
Quantität und Qualität der eingehenden Bewerbungen. Die Kostenschätzung für die
Überlassung von drei Immobilien in Höhe von maximal 42.000 Euro seien bereits
in den aktuellen Haushalt eingeplant worden, führt Frau Brunken aus. Anders als
im Vorjahr sollen die künftigen Gewinner selber eine geeignete Immobilie
suchen, die Stadt Jever werde bei Bedarf unterstützen. Weiterhin soll es ein
Internet-Bewerbungsformular und eine Bewertungsmatrix zur besseren
Vergleichbarkeit geben.
Herr Bürgermeister Albers ergänzt, dass die ursprüngliche Hoffnung, die
benötigten Mittel über das Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ des Landes
Niedersachsen zu refinanzieren, sich leider zerschlagen habe. Die zeitliche
Voraussetzung könne nicht erfüllt werden, da das Projekt bis Mitte nächsten
Jahres abgeschlossen sein müsste.
Herr Ulferts erkundigt sich nach Auswertungen und
Erfahrungsberichten. Herr Bürgermeister
Albers berichtet, dass zwei Geschäfte noch nicht eröffnet hätten und der
dritte Gewinner (GPS) noch in der Pipeline stehe und daher noch keine
Erfolgsaussagen getroffen werden könnten. Er erklärt weiterhin, weshalb die
Suche der Immobilien nun selbst in die Hand genommen werden müsse. Beim ersten
Durchlauf seien etwaig zur Verfügung stehende Läden plötzlich anderweitig
vermietet gewesen und die Verwaltung habe erneut auf die Suche gehen müssen.
Frau Raquet will wissen, innerhalb welcher Zeit das
Geschäft begonnen werden müsse. Außerdem äußert sie, dass die Öffnungszeiten
sich am Kunden orientieren sollten.
Herr Bürgermeister Albers antwortet, dass der Geschäftsbeginn innerhalb
eines halben Jahres erfolgen müsse. Hinsichtlich Öffnungszeiten, Geschäftsidee
usw. wolle man den BewerberInnen möglichst viel Freiraum geben.
Frau Berghaus vermisst eine schriftliche Auswertung mit
Zahlen. Ohne Erfahrungswerte könne die Nachhaltigkeit der Projekte nicht
beurteilt werden. In ihren Augen habe es zu viele Stolpersteine gegeben und der
Prozess zu lange gedauert. Ferner sei es schwierig, eine wirklich neue,
außergewöhnliche Geschäftsidee zu finden. Gerade im Hinblick auf die hohen Kosten
sei die Grünen-Fraktion daher vorerst gegen einen zweiten Leerstandwettbewerb,
so Frau Berghaus. Sie erkundigt sich abschließend, welche Bedingungen nach dem
Jahr insbesondere für Start-up Unternehmen gelten würden („Friss oder stirb?“).
Herr Bürgermeister Albers fasst nochmal kurz die Idee des
Leerstandwettbewerbs zusammen: Zur Behebung der Leerstände in der Innenstadt
solle Gründern mit Mut und guten Ideen sowie VermieterInnen während der
Pandemie unbürokratisch mit einer Jahresmiete geholfen werden. Er führt aus,
dass letztlich die Politik bzw. der Verwaltungsausschuss durch die
Bewerberauswahl darüber bestimme, welches Unternehmen langfristige
Erfolgsaussichten auch ohne die finanzielle Hilfe der Stadt habe. Ein Risiko
bleibe, aber der Wettbewerb müsse als Chance gesehen werden, so Herr
Bürgermeister Albers.
Frau Remmers hält es für problematisch, dass die Miete mit
Beginn der Vertragslaufzeit von der Stadt Jever übernommen werde, wenn das
Geschäft noch nicht eröffnet habe. Herr
Bürgermeister Albers will den Aspekt aufnehmen.
Herr Janßen lehnt eine Neuauflage des Leerstandwettbewerbs
vorerst ab. Auch ihm fehlen Daten und die Expertise der IHK. Schließlich
handele es sich um eine freiwillige Ausgabe und die Stadt Jever müsse
vorsichtig mit ihren Geldern umgehen. Weiterhin spricht sich Herr Janßen für
alternative Modelle der Gründer- oder Wirtschaftsförderung aus und wirbt für
die Idee von „Coworking Space“, die auch von der IHK gefördert werde.
Frau Haartje-Graalfs findet, dass die wirtschaftliche Nachhaltigkeit
eine große Rolle bei der Bewerberauswahl spiele müsse. Hierfür sollten
Businesspläne herangezogen werden. Außerdem vermisst sie die innovativen Ideen
(Beispiel Reitsportgeschäft).
Herr Bürgermeister Albers meint, dass die Idee des Leerstandwettbewerbs
funktioniere, auch wenn er nicht so viel Schwung aufgenommen habe wie erhofft.
Letztlich sei es die Entscheidung der Politik, wenn sie das Geld lieber an
anderer Stelle ausgeben wolle.
Herr Ulferts ist der Meinung, die Bewertungsmatrix müsse überarbeitet
werden.
Derzeit möchte auch er keinen zweiten Leerstandwettbewerb sondern sich ggf.
später nochmal damit befassen.
Frau Raquet meint, vor der Wahl hätten noch alle die
Belebung der Innenstadt im Blick gehabt. Den Leerstandwettbewerb nun nicht
fortzusetzen, halte sie für „das völlig falsche Signal“ und Ausdruck von zu
viel Bürokratie. Natürlich wären Businesspläne und Zahlen wünschenswert, aber
neue Dinge benötigen nun mal Zeit, so Frau Raquet. Ihr Votum sei eindeutig für
den Leerstandwettbewerb 2022. Die Belebung der Innenstadt sei auch von
touristischem Interesse.
Frau Remmers erwartet, dass wenigstens ein wirtschaftliches
Konzept erstellt werden müsse, wenn kein Businessplan vorgelegt werden könne.
Herr de Neidels sagt, er lehne den Leerstandwettbewerb nicht
grundsätzlich ab, jedoch zum jetzigen Zeitpunkt. Außerdem kritisiert er die
starren Bewerbungsfristen und würde mehr Flexibilität bevorzugen (z.B. auch
kürzere Förderungszeiten).
Herr Kreye hält den Leerstandwettbewerb grundsätzlich für
eine gute Initiative. Er würde die Nachhaltigkeit des Geschäfts in der Matrix
jedoch stärker bewerten. Weiterhin seien ihm die richtigen Standorte zu wenig
berücksichtigt. Herr Kreye lehnt Büroräume für „Coworking Space“ ab. Zuletzt
spricht er die Gefahr von Wettbewerbsverzerrung an.
Herr Schüdzig spricht sich für einen weiteren
Leerstandwettbewerb aus. Auch er möchte keine Büroräume. Weiterhin wünscht er
sich eine generelle Angleichung der Öffnungszeiten aller Geschäfte.
Herr Bürgermeister Albers erklärt nochmal, dass der Wettbewerb als
schnelle Hilfe gedacht gewesen sei. Wenn der Rat in der Wirtschaftsförderung
nun aber tiefer gehen und etwas Neues anfangen wolle, werde es nicht mit den
jetzigen Mitteln möglich sein. Herr Bürgermeister Albers schlägt vor, nach der
Sommerpause eine Zwischenbilanz zu ziehen und dann weiterzusehen. Er stellt
aber auch klar, dass es sich dann nicht mehr um Corona-Hilfe sondern um etwas
völlig Neues handele.
Im Einvernehmen mit den Ausschussmitgliedern formuliert Herr Bürgermeister
Albers einen neuen Beschlussvorschlag und die
Vorsitzende lässt darüber abstimmen: