Sitzung: 11.05.2022 Ausschuss für Bauen, Stadtentwicklung, Straßen, Umwelt, Landwirtschaft und Landschaft
Beschluss: Zur Kenntnis genommen.
Vorlage: MV/0177/2021-2026
Die
Vorsitzende verweist zu dem Tagesordnungspunkt auf den Antrag
der CDU-Fraktion und begrüßt Herrn
Schneider als Wasserstoffbotschafter von der EWE Gasspeicher GmbH. Herr Schneider bedankt sich für die
Einladung und erklärt, dass er in dem folgendem Vortrag erklären möchte, warum
Wasserstoff in dieser Region eine große Rolle spiele, die aktuelle Politik dies
vorantreibe und was in der Region zukünftig möglich sei. Dafür stellt er sich
und seine Arbeit als Wasserstoffbotschafter kurz vor. Er erklärt, dass Wasserstoff ein Energieträger ohne Kohlenstoff sei
und jeder investierte Euro in Wasserstoff eine Investition in den Klimaschutz
sei. Wasserstoff sei überall einsetzbar und der leichteste aller Energieträger.
Der Nordwesten Deutschlands sei geologisch europaweit einzigartig. In das
bestehende Salzkissen werden Kavernen angelegt, um Energieträger wie Erdgas zu
speichern. Auch Wasserstoff sei speicherbar. Er sei zudem deutlich effektiver
gegenüber grundlastfähigen Energieträgern. Weiter erläutert er, dass unsere
Region durch Windkraft bereits viel erneuerbare Energie erzeuge.
Deutschlandweit sei die Energieproduktion jedoch schlecht verteilt, weshalb die
Energie durch den Stromnetzausbau in schlecht versorgte Bereiche transportiert
werden müsse. Auch hier sei Wasserstoff sehr effektiv, da die Vorteile der
Speicherbarkeit und Transportierbarkeit überwiegen. Bezüglich der aktuellen
Situation berichtet er, dass Deutschland derzeit zu 70% von Energieimporten
abhängig sei. Zukünftig zielt die Politik vermehrt auf erneuerbare Energien ab,
was ein weiterer strategischer Vorteil des Wasserstoffs sei. Weiter erklärt er
die Technik der Brennstoffzellen-PKW‘s und betont, dass Wasserstoffautos zu den
Elektroautos gehören. Dies werde oft verwechselt. Ein großer Vorteil sei die
hohe Reichweite von ca. 660 km. Ein Nachteil sei das derzeit schlechte
Tankstellennetz. Im PKW-Bereich sei Wasserstoff nur als Elektroauto mit
Brennstoffzellen sinnvoll einsetzbar. Schwerlastfahrzeuge profitieren jedoch
von der Leichtigkeit des Wasserstoffs. Man sei auch hier noch abhängig vom
bestehen Tankstellennetz und den Herstellern. Die asiatischen Hersteller
Hyundai und Toyota sind im PKW-Bereich Vorreiter. Aufgrund der geringen
Stückzahl der produzierten Brennstoffzellen-PKW‘s seien diese noch entsprechend
teuer. Weiter berichtet er davon, dass Betreiber nötige Tankstellen bauen, wenn
eine Region ausreichend Abnehmer nachweisen könne. Ein Beispiel sei Oldenburg.
Für eine Reichweite von 100 km müsse man mit einem PKW derzeit ca. 10 €
kalkulieren. Außerdem erzählt Herr
Schneider, dass es ein weltweit einheitliches System für das Tanken gebe.
Man spezifiziere sich derzeit auf Schwerlastfahrzeuge und den ÖPNV. Neben der
Mobilität liege außerdem die Industrie im Fokus. Abschließend hebt Herr Schneider hervor, dass gerade die
hiesige Region prädestiniert für eine Wasserstoffwelt sei.
Auf Nachfrage von Herrn Theemann erklärt Herr
Schneider, dass Wasserstoff in dem bestehenden Leitungsnetz nicht zwingend
in flüssiger Form transportiert werden müsse, per Schiff jedoch in flüssiger
Form importiert werde. In PKW‘s werde Wasserstoff gasförmig getankt. Tankstellen
seien derzeit noch nicht an ein Wasserstoffnetz angeschlossen und verfügen über
Speicher, der regelmäßig gefüllt werden müssen.
Herr
Harjes hinterfragt, ob alle Erdgasleitungen geeignet
seien. Herr Schneider bestätigt,
dass fast alle Leitungsnetze geeignet seien und eine Umstellung nur geringen
Aufwand mit sich bringe.
Herr
Schneider führt auf Nachfrage von Herrn Theemann aus, dass es ein komplexes Thema sei,
Gebäudeheizungen auf Wasserstoff umzustellen. In Zuge dessen äußert er die
Vermutung, dass zukünftig auch eine CO2-Wirtschaft entstehe, die solche
Bereiche abdecke.
Frau
Beckmann weist auf die hohen Energieverluste durch
Umwandlungen hin. Sie sehe in der
Wasserstoffthematik eine große Zukunft, jedoch nicht für die PKW-Branche.
Weiter hinterfragt sie, inwieweit die Erdgasleitungsnetze trotz der
unterschiedlichen Molekülzusammensetzung der Energieträger genutzt werden
können. Herr Schneider erklärt, dass
diese Nachteile bewusst seien. Bestehende Leitungsnetze seien dennoch
grundsätzlich nutzbar. Der klare Vorteil liege bei Wasserstoff dennoch in der
Transportierbarkeit und hohe Leistungsfähigkeit.
Weiter fragt Herr Theemann, wie Wasserstoff in
Schiff- und Luftfahrt eingesetzt werden könne. Herr Schneider erklärt, dass große Schiffe vermutlich zukünftig mit
synthetischen Energieträgern betrieben werden können. Kleinere Schiffe können
jedoch durchaus mit Brennstoffzellen betrieben werden. Auch in der Luftfahrt
sei ein Antrieb durch Wasserstoff grundsätzlich machbar, langfristig sehe er
jedoch auch hier die Nutzung von synthetischen Energieträgern.
Auf weitere
Nachfrage von Herrn Theemann erläutert
Herr Schneider, dass auch Züge mit
Brennstoffzellen betrieben werden können, jedoch fehle auch hier für die
Langstrecken ein Tankstellennetz, weshalb ein hybrider Antrieb vermutlich
derzeit noch sinnvoller sei.
Abschließend bedankt sich die Vorsitzende bei Herrn Schneider für die ausführlichen Informationen. Das Thema sei wichtig und könne bestimmt noch viele weitere Stunden diskutiert werden, was den Rahmen der Ausschusssitzung heute jedoch sprengen würde. Sie verabschiedet Herrn Schneider und verlässt den Tagesordnungspunkt.