Sitzung: 30.09.2010 Rat der Stadt Jever
Beschluss: Abstimmung: mehrheitlich abgelehnt:
Abstimmung: Ja: 13, Nein: 17
Vorlage: BV/330/2010
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Die
Einführung eines Fremdenverkehrsbeitrages auf der Grundlage des
Umsatzmaßstabes in der Stadt Jever wird beschlossen.
Zu
diesem Zweck erlässt die Stadt Jever eine Fremdenverkehrsbeitragssatzung.
Die Verwaltung wird beauftragt, eine
entsprechende Satzung vorzubereiten. |
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Herr Rüstmann führt aus, dass in den vergangenen
Wochen die Gründe für die geplan- te Einführung eines Fremdenverkehrsbeitrages
bei verschiedenen Anlässen und in ver-schiedenen Gremien ausführlich erläutert
worden seien. Auch seien diese in der Presse diskutiert worden. Dabei sei er
mit seinen Argumenten verstanden worden, habe aber gleichwohl kein Verständnis
dafür gefunden. Sodann skizziert er die wesentlichen Punkte, die dafür
ausschlaggebend gewesen seien, die Verwaltung zu veranlassen, der Politik die
Einführung eines Fremdenverkehrsbeitrages vorzuschlagen:
1.
Bezuschussung
der Jever Marketing- und Tourismus GmbH mit jährlich über 200.000,00 Euro;
2.
ein
strukturelles Defizit im Verwaltungshaushalt von 1 bis 2 Millionen Euro
jährlich, das sich kumuliert Ende 2010 auf ca. 4 Millionen Euro belaufen werde;
3.
die
Arbeit der Jever Marketing- und Tourismus GmbH schaffe zusätzliche
Einnahmemöglichkeiten für die Gewerbetreibenden, den Einzelhandel und die
Gastronomie.
Herr Rüstmann erklärt, dass es die Verwaltung unter
Berücksichtigung der genannten Gründe für legitim halte, darüber nachzudenken,
eine Refinanzierung herbeizuführen, die letztendlich von dem Mehrwert gespeist
werden solle, den die Jever Marketing- und Tourismus GmbH für die
Gewerbetreibenden schaffe. Es gehe jedoch nicht nur darum, mit diesen Einnahmen
den Haushalt zu sanieren; man biete den Gewerbetreibenden offensiv an,
zusätzliche Summen dem Budget der Jever Marketing- und Tourismus GmbH zur
Verfügung zu stellen.
Hier sei eine Summe in Höhe von
50.000,00 Euro in der Überlegung. Dieses würde bedeuten, dass sich Stadt und
Gewerbetreibende die Kosten für das Stadtmarketing teilen. Diese zusätzlichen
50.000,00 Euro könnten für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Hier sei
man zu der Überzeugung gelangt, dass, wenn dieser Wege gegangen werde, es
sinnvoll sei, die Gewerbetreibenden bei der Entscheidung, wie diese
zusätzlichen Gelder verwendet werden sollen, einzubinden. Als denkbare
Beispiele für die Verwendung nennt Herr Rüstmann das Kundenleitsystem,
die Verbesserung der Unterbringung der Jever Marketing- und Tourismus-GmbH,
zusätzliche Werbemaßnahmen oder zusätzliche Veranstaltungen. Einzelheiten
müssten mit den Gewerbetreibenden im Konsens erarbeitet werden. Die Verwaltung
sei nach wie vor der Meinung, dass dies der richtige Weg sei, die Finanzierung
der GmbH dauerhaft sicher zu stellen.
Zum Abschluss führt er aus, dass er
nochmals geprüft habe, ob dieser Grundsatzbeschluss endgültig bindend sei.
Dieses sei nicht der Fall; der Rat könne jederzeit durch Beschluss von dem
eingeschlagenen Weg Abstand nehmen.
Herr Husemann erklärt, dass er bereits zu
Beginn der Sitzung signalisiert habe, dass in der CDU-Fraktion nach der
gestrigen Diskussionsveranstaltung kein einheitliches Meinungsbild zum
Tagesordnungspunkt Fremdenverkehrsbeitrag vorliege. Es gebe Gegner und
Befürworter, die jeder gute Argumente hätten. Es handele sich um eine schwere Entscheidung,
für die seine Fraktion gerne noch 3 bis 4 Wochen Zeit für den notwendigen
Dialog gehabt hätte. Er bedauert, dass sich dieses heute habe nicht
durchsetzen lassen.
Die Stadt Jever habe in den letzten
Jahren erhebliche Mittel in die Förderung des Fremdenverkehrs gesteckt. Dieses
weise die Bilanz der Jever Marketing- und Tourismus-GmbH aus. In der
Gastronomie, im Beherbergungsgewerbe und im Einzelhandel wirken sich diese
Anstrengungen der Stadt derzeit sehr positiv aus. Wenn man die Leistungen der
Marketing- und Tourismus-GmbH unter die Lupe nehme, so sei es politisch
unstrittig, dass diese Leistungen in den letzten Jahren anerkannt seien. Auch
die aktuellen Diskussionen am gestrigen Abend hätten gezeigt, dass die Jever
Marketing- und Tourismus-GmbH offiziell nicht in Frage gestellt werde.
Herr Husemann stellt fest, dass das Defizit sich auf
200.000,00 Euro plus X pro Jahr belaufe. Wegen der allgemein großen Defizitlage
des Haushaltes sei der Rat gezwungen, initiiert durch Stellungnahmen der Kommunalaufsicht,
insbesondere über eine Reduzierung des Zuschussbedarfs für die Jever Marketing-
und Tourismus-GmbH nachzudenken. Mit der möglichen Einführung eines
Fremdenverkehrsbeitrages würden die defizitären Kosten für die GmbH zu einem
wesentlichen Teil von denjenigen getragen werden, die in erster Linie auch von
den Maßnahmen der GmbH profitieren. Die messbaren Gegenleistungen der GmbH
dafür wären im Umkehrschluss bei verstärktem Marketing wiederum ein Gewinn für
diese Betroffenen, die vom Beitrag erfasst würden. Auch die Stadt wolle sich
nicht der Verantwortung entziehen, da sie sich mit einem Anteil an diesem
Defizit dauerhaft beteiligen würde. Dieses wäre der Anteil, der sich am
öffentlichen Interesse orientieren würde und der gestern Abend auf mindestens
25 % beziffert worden sei.
Von den zukünftigen Beiträgen wären in
unterschiedlicher Abstufung alle selbständig Tätigen, die unmittelbar oder
mittelbar einen wirtschaftlichen Vorteil aus dem Fremdenverkehr ziehen,
betroffen, wobei genaue Beträge derzeit noch nicht genannt werden können. Man
könne den Rückschluss daraus ziehen, dass damit der Zuschussbedarf der GmbH,
der auch künftig anfallen werde, gerechter generiert werden solle. Dieser solle
nicht nur aus allgemeinen Steuermitteln sondern gezielter aus den Beiträgen
generiert werden, die der Personenkreis leisten solle, der unmittelbar den
direkten Vorteil der Arbeit der GmbH habe. Hierunter würden auch die
Filialisten fallen, die sich ansonsten nur freiwillig an der
Fremdenverkehrsförderung beteiligen. Bei der Einführung des Beitrages wären
diese mit im Kreis derer, die pflichtgemäß bezahlen müssten.
In der Diskussion sei nicht verkannt
worden, dass zahlreiche Kaufleute der Stadt in der Vergangenheit bereits große
Eigeninitiative gezeigt hätten und mit nennenswerten eigenen Mitteln
Aktivitäten zur Attraktivitätssteigerung beigesteuert hätten. Diese Aktivitäten
sollen und dürfen nicht erwürgt bzw. konterkariert werden. Vielmehr müssten die
gemeinsamen Überlegungen dahin gehen, diese Aktivitäten zu erhalten und in ein
mögliches zukünftiges Gesamtkonzept einzufügen. Dazu bestünde in den nächsten
Monaten noch erheblicher Gesprächsbedarf. Dafür sei nach dem möglichen
Grundsatzbeschluss noch ausreichend Zeit.
Alle, mit denen er in den letzten
Wochen über dieses Thema diskutieren durfte, seien verständlicherweise erst
einmal gegen den Fremdenverkehrsbeitrag gewesen. Es seien aber folgende
Kernfragen gestellt worden:
- Wer muss zukünftig zahlen?
- Wer muss zukünftig nicht mehr zahlen?
- Wer zahlt wieviel?
- Wie gerecht bzw. ungerecht ist das
neue System?
Diese wesentlichen Fragen, denen mit
Transparenz und im Dialog nachgegangen werden müsse, könnten nur beantwortet
werden, wenn der Grundsatzbeschluss heute gefasst werden würde. Ansonsten
würden diese Fragen unbeantwortet bleiben.
Bei allem Verständnis für die Haltung
der möglicherweise Betroffenen wäre der heutige Beschluss nicht voreilig und
auch kein Schnellschuss, weil er zunächst die Verwaltung lediglich legitimiere,
mit den notwendigen Vorarbeiten zu beginnen. Dadurch würden den Betroffenen in
den nächsten Monaten Daten, Fakten und Einschätzungen geliefert. Diese Arbeit
sollte nach Möglichkeit mit einem Grundsatzbeschluss beginnen. Wenn er nicht
gefasst werde, brauche man sich an diese analytische Arbeit nicht zu machen.
Es bleibe aber der Auftrag an den Rat,
das Defizit der Jever Marketing- und Tourismus-GmbH bei der Förderung des
Fremdenverkehrs zu reduzieren. Dieses Problem müsse dann anderweitig bearbeitet
werden. Er habe bereits einige Vorschläge dazu gehört, wie z.B. die
Abschaffung der Jever Marketing- und Tourismus-GmbH, die Erhöhung der
Grundsteuern oder Gewerbesteuern. Diese Vorschläge würden sicherlich zu einer
Einnahmeverbesserung führen. Er bezweifelt, ob dieses gerechter,
auskömmlicher oder wirksamer für die Fremdenverkehrsförderung wäre. Aus diesem
Grunde werde er dem Grundsatzbeschluss zustimmen, da er die
anderen Vorschläge zur Erreichung dieses Ziel für nicht geeignet halte.
Herr Hartl kritisiert zu Beginn seiner Ausführungen
die kurz vor der Ratssitzung von Herrn Husemann initiierte Aktion. Er
finde es bemerkenswert, dass der Fraktionsvorsitzende der CDU zusammen mit den
Fraktionsvorsitzenden der SPD und der SWG-/Sender-Gruppe und der
Bürgermeisterin im "stillen Kämmerlein" kurz vor der Ratssitzung vor
der Tür noch etwas aushandeln wollte, um alle damit zu überrumpeln. Dem Rat sei im Rahmen einer
interfraktionellen Sitzung im Juni vom Kämmerer das Modell
"Fremdenverkehrsbeitrag" vorgestellt worden. Er verstehe
nicht, warum man die SPD und SWG hinzuziehe, wenn die CDU nach dem gestrigen
Diskussionsabend noch Beratungsbedarf habe. Es sei nur die Entscheidung der
CDU-Fraktion, ob diese noch Beratungsbedarf habe und diese könne dann auch
alleine den Antrag stellen, anstatt vor der Tür einige Fraktionen zu
missachten, statt diese mit einzubeziehen. Dieses hätte er
erwartet.
Herr Hartl erklärt einführend, dass die
FDP-Fraktion die Einführung des Fremdenverkehrsbeitrages grundsätzlich ablehne.
Diese Ablehnung stütze sich auf zwei Argumentationssäulen. Zum einen auf die
seit Jahren verfolgte selbst initiierte „Schuldenpolitik“ und zum anderen auf
die mit der Einführung der Fremdenverkehrsbeitrages verbundenen
unkalkulierbaren Risiken und Nebenwirkungen. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre die Einführung
ein falsches Signal, so dass man darauf verzichten solle. Der Verwaltung werde
keinen Vorwurf gemacht, da diese nur ihren Job tue.
Im Hinblick auf das notwendige
Sicherungskonzept habe die Verwaltung der Politik die Einführung eines
Fremdenverkehrsbeitrages als Bestandteil der Haushaltssicherung vorgeschlagen,
verbunden mit der Summe von 100.000 Euro fiktiven Einnahmen. Es seien
100.000,00 Euro jährlich für die Jahre 2011, 2012 und 2013 unter Maßnahme 7 der
Haushaltssicherung eingestellt worden. In einer Sitzung habe er den
Kämmerer gefragt, wie dieser auf diese Zahl komme. Dieser habe ihm geantwortet,
dass es sich dabei um eine "Bauchnummer" handele. Genau wisse die
Verwaltung es auch nicht; die Einnahmen können geringer oder höher sein. Herr
Hartl bittet darum, in der Öffentlichkeit mit ehrlichen und nicht mit
fiktiven Zahlen aus der Fantasiewelt zu argumentieren.
Der Landkreis Friesland als
Aufsichtsbehörde habe zusätzlich bei der Genehmigung des Haushalt 2010, der
gegen die Stimmen der FDP-Fraktion mehrheitlich beschlossen worden sei, die
Stadt aufgefordert, künftig beim „Tourismus“ Einsparungen vorzunehmen.
Man wisse, dass das Niedersächsische
Kommunalabgabengesetz Kommunen, die das Attribut Kur- bzw. Erholungsort
besitzen, erlaube, diesen Beitrag zu erheben. Man wisse aber auch, dass diese
Einnahmen zur Sanierung von defizitären Haushalten nicht zulässig seien;
vielmehr sollen die Einnahmen zur Deckung des Aufwandes der Gemeinden dienen.
Die Einnahmen aus Fremdenverkehrsbeiträgen seien insofern zweckgebunden. Der
ursprünglich gehegte Grundgedanke, mit dem Beitrag zur Sanierung des Defizits
beizutragen, mutiere zur haushaltspolitischen Nullnummer.
Die jeverschen Steuerzahler leisten zur
Zeit einen Beitrag von 221.500 Euro, um die Marketing- und Tourismus GmbH auch
im Jahre 2010 weiter am Leben zu erhalten. In den Vorgängerjahren seien die
Beiträge wesentlich höher gewesen. Politisch gewollt seien in den letzten 3
Jahren gestückelt 40.000,00 Euro, 30.000,00 Euro und 20.000,00 Euro, also insgesamt
90.000,00 Euro, als Zusatzbudget bewilligt worden, um seitens der GmbH
handlungsfähig zu bleiben und einen Mehrwert für alle schaffen zu können. Ein
Mehrwert, der in den letzten Jahren - außer man vergleiche die
Übernachtungszahlen – nicht erkennbar sei.
Ob die steigenden Übernachtungszahlen durch die Jever Marketing- und
Tourismus-GmbH bedingt seien, sei nicht nachgewiesen. Herr Hartl
verweist dazu auf das geänderte Urlaubsverhalten hin.
Einen Mehrwert für die Stadt habe aber
in den letzten 5 Jahren die Neuorganisation des Vereins Jever Aktiv e.V
geschaffen. Gegründet aus den „alten Verkehrs- und Gewerbevereinen“ habe sich
dieser Verein in den letzten Jahren massiv mit seinen Straßengemeinschaften für
die Attraktivitätssteigerung dieser Stadt engagiert und mit hohem personellen
und finanziellen Einsatz begründet. Brüll- und Kiewittmarkt - Organisation,
Weihnachtsbeleuchtung verbunden mit den jahreszeitlichen Straßendekorationen,
Sponsoring von Eisbahn, Blumenampeln, Pflanzaktionen in den Fußgängerzonen bis
hin zu sich wiederholenden Straßenfesten, Musikveranstaltungen und langen
Verkaufsnächten seien nur einige Beispiele, die dazu beigetragen hätten, die
Besucherfrequenz der Stadt hochschnellen zu lassen.
Nun solle dieser engagierte Personen-
und zusätzlich ein auserwählter Unternehmer- und Handwerkerkreis, bis hin zu
Rechtsanwälten mit einem Fremdenverkehrsbeitrag belastet werden.
Herr Hartl spricht sodann die „Risiken und
Nebenwirkungen“ an. Jeder der genannten Sponsoren könne seinen Euro nur einmal
ausgeben. Wenn dieses nun in Form des
Fremdenverkehrsbeitrages geschehen solle, so sei es nachvollziehbar, dass ein
Großteil dieses Engagements künftig nicht mehr existieren würde.
Verbunden sei damit, dass ein nicht zu
übersehendes Begleitphänomen gefährdet werde – das vor langen Jahren von der
Altbürgermeisterin vehement eingefordert worden war und sich erstaunlich gut
entwickelt habe: das „Wir-Gefühl“. Gerade das Einzelengagement der
Kaufmannschaft, der Gastronomen, der Hoteliers und aller engagierten Bürger
werde wegbrechen, da sich durch die finanziellen Mehreinnahmen, die der GmbH
zufließen sollen, auch alles dorthin verlagert werden müsste.
Verbunden mit diesem Risiko sei
natürlich auch der zusätzlich z.Z. noch nicht überschaubare personelle und finanzielle
Einsatz der Stadt selbst. Umsatzzahlen müssten jährlich erhoben, der
heranzuziehende Personen-/Unternehmerkreis müsste jährlich überarbeitet und
potentielle juristische Folgen müssten bearbeitet werden. Der heutigen Presse
könne entnommen werden, dass es im Wangerland einen 5 Jahre andauernden
Rechtsstreit um die dortige Fremdenverkehrsabgabe gegeben habe.
Der Kämmerer sei zu der Einsicht
gelangt, dass er allein die Arbeiten im Zusammenhang mit der geplanten
Fremdenverkehrsabgabe nicht schaffen könne, sondern ein höherer Personalaufwand
erforderlich sein werde. Dieses sei ein zusätzlicher Kostenfaktor.
Abschließend stellt Herr Hartl
fest, dass noch so kreative Gedanken zur Einnahmeverbesserung verpuffen werden,
solange nicht ein rigoroser Sparkurs im Vordergrund stehe. Er weist
darauf hin, dass innerhalb eines Jahres die Kassenkredite verdoppelt werden
mussten.
Schuldenpolitik und zweifelhafte neue
Füllhörner, die schnell geleert seien, würden auch eine solche Maßnahme nicht
zum Erfolg führen. Die vermeintlichen Mehreinnahmen hätten schon wieder neue
Begehrlichkeiten geweckt. Die SPD-Fraktion habe ihre Gedanken dazu schon
öffentlich gemacht.
Herr Hartl zitiert die Worte des Vizepräsidenten des Deutschen
Städtetages, des Oberbürgermeisters der Stadt München, Herrn Christian Ude, zum
Thema „Finanznöte der Kommunen“ :“Drastische Ausgabensenkung muss im
Vordergrund stehen, bevor neue z.T. absurde Einnahmequellen wie Sonnenbank-,
Spiel-, Sex- oder Blaulichtsteuer erfunden und eingeführt werden“.
Auch die Stadt Jever sollte sich an
dieser Mahnung messen und eine verantwortungsvollere Haushaltspolitik
praktizieren. Dann benötige man die Fremdenverkehrsabgabe nicht und sei
gegenüber der Kommunalaufsicht glaubwürdig.
Um festzustellen, wer sich dem Appell
anschließen möchte, beantragt Herr Hartl für seine Fraktion die
namentliche Abstimmung zu diesem TOP.
Herr Rüstmann erklärt, dass man in der politischen
Diskussion der Meinung sein könne, dass der Fremdenverkehrsbeitrag verfehlt
sei. Er könne aber nicht akzeptieren, dass das, was die Verwaltung
erarbeitet habe, als unseriös abgetan werde. Wenn man ein
Haushaltskonsolidierungskonzept aufstelle und sich in diesem Rahmen gewisse
Ziele setze, dann gehe man erst einmal mit vagen Größen um. Man orientiere sich
an dem, was maximal möglich sei und reduziere dieses um die Größen, die nicht
zu realisieren seien. So sei er auf den Betrag von 100.000,00 Euro
gekommen. Das "Bauchelement" liege darin, dass er auch auf
80.000,00 oder 120.000,00 Euro hätte kommen können. Beide Beträge lassen sich
nach dem Recht darstellen und beide hätten einen soliden Hintergrund. Von daher
sei die Aussage, dass hier unseriös gearbeitet worden sei, nicht haltbar.
Herr Janßen nimmt sodann für die SPD-Fraktion
Stellung und erklärt, dass seine Fraktion sich einer namentlichen Abstimmung
nicht verweigern werde. Spätestens mit der Verabschiedung des Haushaltes 2010
am 25.02.2010 sei allen Ratsmitgliedern klar gewesen, dass die Erhebung einer
Fremdenverkehrsabgabe ins Auge gefasst werde. Dazu habe im
Haushaltskonsolidierungskonzept eine Summe von 100.000,00 Euro an Einnahmen aus
der Fremdenverkehrsabgabe gestanden. Laut dem ihm vorliegenden Protokoll habe
die FDP-Fraktion dazu keine Stellung bezogen. Er wundere sich darüber,
dass nicht bereits schon damals der Zeigefinger erhoben worden sei. Nun sei
diese Fraktion heute dagegen.
Die SPD-Fraktion habe sich intensiv mit
dieser Thematik befasst. Es habe eine
interfraktionelle Sitzung des Rates zu diesem Thema gegeben, in der sich alle
Ratsmitglieder hätten informieren können. Außerdem habe es sicherlich in allen
Fraktionen Diskussionen über die Fremdenverkehrsabgabe gegeben. Herr Janßen
kündigt an, dass bis auf ein Mitglied alle Mitglieder der SPD-Fraktion für den
Grundsatzbeschluss stimmen werden.
Zur Begründung führt er aus, dass
Jever ein attraktiver Touristenstandort sei, mit dem nach seiner Ansicht kein
anderer Ort in Friesland mit halten könne. Darauf könne man stolz sein. Jeder
könne sich davon überzeugen, dass im Frühjahr, Sommer und Herbst in Jever sehr
viele Touristen seien. Damit dieses so bleibe und weiterhin ausgebaut werde,
benötige man das Stadtmarketing. Dieses koste Geld und zwar etwas über
200.000,00 Euro im Jahr, das von allen Bürgern, insbesondere Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern, aufgebracht werde. Dieses Geld sei gut angelegt. Seine
Fraktion stehe hinter dem Stadtmarketingkonzept und wolle dieses erhalten. Ohne
die Jever Marketing- und Tourismus-GmbH als freiwillige Einrichtung der Stadt
Jever wären die hohen Übernachtungs- bzw. Besucherzahlen und viele
Veranstaltung nicht möglich. Dieses gelte auch für die überregionale Werbung. Er
lobt die Jever Marketing- und Tourismus-GmbH, die viele neue Wege beschritten habe und deren
Mitarbeiter sehr motiviert seien. Seine Fraktion stünde hinter der GmbH.
Das Gesamtdefizit der Stadt Jever würde
sich am Ende des Jahres auf 4.000.000,00 Euro belaufen. Dieses sei zu viel; die
Stadt Jever stehe aber im Vergleich zu anderen Gemeinden im Landkreis Friesland
einigermaßen gut da. Wenn die Stadt schwarze Zahlen schreiben würde und von der
Kommunalaufsicht nicht aufgetragen bekommen hätte, eine diesbezügliche Abgabe,
nicht Steuer, zu erheben, hätte man heute nicht diesen Tagesordnungspunkt zu
beraten. Deshalb solle ein Beitrag von denen erhoben werden, die vom Tourismus
profitieren. Es solle eine differenzierte Abgabe erhoben werden und nicht eine
pauschale Abgabe. Über die Ausgestaltung der Abgabe müsse man noch sprechen.
Seine Fraktion erkenne an, dass die
Gewerbetreibenden und hier insbesondere "Jever Aktiv e.V." sich für
die Attraktivität der Stadt einsetzen. Dieses sei sehr lobenswert, da dieses
Engagement ehrenamtlich und freiwillig geleistet werde. Der geplante
Fremdenverkehrsbeitrag sei aber unumgänglich. Man könne andere Städte und
Gemeinden im Umkreis befragen, in denen eine solche Abgabe auch schon erhoben
werde. Die Stadt Jever wolle das Rad hier nicht neu erfinden, sondern sich an
anderen Gemeinden orientieren, damit eine künftige
Fremdenverkehrsbeitragssatzung auch vor Gericht Bestand habe, da es dagegen
wohl Klagen geben werde.
Seitens der Stadt Jever werde durch die
Jever Marketing- und Tourismus-GmbH eine Dienstleistung erbracht, an der sich
diejenigen beteiligen sollen, die davon profitieren. Es sei geplant, dass die
starken Schultern mehr tragen sollen, als die schwachen, in dem Rücksicht auf
die individuelle Leistungsbereitschaft genommen werden solle. Im Gegensatz zur
Gewerbesteuer würden nicht nur Kaufleute, Gewerbetreibende, Gastwirte und
Hoteliers herangezogen, sondern auch die Filialisten, die in Jever keine
Gewerbesteuern zahlen. Künftig würde eine größere Bandbreite herangezogen
werden. Wie hoch die Beiträge für den Einzelnen ausfallen, könne derzeit noch
nicht gesagt werden. Wenn die Verwaltung die notwendigen Daten ermittelt habe,
werde man wissen, wieviel jeder aufgrund seines Umsatzes zahlen müsse. Dann
könne man auch entscheiden, wie viel man an Fremdenverkehrsbeitrag einnehmen
wolle. Dieses liege in der Entscheidung des Rates.
Herr Janßen fasst zusammen, dass es heute um einen
Grundsatzbeschluss gehe und nicht um die Festlegung von Einzelheiten. Es gehe
auch darum, dass die Verwaltung arbeiten könne. Er schätzt, das ca. ein
halbes Jahr erforderlich sei, die erforderlichen Daten zusammenzutragen. Erst
dann müssten die Einzelheiten im Rat noch eingehend diskutiert werden. Dabei
sollen alle Betroffenen ein Mitspracherecht haben. Es solle keine Entscheidung
über die Köpfe der Zahlungspflichtigen hinweg getroffen werden.
Das Ziel seiner Fraktion sei, eine
zufriedenstelle Lösung zu finden.
Herr Schönbohm führt aus, dass die SWG-/Sender-Gruppe
sich am gestrigen Tage 2 Stunden intensiv mit der Thematik befasst habe.
Aufgrund des komplexen und schwierigen Themas sei es nicht verwunderlich, dass
man nicht zu einer einstimmigen Meinung gelangt sei. Dieses wäre aber in seiner
Gruppe kein Problem, da es hier keinen Fraktionszwang gebe.
Das Hauptargument der Gegner des
Fremdenverkehrsbeitrages sei die Grundsatzfrage, dass in den letzten Jahren
Gelder in Millionenhöhe ausgegeben worden seien, mit denen seine Gruppe nicht
einverstanden gewesen sei, die zu einem erheblichen Defizit geführt hätten, das
jetzt durch diese Abgabe zurückgeführt werden solle.
Weitere Argumente der Ablehner seien
1. dass der Verwaltungsaufwand im
Rathaus steigen würde;
2. dass viele kleinere Geschäfte mit
nicht so großem Umsatz durch die Abgabe in
Schwierigkeiten geraten würden;
3. dass die Einteilung, wer vom
Fremdenverkehr profitiere, nicht klar sei,
4. dass die angedachten Einnahmen nicht
im Verhältnis zum Ergebnis stehen, wenn auf
der anderen Seite Leistungen wegfallen und Verwaltungskosten anfallen.
Die Befürworter dagegen würden den
direkten Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der Jever Marketing- und
Tourismus-GmbH und denen, die davon profitieren, sehen. Es sei ein Defizit von
200.000,00 Euro für das Stadtmarketing zu verzeichnen. Hier sehen die
Befürworter es nicht ein, dass dieses Defizit aus dem allgemeinen Steuersäckel
auch von denen gezahlt werden soll, die nichts davon hätten. Die Jever
Marketing- und Tourismus-GmbH sei von allen gewünscht, aber man müsse sich die
Frage stellen, wer das Defizit dann tragen solle. Seine Gruppe werde kein
einheitliches Votum abgeben.
Herr Schwanzar erklärt, dass die Diskussion zeige, dass
das Stadtmarketing einen Riss bekommen habe, da in dem Stadtmarketing nicht nur
die GmbH sitze, sondern auch Geschäftsleute. Die Diskussion über die Einführung
einer Fremdenverkehrsabgabe sei nach seinen Informationen mit den
Geschäftsleuten nicht geführt worden. Zumindestens habe er dazu nichts
aus den Protokollen entnehmen können.
Eventuell habe man hier den falschen Weg
eingeschlagen und zu wenig Transparenz gezeigt. Dieses hole den Rat jetzt ein.
Wenn der Grundsatzbeschluss die notwendige Mehrheit nicht finde, müsse neu
darüber nachgedacht werden, wie die GmbH künftig finanziert werden solle.
Vielleicht habe seine Fraktion von Beginn an Recht gehabt, als sie die
Einstellung des Stadtmanagers mit der Begründung abgelehnt habe, dass diese
GmbH auf Dauer ein Zuschussgeschäft sein würde. Die GmbH sei ein
Zuschussgeschäft geblieben. Dieses habe Herr Hartl in Zahlen ausgedrückt. Im Laufe
der Zeit sei das Defizit immer höher geworden.
In seiner Fraktion sei das Pro und
Kontra intensiv diskutiert worden. Als Grüne sei man grundsätzlich dagegen,
weil die Kommunen eine Bürgschaftssteuer bräuchten. Man bräuchte für die
Kommunen eine breite Besteuerung. Mit den vorhandenen Einnahmen käme keine
Kommune zurecht. Seine Fraktion könne sich vorstellen, dass die Kommunen einen
Teil der Umsatz- oder Einkommenssteuer bekomme und dafür auch Hebesätze
entwickele. Auf jeden Fall müsse sich die Bundesregierung überlegen, wie sie
ihre Kommunen wieder handlungsfähig machen könne. Über kurz oder lang werde die
Stadt Jever nicht mehr handlungsfähig sein, wenn man sich nur auf das
Kerngeschäft zurückziehen müsse. Dieses gehe auch die Geschäftsleute an. Diese
müssten sich überlegen, ob sie, wenn ihnen diese GmbH wichtig sei, freiwillige
Beiträge leisten, um die Aktivitäten dieser GmbH am Leben zu erhalten und in
Zukunft zu unterstützen.
Herr Zillmer führt aus, dass er für die
Mitglieder der CDU-Fraktion, die sich gegen den Grundsatzbeschluss aussprechen,
deren Gründe vortragen wolle. Er schickt voraus, dass die Leistungen der
Jever Marketing- und Tourismus-GmbH nicht in Abrede gestellt werden. Diese
seien im Gegenteil für die Stadt Jever zwingend erforderlich. Es seien aber
auch die Leistungen der Gewerbetreibenden, die diese auf freiwilliger Basis für
die Stadt und für das Ansehen der Stadt tätigen, ebenfalls absolut wichtig.
Für die eigene Abwägung habe eine Rolle
gespielt, dass Schwierigkeiten in einer ausgewogenen Datenerhebung gesehen
werden. Aus anderen Kommunen, die solch eine Erfassung durchgeführt haben, sei
bekannt geworden, dass im Regelfall nur mit einer Rückmeldung in 80 % aller
Fälle gerechnet werden könne. 20 % aller Fälle müssten geschätzt werden. Daraus
resultieren dann Rechtsstreitigkeiten, die sich über Jahre hinzögen. Dieses
werde nicht für den richtigen Weg gehalten.
Das Verfahren, das in den verschiedenen
Vorstellungen skizziert worden sei, sei sehr komplex. Die Umsatzabhängigkeit
sei den Betroffenen ein Dorn im Auge. Insgesamt sei festzustellen, dass das
Verfahren sehr arbeits- und zeitintensiv sei. Es könne hinterher nicht
ausreichend transparent gemacht werden, weil viele Daten dem Datenschutz oder
dem Steuergeheimnis unterlägen, so dass eine Vergleichbarkeit nicht möglich
sei. Die Klagewahrscheinlichkeit zeige auf, dass mit Störfeuer zu rechnen sei.
Diejenigen, die aus dem Kreis der CDU-Fraktion die Fremdenverkehrsabgabe heute
ablehnen, wollen versuchen, eine Alternative zu erarbeiten. Man bitte die
Gewerbetreibenden, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, um gemeinsam eine
Alternative zu erarbeiten, wie man die Jever Marketing- und Tourismus-GmbH auf
solidere Füße stellen könne.
Herr Kaiser erklärt, dass er rekapitulieren
wolle, was man gestern Abend in der Diskussionsveranstaltung mit den
Betroffenen, die den Fremdenverkehrsbeitrag zahlen sollen, erlebt habe.
Natürlich habe es Kritik gegeben, aber keine dumpfe Kritik der Ablehnung. Die
Anwesenden wollten die Höhe der zu zahlenden Abgabe erfahren. Hierzu seien
seriöserweise keine Zahlen zu nennen, da man noch keine Bemessungsgrundlage
habe.
Erstaunlich sei gewesen, dass es viele
Stimmen gegeben habe, wonach man grundsätzlich nicht gegen die
Fremdenverkehrsabgabe sei. Diese Gewerbetreibenden hätten geäußert, dass sie
noch mehr wissen wollen und gewisse Wünsche an das Verfahren hätten. Dieser
gewünschte Dialog mit den Betroffenen könne jedoch nur geführt werden, wenn
heute Abend ein Grundsatzbeschluss gefasst werde und in der weiteren, engen
Zusammenarbeit mit den Betroffenen diese Dinge erarbeitet würden.
Aus der breiten Kaufmannschaft seien
interessante Vorschläge gemacht worden. U.a. sei vorgeschlagen worden, nicht
nur von 150.000,00 Euro sondern von 300.000,00 Euro an Aufwand auszugehen und
davon all das zu bezahlen, was jetzt in mühsamer Arbeit freiwillig
bewerkstelligt werde. Dieses fange an bei Bänken und gehe weiter bis zur
Weihnachtsbeleuchtung. Es gebe viele interessante Aspekte, die eine gute
Zusammenarbeit mit den Kaufleuten eröffnen würden. Der Dialog müsse erst einmal
begonnen werden und dürfe nicht mit Ängsten, Befürchtungen und Phänomenen
verbunden werden.. Wenn man den echten Dialog suche, habe man viele Chancen.
Nicht umsonst sei die
Fremdenverkehrsabgabe als eine probate Abgabe im Niedersächsischen
Kommunalabgabengesetz vorgesehen. Die Stadt Jever habe zwar ein Erhebungsrecht;
aber damit würden die Schwierigkeiten erst beginnen. In Hannover überlege man,
eine Hotelsteuer einzuführen. Deren Rechtmäßigkeit sei ungewiss. Die
Fremdenverkehrsabgabe sei dagegen ein vom Gesetzgeber und der Rechtsprechung
abgesichertes Instrument.
Herr
Kaiser appelliert an alle, den Weg nicht ohne einen Versuch abzubrechen. Er
habe in der Diskussionsveranstaltung deutlich gespürt, dass die Betroffenen,
die diese Beiträge zahlen sollen, zu einer konstruktiven Mitarbeit bereit
seien. Die Ängste und Befürchtungen, die heute aus dem politischen Raum
gekommen seien, habe er dort nicht gehört.
Frau Glaum erklärt, dass sie mit den
Ausführungen von Herrn Janßen und Herrn Kaiser nicht überein stimme. Der von
diesen Herren vorgeschlagene Weg sei ihrer Meinung nach nicht richtig. Man
müsse erst mit den Betroffenen sprechen und die Informationen übermitteln und
dann über die Ausgestaltung der Abgabe reden. Es sei falsch, jetzt schon durch
den Grundsatzbeschluss Tatsachen zu schaffen. Später könne man nur noch
marginal Änderungen durchsetzen. In Wirklichkeit gehe es nur darum, eine Steuer
zu erheben.
Ihrer Ansicht nach betreibe die Stadt
jedes Mal eine völlig verkehrte Informationspolitik, weil sie an den
Betroffenen vorbei agiere und diese nie mit einbeziehe. Als Beispiele nennt sie
das Altstadt-Quartier und die Beleuchtung in der Schlosserstraße. Diese
Informationspolitik würde nur zur Politikverdrossenheit führen. Es sei dann
nicht verwunderlich, wenn die Bürger einen Bürgerentscheid fordern. Man hätte
sich mit der Information viel mehr Zeit lassen und nicht immer vollendete
Tatsachen schaffen sollen.
Bürgermeisterin Dankwardt erklärt, dass sie dem Antrag der
FDP-Fraktion auf namentliche Abstimmung begrüße. Sie führt aus, dass
derjenige, der eine Entscheidung treffe und diese für sich selbst und die
Bürger begründen könne, kein Problem damit haben werde, seinen Namen zu nennen.
Sie selber wolle sich nicht hinter der namentlichen Abstimmung
verschanzen, sondern ihr Votum begründen, das für den Fremdenverkehrsbeitrag
ausfallen müsse.
Sie sei verblüfft über den Paradigmenwechsel, den sie
seit der Finanzausschusssitzung von einigen Ratsmitgliedern erlebt habe. Damals
habe die FDP-Fraktion von Anfang an den Fremdenverkehrsbeitrag abgelehnt,
während die anderen Fraktionen gleich zugestimmt bzw. geäußert hätten, dass sie
noch in der Findungsphase seien. Einige Ratsmitglieder hätten sich mittlerweile
vollständig umentschieden. Ihrer persönlichen Meinung nach dürfte man sich als
Ratsmitglied nicht unter dem Druck von Äußerungen von Betroffenen von seiner
Entscheidung abbringen lassen.
Die Crux liege in dem, was Herr
Schwanzar gesagt habe. Die Finanzierung der Kommunen sei eine einzige
Katastrophe. Alles was links in die Tasche gehe, werde rechts wieder von irgend
jemanden herausgenommen. Letztendlich schwitze jede Kommune in ihrem eigenen
Saft und müsse Problemlösungen finden, die unangenehm seien. Einige Gemeinden
fangen an, freiwillige Leistungen komplett einzustellen, die die gesamte
Bürgerschaft betreffen. In der Nachbarschaft seien schon Freibäder geschlossen
worden und werde über die Schließung von anderen Angeboten für die Bürger
nachgedacht. Daran sei die Stadt Jever bislang vorbeigeschrammt. Ob man dieses
noch lange durchhalte, wisse sie nicht. Die Jever Marketing- und
Tourismus-GmbH sei ohne Zweifel eine freiwillige Leistung, die man ohne Zweifel
zur Disposition stellen könnte. Gleichwohl sei dieses aber problematisch, da
das Personal weiter beschäftigt werden müsste.
Bürgermeisterin Dankwardt bedankt sich an dieser Stelle bei alle
Kaufleuten, Gastronomen und und dem Verein "Jever Aktiv e.V.", die
viel Engagement in die Stadt einbringen. Dieses könne ihre Entscheidung aber
nicht beeinflussen. Es solle ein Beitrag für eine Dienstleistung eingeführt
werden, die von der Jever Marketing- und Tourismus-GmbH erbracht werde. Davon
würden viele profitieren. Die Verwaltung habe jetzt den Versuch gestartet, eine
einigermaßen gerechte Verteilung auf viele Köpfe in die Wege zu leiten. Herr
Rüstmann habe deutlich gemacht, dass die Stadt die Einnahmen aus dieser Abgabe
nicht ins eigene Säckel packen wolle, sondern dass Reinvestitionen ins
Stadtmarketing geplant seien. Dafür habe Herr Rüstmann Beispiele genannt.
Das Defizit von 200.000,00 Euro pro Jahr
für das Stadtmarketing zwinge sie als Bürgermeisterin kraft ihres Amtes
klar zu der Entscheidung für die Einführung eines Fremdenverkehrsbeitrages.
Wenn der Rat in dieser Sache nicht Farbe bekenne, müssten andere Lösungen
gefunden werden. Zum einen komme die Reduzierung der Ausgaben in Betracht.
Dafür gebe es sicherlich Möglichkeiten; sie möge als Bürgermeisterin
einer Kreisstadt darüber aber nicht nachdenken. Die andere Alternative
beinhalte die Erhöhung der Einnahmen. Funktioniere dieses nicht über den
Fremdenverkehrsbeitrag, werde man über Steuererhöhungen sprechen müssen. Sie
sehe dazu keine Alternative.
Sie erklärt, dass sie eine positive Resonanz von den
Betroffenen nicht erwartet habe. Sie habe aber in Gesprächen mit
Geschäftsleuten gehört, dass diese die Einführung dieser Abgabe verstehen. Ihr
sei klar, dass sich die Mehrheit nicht darüber freue; davon könne sie
sich aber nicht beeinflussen lassen.
Der Vorwurf, dass im Vorfeld nicht
genügend Informationen gegeben worden seien, empfinde sie als Schlag ins
Gesicht. Bevor der Rat informiert worden sei, habe es ein ausgiebiges Gespräch
mit Mitgliedern und dem Vorstand von "Jever Aktiv e.V." gegeben.
Darüber habe der Rat Kenntnis gehabt, weil es ein ungewöhnlicher Weg gewesen
sei, als Verwaltung zunächst einmal mit den Betroffenen darüber zu sprechen. So
verfahre man in der Regel nicht, da der Rat der 1. Ansprechpartner sei.
Abschließend bittet sie, egal ob dem Grundsatzbeschluss zugestimmt oder
dieser abgelehnt werde, darum, im Nachgang um ein sachliches Miteinander.
Diejenigen, die nicht für die Einführung des Fremdenverkehrsbeitrages seien,
hätten es in der Zukunft in dieser Stadt einfacher, als diejenigen, die dafür seien.
Herr Rüstmann erklärt, dass aus rechtlichen Gründen
eine Ergänzung des Beschlussvorschlages erforderlich sei. Es müsse darauf
hingewiesen, dass der Beitragsmaßstab der Umsatzmaßstab sein solle. Er
trägt den geänderten Beschlussvorschlag vor.
Die Vorsitzende lässt sodann über den Antrag der
FDP-Fraktion auf namentliche Abstimmung abstimmen.
Abstimmung: einstimmig beschlossen
Abschließend führt die Vorsitzende die
namentliche Abstimmung über den von Herrn Rüstmann vorgetragenen ergänzten
Beschlussvorschlag durch:
Name |
Vorname |
Abstimmung: Ja |
Abstimmung: Nein |
Abstimmung: Enthaltung |
Albers |
Jan Edo |
|
x |
|
Albers |
Udo |
|
x |
|
Andersen |
Klaus |
|
x |
|
Bunjes |
Gertrud |
x |
|
|
Dankwardt |
Angela |
x |
|
|
Funk |
Harry |
|
x |
|
Glaum |
Sabine |
|
x |
|
Habersetzer |
Ralph |
|
x |
|
Harms |
Siegfried |
|
x |
|
Hartl |
Arnulf |
|
x |
|
Huckfeld |
Renate |
x |
|
|
Husemann |
Horst-Dieter |
x |
|
|
Janßen |
Dieter |
x |
|
|
Kaiser |
Peter |
x |
|
|
Lorentzen |
Margot |
x |
|
|
Ludewig |
Enno |
|
x |
|
Lüken |
Gerold |
|
x |
|
Makrinius |
Ilse |
x |
|
|
Matern |
Hans |
|
x |
|
Rasenack |
Marianne |
x |
|
|
Reck |
Renate |
x |
|
|
Schönbohm
|
Heiko |
x |
|
|
Schüdzig |
Herbert |
|
x |
|
Schwanzar |
Bernhard |
|
x |
|
Sender |
Alfons |
|
x |
|
Vahlenkamp |
Dieter |
x |
|
|
Vredenborg |
Elke |
x |
|
|
Werber |
Gerhard |
|
x |
|
Wilhelmy |
Dr.
Hans-Jörg |
|
x |
|
Zillmer |
Dirk |
|
x |
|
Gesamtergebnis |
13 |
17 |
0 |