Sitzung: 20.05.2010 Rat der Stadt Jever
Beschluss: Abstimmung: mehrheitlich beschlossen:
Abstimmung: Ja: 22, Nein: 8, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: BV/232/2010
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Der dieser Niederschrift als Anlage beigefügte Entwurf der Verordnung zur Änderung der Verordnung der Stadt
Jever über Parkgebühren (Parkgebührenordnung) vom 24.02.1994 wird als
Verordnung beschlossen. |
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Stadtamtsrat Mühlena führt in den Sachverhalt ein.
Bürgermeisterin Dankwardt trägt vor, dass bei ihr heute Vertreter
des Arbeitskreises Wirtschaft vom Verein Jever Aktiv e. V. sowie ein Mitglied
des Wirtestammtisches vorgesprochen hätten. Sie hätten mit einem Antrag darum
gebeten, die Entscheidung über die Neugestaltung der Parkraumbewirtschaftung zu
verschieben. Sodann gibt Bürgermeisterin Dankwardt den Ratsmitgliedern
den Inhalt des eingereichten Antrages einschließlich der Begründung bekannt.
Eine Kopie des Antrages ist dieser Niederschrift als Anlage beigefügt.
Bürgermeisterin Dankwardt erklärt, sie habe über diesen Antrag
mit den Antragstellern ausgiebig diskutiert. Die Gastronomie beurteile die
Sache ganz anders und könne die Auffassung der Kaufmannschaft nicht bestätigen.
Ihre Gäste würden wiederholt zum Ausdruck bringen, dass das Parken in Jever
sehr günstig sei und es sehr vielseitige Parkmöglichkeiten gebe.
Sie habe den Kaufleuten zugesichert,
dass sie dem Rat ihren Antrag zur Kenntnis geben werde. Da sie deren Auffassung
aber nicht teile, könne sie sich ihrem Vorschlag nicht anschließen. Seit 1992
seien die Parkgebühren nicht erhöht worden. Vorrangiges Ziel der beabsichtigten
Änderung sei es nicht, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, sondern die
Innenstadt vom Verkehr zu entlasten und die so genannten Randbereiche mehr zu belegen.
Sie sei der Meinung, bei der gegenwärtigen Parkraumbewirtschaftung gebe es kaum
Gründe für weitere Diskussionen.
Beigeordneter Hartl führt aus, Parkgebühren dienten im
Grundsatz dazu, die Parkraumnot in den Innenstädten zu lindern und eine höhere Benutzerfrequenz
der Kraftfahrzeuge zu erreichen. Auch in Jever hätten sie grundsätzlich eine
regulierende und verkehrssteuernde Wirkung.
Vor einigen Jahren sei das so genannte
„Auricher Modell“ in Jever eingeführt worden. Mit dieser Regelung, die eine moderate
Bewirtschaftung beinhalte, habe die Stadt eine Lösung gefunden, die von allen
getragen werden konnte. Lediglich die mangelnde Kontrolle der Parkzeiten und
der Gebührentreue habe immer wieder Anlass zur Kritik gegeben, so dass die
Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen beantragt habe, diesen Mangel abzustellen.
Heute solle über eine Verdoppelung der
Gebühren entschieden werden. Ein solcher
Vorschlag müsse es gestatten, dass die Hintergründe und der Zeitpunkt
der Umsetzung näher hinterfragt würden. Die desolate Haushaltssituation der
Stadt sei allen Anwesenden hinlänglich bekannt. Der Haushalt 2010, der im
Februar mehrheitlich, aber ohne die Stimmen der FDP-Fraktion, beschlossen
worden sei, sehe auf Vorschlag der Verwaltung im begleitenden Konsolidierungsprogramm
bereits eine Erhöhung der Parkgebühren vor.
Ob es gelingen werde, die
prognostizierten Mehreinnahmen zu erzielen, bleibe dahin gestellt. Den
strukturell bedingten Parkplatzmangel in unserer Innenstadt zu beseitigen bzw.
zu mildern, werde damit nicht erreicht. Die Aussagen der Verwaltung und der
Vertreter der CDU- und SPD-Fraktionen, dieser Gebührenerhöhung lägen vorrangig
keine fiskalischen Gesichtspunkte, sondern sinnvolle, verkehrssteuernde
Maßnahmen zugrunde, entbehrten jeglicher Glaubwürdigkeit. Vielmehr werde damit
der Versuch unternommen, eine Konsolidierungsmaßnahme umzusetzen, die wegen der
eigenen Schuldenpolitik der letzten Jahre notwendig geworden sei.
Diese Maßnahmen erfolgten zur Freude
unserer Nachbarkommunen, die wie zum Beispiel die Stadt Schortens zeitgleich
damit Werbung betrieben, dass sie ihren Besuchern kostenfreies Parken und
unbeschwertes Einkaufen anbieten könnten.
Solange die Mehrheit sich in den
Entscheidungsgremien verweigere, gemeinsam zukunftsweisende Konzepte für die
Stadt zu erarbeiten, diese regelmäßig zu überdenken und im Rahmen der
vorhandenen Möglichkeiten umzusetzen, werde weiterhin nur eine Mängelwirtschaft
betrieben. In diesem Zusammenhang wolle er noch einmal an die Aufbruchstimmung
erinnern, die vorgeherrscht habe, als das Leitbild 2012 erstellt worden sei.
Hiervon sei leider nicht mehr viel übrig geblieben.
Die FDP-Fraktion lehne die Verdoppelung
der Parkgebühren ab, da sie den BürgerInnen und Gästen sowie den Kaufleuten und
Gastronomen unnötig das Geld aus der Tasche ziehe und dem Image einer
attraktiven Kreisstadt in keiner Weise gerecht werde.
Beigeordneter Janßen erklärt, das Thema „Parken“ beschäftige
die Politik in Jever bereits seit Jahrzehnten. Die Verwaltung habe von den
Gremien den Auftrag erhalten, ein neues Parkraumbewirtschaftungskonzept zu
erarbeiten. Diesem Auftrag sei der Fachdienst 32 sehr zügig nachgekommen. Er
habe ein gutes Konzept vorgelegt, für das seine Fraktion zunächst einmal sehr
dankbar sei.
Durch die geplante Erhöhung der Gebühr
werde die Attraktivität Jevers nicht geschwächt. Die Städte Jever und Schortens
seien diesbezüglich nicht zu vergleichen. Während Jever eine dicht bebaute,
attraktive Innenstadt vorweisen könne, handele es sich bei der Stadt Schortens
um eine Flächengemeinde, die sehr viel Platz zum Parken habe. Ein häufiger
Umschlag auf den Parkplätzen komme in unserer Innenstadt insbesondere auch den
Geschäftsleuten zugute. Dieses Ziel werde nur durch Parkscheinautomaten mit
moderaten Parkgebühren erreicht. Seit achtzehn Jahren sei keine
Gebührenerhöhung vorgenommen worden. Die jetzt geplante Anhebung der Gebühr
beziehe sich nur auf Teilbereiche. Dieses Modell werde gewählt, um die bereits
mehrfach erwähnten verkehssteuernden Maßnahmen gezielt umzusetzen.
Das „Auricher Modell“ bleibe
unangetastet. Weiterhin könne an Sonn- und Feiertagen sowie samtags und an den
Nachmittagen gratis in Jever geparkt werden. Den Antrag des Arbeitskreises
Wirtschaft könne er nicht nachvollziehen. Er sei erstaunt darüber, dass dieser
Antrag erst heute eingereicht werde, obwohl die Gremien bereits seit längerem
über dieses Thema beraten hätten. Die SPD-Fraktion stimme auf jeden Fall
weiterhin für den Vorschlag der Verwaltung.
Beigeordneter Schwanzar teilt mit, auch die Fraktion Bündnis 90
/ Die Grünen werde für dieses Konzept stimmen. Wer die Gebühren nicht zahlen
wolle, habe die Möglichkeit in den Randgebieten zu parken und in die Innenstadt
zu laufen. Letztlich gebe es auch die Alternative, in Schortens zu parken und
mit dem Zug nach Jever zu fahren. Er glaube nicht, dass die geplante
Neuregelung für die Kaufmannschaft zu größeren Einbußen führen werde.
Beigefügter Schönbohm erklärt, Gebührenerhöhungen seien
grundsätzlich immer negativ. Aufgrund der angespannten Haushaltslage werde die
SWG-Fraktion sich einer möglichen Einnahmeverbesserung jedoch nicht verweigern,
zumal die letzte Erhöhung vor vielen Jahren erfolgt sei. Schließlich handele es
sich um eine moderate Anpassung für
einen relativ kleinen Innenstadtkern.
Seine Fraktion wolle jedoch ihren Antrag
aus dem Verwaltungsausschuss wiederholen.
Um der einheimischen Bevölkerung symbolisch entgegen zu kommen, sollte
das kurzzeitige Parken generell gebührenfrei ermöglicht werden.
Stadtamtsrat Mühlena trägt vor, die Verwaltung habe diesen
Vorschlag geprüft. Eine solche Regelung sei mit den vorhandenen
Parkscheinautomaten nicht durchführbar, die Verwaltung wolle bei möglichen
Ersatzbeschaffungen auf solche Details aber gerne Rücksicht nehmen. Zur Zeit
könne der Vorschlag jedoch nicht umgesetzt werden.
Beigeordneter Schönbohm regt an, wenn sein Antrag technisch
nicht umsetzbar sei, sollten die
Gebühren für den Kurzzeitraum überall unverändert bleiben.
Beigeordneter Harms führt aus, grundsätzlich sei es
sicherlich richtig, dass die Parkgebühren einen ordnungsrechtlichen Charakter
hätten und nicht dazu dienten, einen defizitären Haushalt zu entlasten. Die
Kommunalaufsicht habe mit ihrer Genehmigung für den Haushalt 2010 festgestellt,
das der Verwaltungshaushalt mit einem Fehlbedarf von circa 2 Millionen Euro
weiterhin nicht ausgeglichen werden könne. Bis zum Ende des
Finanzplanungszeitraumes im Jahre 2013 werde der kumulierte Fehlbetrag auf
circa 11 Millionen Euro anwachsen. Rat und Verwaltung sollten daher zur
Konsolidierung des Haushaltes ständig bemüht sein, sämtliche
Einnahmemöglichkeiten einer strengen Überprüfung zu unterziehen. Wesentlich
wichtiger sei es aber, die Ausgabeansätze restriktiv zu gestalten bzw. so weit
wie möglich einzuschränken.
Die Stadt Jever habe das Problem, dass
sie in der Innenstadt über zu wenig Parkplätze, insbesondere für
Kurzzeitparker, verfüge. Zusätzlich solle das Parkhaus Steinstraße entwidmet
werden und stehe damit der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung. Gleiches
gelte für die provisorischen Parkflächen in der St.-Annenstraße, die aufgrund
der Baumaßnahme weggefallen seien. Das verkehrswidrige Parken auf den schmalen
Straßen unter Einbeziehung der Gehwege sei der Verwaltung hinreichend bekannt.
Aus Sicherheitsgründen und aufgrund rechtlicher Vorschriften sei ein
Einschreiten der Verwaltung zwingend gegeben. Ein Gesamtverkehrsgutachten sei
auf unabsehbare Zeit verschoben worden. Eventuell könne für die Zukunft
überlegt werden, im Bereich Blumenstraße Parkflächen für Dauerparker
auszuweisen.
Durch die geplante Erhöhung der
Parkgebühr könnten weder die ordnungsrechtlichen Maßnahmen noch das Defizit des
Haushaltes gelöst werden. Er lehne die vorgeschlagene Erhöhung der Parkgebühren
ab, empfehle der Verwaltung aber, den ruhenden Verkehr ohne zusätzliches
Personal besser zu überwachen.
Beigeordneter Husemann trägt vor, das von der Verwaltung
vorgelegte Konzept für die Erhöhung der Parkgebühren in einzelnen Bereichen sei
in sich schlüssig und schaffe mehrere Parkzonen. Die Erhöhung um 100 %
beschränke sich lediglich auf den Innenstadtbereich. Der Vorzug, den die Stadt
Jever gegenüber der Stadt Schortens aufzuweisen habe, sei, dass Jever in seiner
Innenstadt hinreichend Möglichkeiten für einen Einkaufsbummel biete, während
Schortens nur für den gezielten Einkauf geeignet sei.
Die Entfernungen von den
kostenfreien Parkplätzen oder den
Parkplätzen mit einer geringeren Gebühr in die Innenstadt seien sehr gering, so
dass auch dieses kein Problem darstellen sollte. Wer konkret in der Innenstadt
parken möchte, müsse künftig 0,50 Euro statt 0,25 Euro für 30 Minuten Parkzeit
bezahlen. Dieses sei eine zumutbare Regelung, so dass die CDU-Fraktion dem
Konzept zustimmen werde.
Die Vorsitzende lässt sodann über den Antrag des Beigeordneten
Schönbohm abstimmen:
Für einen Kurzzeitraum von maximal 15
Minuten wird in allen Parkzonen die bisherige Gebühr von 0,05 Euro beibehalten.
Antrag mehrheitlich abgelehnt: 7
Ja-Stimmen, 19 Nein-Stimmen, 4 Enthaltungen
Der Rat der Stadt Jever beschließt
sodann: