Beschluss: Zur Kenntnis genommen.

Beschlussvorschlag:

 

Der Denkmalpflegerische Rahmenplan wird auf der Grundlage der vom Planungsbüro Müller-Glaßl und Partner vorgestellten Präsentation zu Kenntnis genommen.

 

 


Die Vorsitzende begrüßt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Glaßl und Frau Maire vom Planungsbüro Müller-Glaßl und Partner, Garten- und Landschaftsarchitekten und Herrn Tönnies von der Denkmalpflege des Landkreises Friesland. Sie merkt an, dass bereits eine Bürgerinformation zu diesem Thema stattgefunden habe und erteilt Herrn Glaßl das Wort.

 

Herr Glaßl führt aus, dass es sich bei dem Alten Markt um ein Ensemble handele, welches unter Denkmalschutz stehe, ausgenommen hiervon seien vereinzelte Objekte. Ziel des Denkmalpflegerischen Rahmenplanes sei es, den historischen Charakter des Alten Marktes herauszuarbeiten und die Besonderheiten zu vermitteln. Wichtig sei es zudem, die Stärken hervorzuheben und Schwächen zu erkennen und diese mit der Zeit zu beheben. Er weist darauf hin, dass der Rahmenplan nicht rein städtebaulich, sondern denkmalpflegerisch zu betrachten sei. Sodann geht er auf die dieser Niederschrift beigefügten Präsentation zum Thema „Denkmalpflegerischer Rahmenplan Alter Markt“ ein.

 

Herr Glaßl zeigt anhand von historischen Unterlagen, Karten und Dokumentationen die fortlaufenden Veränderungen des Alten Marktes auf. Als Baumaterialien für die Straßen, Plätze und Wege wurden in der frühen Neuzeit bis heute unterschiedliche Materialien, darunter Klinker, Feldstein und wassergebundene Decke verwendet. Diese wurden je nach Nutzung immer wieder verändert. Das Schloss zu Jever und dessen Wallanlagen wurde ab dem 19. Jahrhundert neu ausgerichtet und in diesem Zusammenhang auch der Alte Markt. Die jetzige Situation, die den Alten Markt zur Kaakstraße befahrbar mache, und die unterschiedlichen Strukturen, Bepflasterungen und Barrieren belasten den Platzbereich im Gesamteindruck. In der historischen Entwicklung habe man in Literatur, Postkarten und alten Bebauungsskizzen im Oldenburgischen Archiv recherchiert, um Informationen über die geschichtliche Entwicklung des Alten Marktes zu sammeln. Herr Glaßl erklärt, dass innerhalb der Wallanlagen die Entscheidungsgewalt bei der Stadt und außerhalb bei der Herrschaft gelegen habe. Im Jahre 1844 seien die Stadt und die Herrschaft vereinigt worden. Vor dem Schloss wurden Klinker und Feldstein als Pflasterung verwendet. Bedingt durch Beschwerden der Bürger, weil der Feldstein schlecht befahrbar war, wurde in Teilbereichen der Feldstein durch Klinker ersetzt. Feldstein war im Vergleich zu Klinker das günstigere Material. Auf dem Marktplatz wurde Leichtschotter und Sand verwendet. Um 1870 wurde Jever an die Bahn angeschlossen, und aus diesem Grund stieg der Bedarf ab 1890 für die Viehstandplätze auf dem Markt. In dem Bereich, wo heute die Touristik Info stehe, seien Klinker mit Löchern und im östlichen Bereich eine wassergebundene Decke mit wenigen Klinkern verlegt worden. Linien zeigen Rinnen an, wo das sich ansammelnde Wasser abgeführt werden konnte. Noch im 19. Jahrhundert hatte man Bestrebungen den Untergrund des Marktplatzes insgesamt zu befestigen. Ab 1940 wurde die Verbindung von der Mühlenstraße zum von-Thünen-Ufer für die Wehrmacht erschlossen, um eine schnelle Verbindung zum Hafen nach Wilhelmshaven zu gewährleisten. Die darauf befindliche katholische Kirche wurde abgerissen. Nach dem Krieg entwickelte sich zunehmend der Fremdenverkehr, was zu einem neuen Verkehrskonzept in den 70-er Jahren führte. 1976 erfolgte der Ausbau des Hauptverkehrsknotenpunkt Mühlenstraße/ von-Thünen-Ufer und die Blankgraft wurde verkleinert.  Ab 1980 wurde für die Bepflasterung hauptsächlich dunkler Klinker verwendet. Zwischen 1989 und 1990 erfolgte die Neustrukturierung des Marktplatzes. In der Gesamtfolge von 1815 bis 2023 handelte es sich beim Marktplatz um eine Multifunktionsfläche.

 

Herr Glaßl weist darauf hin, dass Feldsteine immer wieder an Stellen entnommen und an anderen wieder eingefügt worden seien. Teilweise entstanden auch auf Wunsch der Anlieger Feldsteinreihen wie z. B. vor der heutigen Bäckerei „Müller und Egerer“, um den Weg begehbarer zu machen. Er erklärt, wie wichtig der „Schütting“, der als Treffpunkt für die gesamte Kaufmannschaft galt, gewesen sei, und bedauert den Abriss des Gebäudes im Jahr 1975. Mit den Neubauten „Spielewelt“ und des Gebäudes der LZO habe man die Raumkanten verändert. Er erklärt, dass die heutige Pflasterung mit Feldsteinen historisch nicht begründbar sei. Feldsteine seien in verschiedenen Ausführungen verfügbar und man könne auch flachere Feldsteine und nicht unbedingt die runden Feldsteine nutzen. Der historisch genutzte Klinker sei der „blaue“, dunkel gebrannte Klinker. Er übergibt das Wort an Frau Maire.

 

Frau Maire geht weiter auf die Präsentation ein. Sie verweist auf die alte Struktur der denkmalgeschützten Gebäude und erklärt, wie wichtig der freie Blickwinkel vom Schloss zum Alten Markt und umgekehrt gewesen sei. Als Schwäche zählt sie die Baumreihen, das neue Gebäude „Spielewelt“ und das neue LZO-Gebäude auf, die die Straße abgrenzen. Durch die genannten Neubauten haben sich die Raumkanten verschoben. Die Baumpflanzungen seien zudem nicht historisch und viele Elemente verunklaren den Marktplatz. Im Ursprung sei der heutige Alte Markt nicht gepflastert gewesen. Sie geht auf die Barriereproblematik hinsichtlich der ehemaligen Viehanbindevorrichtungen, der Abgrenzung zur Mühlenstraße und die Abgrenzung der Außenterrasse des Solopaca ein. Besonders die Gastronomie, die Außengastronomie anbieten wolle, sollte von der Fläche auf dem Alten Markt profitieren. Sie zeigt auf, dass der Bereich Alter Markt zu viele KFZ-Stellplätze bereitstelle und empfiehlt diese, wie auch die Zufahrt Alter Markt zur Kaakstraße, zu entfernen. Stellplatzmöglichkeiten seien ausreichend in der Nähe wie z. B. am Theodor-Pekol-Parkplatz oder Grüner Garten vorhanden und ein Fußweg sei kurz.

 

Frau Maire erklärt, dass der Denkmalpflegerische Rahmenplan so konzipiert sei, dass er eine Gültigkeit von 10 bis 25 Jahre habe und lediglich eine Handlungsempfehlung sei. Somit könne man diese Handlungsempfehlung bei zukünftigen Entscheidungen betreffend des Alten Marktes mit einbeziehen.

 

Die Vorsitzende bedankt sich bei Frau Maire und Herrn Glaßl für die intensive Ausarbeitung. Sie merkt an, dass der Alte Markt als Platz sehr bedeutsam sei und man mit dem Denkmalpflegerischen Rahmenplan eine gute Möglichkeit habe, verschiedene Dinge anzugehen und umzusetzen.

 

Herr BGM Albers stellt fest, dass man nun eine gute Grundlage habe um weitere Maßnahmen umzusetzen. Die Herausarbeitung und auch Abstimmung mit der Denkmalpflege haben ergeben, dass nun doch mehrere Möglichkeiten vorhanden seien, den Alten Markt mit seinem hohen Anteil an Feldsteinen, umzugestalten. Nunmehr benötige man Zeit und Geld um die Empfehlungen umzusetzen. Er empfinde es als positiv, dass nun auch andere Materialien wie z. B. Klinker oder eine wassergebundene Decke, Verwendung finden können. Auch verkehrstechnisch könne man nun anders planen, denn der Alte Markt sei ursprünglich immer ein freier Platz gewesen. Er empfiehlt schon jetzt die Handlungsempfehlungen des Denkmalpflegerischen Rahmenplanes bezüglich der Parkplätze und der Straßenführung in das geplante Verkehrskonzept mit einzubeziehen. Erstens könne man den Knotenpunkt von-Thünen-Ufer, Mühlenstraße und Alten Markt anders gestalten und zweitens könne man gänzlich auf den Verkehr vom Alten Markt in die Kaakstraße verzichten.

 

Herr BGM Albers erwägt bei Annahme des Gutachtens, einzelne Maßnahmen aus dem Innenstadtkonzept miteinzubeziehen. Diese könnten ggf. mit Fördermitteln umgesetzt werden. Er bedankt sich bei Frau Maire und Herrn Glaßl trotz großen Zeitdrucks für die sehr gute Ausarbeitung. Er habe viel dazu gelernt.

 

Herr Hartjes bedankt sich für die aufschlussreiche Präsentation. Bisher habe man bei dem Alten Markt lediglich nur das „Rondell“ betrachtet. Man müsse nunmehr viel weiterdenken, denn der Alte Markt sei tatsächlich viel größer. Lediglich bei dem Vorschlag, nicht historisch begründete Bäume zu entfernen, könne man im Interesse seiner Fraktion nicht mitgehen. Er empfinde genau wie Frau Maire, den Alten Markt als überfüllt.

 

Herr Theemann bedankt sich für die Präsentation, würde sich aber aufgrund der doch sehr reichhaltigen Informationen für die Zukunft wünschen, Unterlagen vor den Ausschüssen zu erhalten. Er fragt an, ob eine Tonspur über die Präsentation Denkmalpflegerischer Rahmenplan Alter Markt existiere und er diese erhalten könne. Er sehe im Ergebnis des Rahmenplanes eine Möglichkeit diese in andere Bereiche zu übertragen. Die Bepflasterung beurteile er weniger als problematisch. Er schließt sich den Ausführungen von Frau Maire an und würde sich wünschen, dass der Blick auf das Wesentliche wiederhergestellt werden könne.

 

Herr Glaßl stellt fest, dass man bei gestalterischer Veränderung und Verkehrsreduzierung auf viele Gegenstände verzichten könne. Er schlägt ein Verkehrskonzept vor.

 

Herr Theemann schlägt vor, den Verkehr zu reduzieren. In diesem Zusammenhang könne man z. B. die Schloßstraße bzw. Albanistraße verengen und die Zufahrt zum Alten Markt mit einer Gesamtbreite von 5 Metern verkleinern.

 

Frau Montigny bedankt sich für den interessanten Beitrag. Sie erwähnt, dass ihre Fraktion bereits erste Verkehrsmaßnahmen wie Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h auf der Alten Bundesstraße, im Bereich der Mühlenstraße, vorgeschlagen habe. Einem neuen Parkleitsystem stünde sie offen gegenüber, denn dieses würde dafür sorgen, dass die Autos aus der Innenstadt verschwinden und die Innenstadt dadurch attraktiver werden würde. Sie spricht sich dafür aus, den Alten Markt komplett verkehrsfrei zu gestalten. Das von Frau Maire vorgeschlagene Beleuchtungskonzept, insbesondere die Bodenstrahler, empfinde sie als sehr positiv.

 

Herr Dr. Bollmeyer bedankt sich bei dem Planungsbüro Müller-Glaßl und Partner. Er weist darauf hin, dass Bausünden sich nicht gänzlich vermeiden lassen und sie in gewisser Weise aus dem jeweiligen Zeitgeist zu erklären seien. Man habe bei dem Neubau der LZO in den 70er Jahren versucht, die frühere Dachstruktur des „Schüttings“ zu übernehmen und bei dem aktuellen Neubau sich am Konzerthaus orientiert. Bei der Neugestaltung am Alten Markt sei man nicht mutig genug gewesen. Er erwähnt, dass im Bereich der Mühlenstraße Klinkerstufen vorhanden gewesen seien, und die Grünstreifen im Nachhinein entstanden seien. Er beantragt aufgrund der zahlreichen Informationen durch die Präsentation, den Beschluss in der nächsten Ausschusssitzung zu fassen. Seine Fraktion müsse sich erst ausreichend austauschen.

 

Herr Rüstmann erklärt, dass die Erstellung des Rahmenplanes bis zum 15. Mai 2023 abgeschlossen sein müsse, sonst verfalle unter Umständen die Förderung für die Maßnahme.

 

Die Vorsitzende erklärt, dass sie Bedenken bei dem Beschlussvorschlag habe und empfiehlt diesen abzuändern.

 

Herr Rüstmann erkundigt sich bei Herrn Glaßl, wann er die Dokumentation fertigstellen könne. Herr Glaßl erklärt, dass er zwei Wochen benötige und dieser somit Mitte Mai fertig sein könne, er dieses aber nicht versprechen könne.

 

Herr Oltmanns schlägt vor, den Denkmalpflegerischen Rahmenplan zur Kenntnis zu nehmen.  Er vermutet eine gewisse Taktik dahinter, die Finanzierungsgefährdung als Entschuldigung vorzuschieben, um einen schnelleren Beschluss zu erhalten. Auch er wünsche sich, dass die Unterlagen der Präsentationen zukünftig vorab ausgehändigt werden.

 

Herr Dr. Bollmeyer teilt mit, soweit der Beschlussvorschlag abgeändert werde, er diesem zustimmen könne. Ansonsten werde es heute keine Zustimmung geben.

 

Herr Rüstmann formuliert einen neuen Beschlussvorschlag.

 

Die Vorsitzende lässt sodann über den neuen Beschlussvorschlag abstimmen.