Beschluss: Abstimmung: mehrheitlich beschlossen:

Abstimmung: Ja: 4, Nein: 1, Enthaltungen: 2

Die Verwaltung wird beauftragt, Haushaltsmittel für den Kauf von Flächen für die Herstellung von Mikrowäldern für das Haushaltsjahr 2024 zur Verfügung zu stellen.

 

Mehrheitlich beschlossen: 6 Ja-Stimmen; 1 Nein-Stimme

 

Die Verwaltung wird beauftragt, einen Mikrowald auf der vorgeschlagenen Fläche „Mühlenstraße bei Reifen Kauffmann“ herzustellen.  Sie wird beauftragt hierfür Mittel im Haushalt für das Jahr 2024 vorzusehen.

 


Der Vorsitzende erteilt zu diesem Tagesordnungspunkt Herrn Berens das Wort.

 

Herr Berens führt gemäß dieser Niederschrift beigefügten Präsentation aus. Er erklärt, dass es sich bei Tiny Forests um Mikrowälder (Miniwälder) handele. Im Sommer leiden besonders Stadtbewohner unter dem Klimawandel. Eine Idee zur Abkühlung kommt aus den Großstädten wie z. B.  aus Japan. Ein Tiny Forest kann auf kleinster Fläche in den Städten gedeihen. Es braucht nur wenige Quadratmeter Brachfläche, um eine urbane Wildnis wachsen zu lassen mit vielen verschiedenen heimischen Bäumen und Straucharten, die in kürzester Zeit ein resilientes Ökosystem bilden.  Herr Berens stellt Flächen im Stadtgebiet vor, die in Frage kommen können.

 

Zunächst zeigt er eine Grünfläche an der Jahnstraße auf. Diese Fläche werde zurzeit extensiv genutzt.  Als extensive Landnutzung bezeichne man die Nutzung von Böden mit geringem Eingriff durch den wirtschaftenden Menschen in den Naturhaushalt und unter Belassung der vegetativen Standortfaktoren; es überwiege die natürliche Entwicklung. Bei dieser Fläche sehe er die Problematik der Nähe zur Wohnbebauung und merkt an, dass es durch die Entstehung eines Mikrowaldes zu einem Schattenwurf kommen könne, der zu Beschwerden der Anwohner führen könne.

 

Die nächste Karte zeigt eine Grünfläche am Bolzplatz Johann-Lünnemann-Straße. Er weist darauf hin, dass in diesem Bereich bereits Flächen mit Bäumen bestehen. Weiter zeigt er eine Fläche im Bereich des Wanderweges „Klein Grashaus“ auf. Hier müsse die Fläche aufgeforstet werden. Eine weitere Fläche befinde sich am Fasanenweg, Moorwarfen. Auch diese Fläche habe bereits Gehölzbestand und könne weiterentwickelt werden. Herr Berens weist darauf hin, dass viele von den vorgeschlagenen Flächen bereits meist extensiv genutzt werden. Es gäbe auch Pflegevereinbarungen mit den Anwohnern, wie z. B. an der Wurt im Normannenviertel. Auch am Wanderweg im Normannenviertel bestehen bereits Gehölzstreifen.

 

Die Fläche, die im Ochsenhammsweg in Frage käme, sei eine verpachtete Grünfäche. Durch die Errichtung eines Miniwaldes würde die stadtplanerische Sichtachse verloren gehen. Somit wäre diese Fläche ausgeschlossen. Er präsentiert noch zwei weitere Flächen, eine davon in Rahrdum auf dem ehemals geplanten Spielplatzgelände Rüschenkamp und eine weitere Grünfläche an der Mühlenstraße bei Reifen Kaufmann. Herr Berens unterstreicht mit seiner Präsentation, wie grün die Stadt Jever schon heute sei und dass ausreichend Grün-/ und Waldflächen vorhanden seien.

 

Herr Theemann spricht sich gegen die Fläche an der Mühlenstraße und am Ochsenhammsweg aus. Eventuell könne er sich einen Mikrowald im Bereich Normannenviertel vorstellen. Abzuwägen sei, was ökologisch wertvoller sei. Eine Blumenwiese oder doch lieber ein Tiny Forest. Er möchte diesbezüglich eine Beurteilung von Herrn Berens erhalten. Herr Berens erwidert, dass beide Flächen anspruchsvoll seien. Er informiert die Anwesenden über das Projekt Blühendes Friesland. Hier sei Saatgut vor Jahren in die Wiesen eingebracht worden und blühe jedes Jahr erneut, ohne ein Zutun.

 

Frau Dr. Koch merkt an, dass die vorgeschlagenen Flächen ziemlich groß seien. Ihrer Ansicht nach ginge es bei Tiny Forests in erster Linie darum, versiegelte Flächen im Stadtbereich zu entsiegeln, um dann dort durch das Anlegen von Tiny Forests eine bessere Wasseraufnahme zu gewährleisten. Tiny Forests sollen für Abkühlung in den Städten sorgen. Sie selbst könne sich mit der Errichtung eines Tiny Forest in der Mühlenstraße anfreunden. Ihrer Auffassung nach seien Tiny Forests ökologisch wertvoller als Grünflächen. Einen Standort für einen Tiny Forest am Ochsenhammsweg könne Sie sich nicht vorstellen. Sie wünscht sich, dass Tiny Forests dort entstehen sollen, wo Flächen entsiegelt werden.

 

Frau Thomßen bringt zum Ausdruck, dass sie sich durch den Antrag der CDU, Flächen zu entsiegeln, schnellere Möglichkeiten der Entstehung von Tiny Forests innerhalb des Stadtkerns erhofft habe. Sie schließt sich Frau Dr. Koch an und möchte die Fläche am Ochsenhammsweg so belassen. Sie teilt mit, dass es Fördermittel für das Anlegen von Tiny Forests geben soll. Dieses könne bei der zukünftigen Planung berücksichtigt werden.

 

Herr Berens macht erneut auf die Artenvielfalt der unterschiedlichen Insekten und Vögel aufmerksam. Flächen unter 100 m² werden bereits entsiegelt, weil die Regenwasserkanäle nicht überlastet werden sollen. Bei der Betrachtung der Luftbilder könne man deutlich erkennen, dass bereits genügend Grünflächen vorhanden seien. Bei der extensiven Grünlandnutzung würde die Stadt Jever bereits an der Spitze liegen.

 

Herr Dr. Bollmeyer bringt zum Ausdruck, dass es sich bei den vorgestellten Flächen bereits ausschließlich um Grünflächen handele. Hierbei sei auch ein Bodendenkmal enthalten, welches man nicht einfach bepflanzen könne. Zum jetzigen Zeitpunkt würde man die Grünflächen maximal 2- 3 Jahre sich selbst überlassen. Hier könne man bereits erkennen, dass die Natur sich eigenständig entwickele. Die Innenstadt von Jever sei bereits sehr grün. Er sehe Möglichkeiten im Siabbenmoor. Man könne auch vereinzelt Bäume pflanzen auch wenn dadurch kein Tiny Forest erschaffen werde.

 

Herr Wolken ist der Meinung, dass man Blühwiesen und Tiny Forest nicht gegeneinander ausspielen solle. Er empfinde es als richtig, Flächen zu berücksichtigen, die nach und nach entsiegelt werden.

 

BGM Albers schließt sich der Aussage von Herrn Wolken an. Ergänzend könne man die Thematik zur Beratung mit in die Fraktionen nehmen und soweit man sich einig sei, auch in Bezug auf Fördermittel, durchstarten.

 

Frau Thomßen kann sich zudem vorstellen, schon jetzt während der Sanierung der Paul-Sillus-Grundschule darüber nachzudenken, ob Flächen dort entsiegelt werden könnten, um Bäume für einen Mikrowald anzupflanzen.

 

Herr Rüstmann erklärt, dass die vorgeschlagenen Flächen am Kern des Antrages vorbeigehen, da sie bereits im Grünbereich läge. Es zeige sich, dass in der Innenstadt zum jetzigen Zeitpunkt keine geeigneten Flächen für das Anlegen von Tiny Forests vorhanden seien. Zudem gehören viele versiegelte Flächen nicht zum Eigentum der Stadt Jever. Betreffend des Alten Marktes gebe es einen denkmalpflegerischen Rahmenplan, der das Anlegen eines solchen Miniwaldes von vornherein ausschließe. Soweit eine Fläche auf dem Schulhof der Paul-Sillus-Grundschule in Betracht komme, müsse dieses rechtzeitig in die Bauplanung einbezogen und nicht in einem Hau-Ruck-Verfahren durchgesetzt werden. Anhand der Präsentation könne man eindeutig erkennen, dass nur die Außenbereiche/Randbereiche für derartige Flächen in Betracht kämen. Es wäre gut, soweit die Anwesenden Ideen hätten, wo solche Flächen im Zentrum entstehen könnten, diese der Verwaltung zwecks Überprüfung mitzuteilen.

 

Frau Weil erklärt, wenn man Flächen nicht ständig mähen würde, die Natur sich ungehindert ausbreiten werde. Sie selber habe schon die Erfahrung gemacht, dieses sei nach ihrer Meinung ausreichend.

 

Frau Dr. Koch schlägt vor, genau zu prüfen, ob eine Fläche von 100 m² auf dem Schulhof der Paul-Sillus-Grundschule entstehen könne. Sie merkt an, dass das Anpflanzen und die Pflege der Bäume durch die Schüler/innen während eines Schulprojektes übernommen werden könnte.

 

Herr BGM Albers möchte von Herrn Berens erfahren, welche Flächen er für die Entstehung von Tiny Forests vorschlagen würde.

 

Herr Berens schlägt hierauf die Flächen Am Woltersberg, Klein Grashaus, Rahrdum und Mühlenstraße als geeignete Flächen vor.

 

Herr Theemann kann sich am Wanderweg Klein Grashaus keine derartige Fläche vorstellen.

 

Herr Dr. Bollmeyer stellt fest, dass Jever grün genug sei und dass die vorgeschlagenen Flächen aus der Präsentation am Konzept vorbei gehen. Er spricht sich dagegen aus, heute Flächen aus dem vorgeschlagenen Katalog auszuwählen. Stattdessen schlägt er vor, im Bereich der Spielleitplanung zu schauen, ob sich Flächen ergeben.

 

Der Vorsitzende fragt an, ob die Thematik zurückgestellt werden solle, um diese nach Beratung in den Fraktionen neu zu bewerten.

 

Frau Dr. Koch schlägt ein Pilotprojekt mit zunächst nur einer Fläche vor. Herr Wolken und Frau Thomßen schließen sich diesem Vorschlag an.

 

Herr Dr. Bollmeyer schließt sich mit seiner Fraktion nicht an.

 

Herr Theemann empfindet es als unsinnig, vorhandene ökologisch, hochwertige Flächen gegen andere ökologisch hochwertige Flächen auszutauschen. Er spricht sich dennoch dafür aus, Gelder für Flächen bereitzustellen.

 

Herr Dr. Bollmeyer schlägt vor, den Beschlussvorschlag aufzuteilen. Hierbei könne man zunächst auf die Haushaltsmittel eingehen, um diese bereitzustellen, und der 2. Beschlussvorschlag könne die Fläche umfassen mit der begonnen werden solle. Herr Wolken unterstützt diesen Vorschlag.

 

Herr Berens sieht es als sehr schwierig an, auf Spielplätzen Flächen für Tiny Forests anzulegen. Auch wenn diese nur angrenzen, müsse die Sicherheit gegeben sein und der Mikrowald durch Zäune abgesperrt werden.

 

Herr Theemann erkundigt sich, ob für die Bezeichnung Tiny Forest ein Bruchwald vorhanden sein müsse oder ob wenige Bäume schon ausreichen würden. Herr Berens erwidert, dass ausschließlich ein Bruchwald zur Bezeichnung des Tiny Forest führe.

 

Der Vorsitzende formuliert auf Vorschlag der Anwesenden zwei neue Beschlussvorschläge und lässt hierüber abstimmen.