Beschluss: Zur Kenntnis genommen.

 

 


Die Vorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Frau Diplom-Biologin Petra Wiese-Liebert sowie ihre freien Mitarbeiter Herrn Pauschert und Herrn Ostendorp.

 

Frau Wiese-Liebert stellt sich und ihre Kollegen kurz vor und geht sodann auf den dieser Niederschrift beigefügten Bericht zur Biotoptypenkartierung aus dem Jahr 2022 im Landschaftsschutzgebiet „Jeversches Moorland“ ein.

 

Sie erklärt anhand einer Höhenkarte die vorhandenen Feucht- und Nassbiotoptypen im Moorland. Weiterhin fügt sie hinzu, dass sich das Niedermoor hier bereits vor Jahrtausenden gebildet habe.

 

Sie stellt die im Untersuchungsgebiet angetroffenen Pflanzen vor und kommt zu dem Ergebnis, dass das extensiv bewirtschaftete Grünland auffallend arm an blühenden Kräutern sei. Sie weist darauf hin, dass eine zu starke Aushagerung hierfür verantwortlich sein könne. Auch der Wassermangel durch die zunehmenden Trockenperioden könne schuld am Rückgang vieler Gräser sein. Gerade Nasswiesen verlieren viele Arten und es breiten sich Röhrichte aus. Frau Wiese Liebert macht darauf aufmerksam, dass Gewässer unbedingt in diesem Zusammenhang aufgereinigt werden müssen, da diese zunehmend mit Schilf bewachsen seien. Diese Problematik führe somit zu einer starken Verbinsung, die gerade bei der Flatterbinse dazu führe, dass diese andere Arten verdränge. Außerdem bilden sich durch die Verdunstungen und Entwässerungen Eisenoxide, die zur Verockerung führen und auch toxisch wirken können. Frau Wiese-Liebert vertritt die Meinung, dass die vorgefundene Situation keine endgültige Aufnahme sei und man ggf. nach einem regenreichen Jahr erneut überprüfen könne, ob vielleicht einige Arten wiederkommen werden.

 

Frau Beckmann bedankt sich bei Frau Wiese-Liebert für die Präsentation und erkundigt sich, in welchem Zustand sich das Moorland befinde. Sie habe der Präsentation entnommen, dass der Zustand nicht sehr gut sei, so dass etwas gemacht werden müsse. Die letzte Kartierung stamme aus dem Jahr 1988, so dass man keinen direkten Vergleich ziehen könne. Frau Wiese-Liebert bestätigt dies. Es gebe lediglich für Teilbereiche Kartierungen aus dem Jahr 2000. Was sich besonders bemerkbar mache, seien zunehmende klimatische Probleme durch Trockenheit.

 

Herr Udo Albers würde gerne erfahren, ob sich der Zustand der 1. Kartierung gesehen zur jetzigen verbessert oder verschlechtert habe. Frau Wiese-Liebert entgegnet hierauf, dass seit 60 Jahren entwässert werde und die Moorgebiete dadurch weiter absacken würden. Sie weist darauf hin, dass die Flächen durch die extensive Bewirtschaftung zwar bessergestellt waren, aber auch schon vor bereits 20 Jahren das Grünland nicht artenreich gewesen sei. Sie sei sich sicher, dass das Verbrachen ein großes Problem darstelle.

 

Die Vorsitzende bedankt sich bei Frau Wiese-Liebert und leitet zur faunistischen Bestandserhebung über und erteilt Herrn Pauschert das Wort.

 

Herr Pauschert geht auf die dieser Niederschrift beigefügten faunistischen Bestandserhebung aus dem Jahr 2022 ein. Er erklärt kurz, dass für die Beurteilungen jeweils unterschiedliche Begehungen tagsüber wie auch nachts stattgefunden haben. Bezüglich der Vogelarten habe er 75 Vogelarten feststellen können, wobei nur 46 davon in dem Bestandsgebiet brüten. Insgesamt konnten 170 Revierpaare festgestellt werden. Er berichtet, dass andere Vogelarten durchaus vorkommen, aber nicht mehr wie früher im Moorland brüten. Er erklärt, dass Vögel kurze Gräser bevorzugen und sich in dem Bestandsgebiet Gehölze ausbreiten würden, die u. a. die natürlichen Feinde wie z. B. Krähen und Füchse beherbergen. Weiterhin empfindet er die zunehmende Viehhaltung auf den Wiesen im nördlichen Bereich des Gebietes diesbezüglich als problematisch, da hierdurch Gelege zerstört werden.

 

Herr Pauschert stellt hinsichtlich der Amphibienkartierung fest, dass die Erdkröte die meistangetroffene Amphibie sei, und dass der Mangel an Amphibienvielfalt zum größten Teil an den naturfernen Gewässern liegen. Er fügt hinzu, dass er Ende August einen rötlich schmierenden Film auf Teilen der Gewässer im Moorland beobachtet habe. Dieses sei ein Hinweis auf zu viele Mikroorganismen. Auch sei der PH-Wert von 4 kein guter Wert und würde auf ein zu saures Milieu hinweisen.

 

Herr Pauschert leitet zu der Libellenkartierung über und stellt fest, dass in dem Landschaftsschutzgebiet „Jeversches Moorland“, insgesamt 21 Libellenarten leben und davon 17 sicher oder potenziell bodenständig seien.

 

Frau Beckmann möchte gerne erfahren, ob es Möglichkeiten gebe, die Moore resistenter zu machen. Herr Pauschert erklärt, dass hierfür ein Wasserüberschuss nötig sei und es durch die jahrelangen Entwässerungen schwierig werden könne, die gesamte Fläche wieder zu bewässern. Er schlägt vor, dieses nur auf Teilflächen vorzunehmen und macht darauf aufmerksam, dass belüftete Moore viel CO² freisetzen, während durch eine Bewässerung CO² gebunden werden könne.

 

Herr Theemann wirft die Frage auf, ob es Sinn mache, die Kartierung zu wiederholen. Er könne sich nach einer Regenperiode eine erneute Kartierung auch in Hinblick auf weitere Maßnahmen gut vorstellen. Da er regelmäßig dort spazieren gehe, frage er sich, ob bezüglich der Entwässerung eine Veränderung vorgenommen worden sei. Herr Berens erwidert, dass ein Vergleich auch nach einer Regenperiode schwierig sei, zumal eine Klimaänderung im Gange sei. Bezüglich weiterer Maßnahmen sei bereits ein Planungsbüro beauftragt worden, Vorschläge zu erarbeiten.

 

Die Vorsitzende weist auf den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) und die Sielacht hin, die bereits das Problem der Wasserspeicherung erkannt haben.

 

Die Vorsitzende unterbricht die Sitzung für eine Frage einer Einwohnerin. Diese wird beantwortet, und sodann eröffnet sie die Sitzung wieder.

 

Die Vorsitzende teilt mit, dass für eine Beschlussfassung die weitere Entwicklungsplanung abzuwarten sei, die nach der Sommerpause vorgestellt werden solle.

 

Herr Theemann ist davon überzeugt, dass, eine realistische Chance bestehe, das Gebiet zu renaturieren, wenn es gelinge das Moorland zu bewässern.

 

Frau Wiese-Liebert erklärt, dass durch die Vernässung des Gebietes für mehr Verdunstung gesorgt und hierdurch eine kühlende Wirkung hervorgerufen werde. Dies könne tatsächlich auch zu einer Artenverschiebung führen. Weiterhin müsse aber das Land unbedingt intensiver im Rahmen der extensiven Bewirtschaftung gepflegt werden. Hierbei können elektronisch steuerbare Stauwerke wie auch gesteuerte Wasserstände helfen.

 

Herr Pauschert ist der Meinung, dass im Vorfeld eine Zieldiskussion mit den Verantwortlichen stattfinden müsse, um zukünftige Vorhaben auf dieser Fläche zu planen und abzuwägen. Hierauf entgegnet Herr U. Albers, dass man sich bei einer Zielsetzung danach orientieren sollte, was weniger oder was zu viel auf der Gebietsfläche vorhanden sei. Er weist darauf hin, dass in der Vergangenheit in einer Gemeinde Flächen explizit zugunsten des Kiebitzes gerodet worden seien.

 

Herr BGM Albers wünscht eine Abstimmung mit allen Beteiligten u. a. auch dem Landkreis Friesland und den umliegenden Gemeinden und Städten.

 

Die Vorsitzende bedankt sich bei allen Beteiligten und entlässt Frau Wiese-Liebert, Herrn Pauschert und Herrn Ostendorp.