Sitzung: 12.01.2011 Bau-, Feuerwehr-, Straßen-, Umwelt-, Landwirtschafts- und Landschaftsausschuss
Beschluss: Zur Kenntnis genommen.
Frau Gerbracht stellt heraus, dass im Betrieb der
Abwasserreinigungsanlage auch die Pflicht bestehe, mit Energie sparsam
umzugehen. Dazu gehöre auch, die im Abwasser vorhandene Wärme zu nutzen
(Abwasserwärmenutzung AWN). Im Rahmen einer Bachelorarbeit habe sie dieses für
die Stadt Jever und die Abwasserreinigungsanlage der EWE WASSER GmbH
untersucht.
Frau Gerbracht erläutert die
erforderliche Technik der Wärmepumpe, mit deren Hilfe die Restwärme im Abwasser
abgezogen und auf ein nutzbares Niveau gehoben werden kann. Eckpunkte ihrer
Untersuchungen waren weiterhin, wo die gewonnene Wärme sinnvoll genutzt werden
kann. Es kristallisierte sich heraus, dass letztlich nur im gereinigten
Abwasserstrom der ARA eine Wärmerückgewinnung sinnvoll sei, da mit der
Abkühlung des Wasser vor der Reinigung der biologische Prozess empfindlich
gestört werden könne. Allerding dürfe auch in den Vorfluter nicht jeglich tief
abgekühltes Wasser gegeben werden.
Bei den Betriebskosten wurde errechnet,
dass sich bei heutigen Energiepreisen unter ungünstigen Bedingungen zwar ca.
5-6fach so hohe Kosten ergeben werden. Man gehe jedoch davon aus, dass sich der
Coeffizient of Performance (COP; Faktor der Energiegewinnung) noch steigern
ließe.
Eine praktische Anwendung innerhalb der
ARA Jever werde zur Zeit nicht gesehen, jedoch bleibe man in dieser Hinsicht
aufmerksam.
In der folgenden Diskussion wurde Frau
Gebracht von Herrn von Aschwege unterstützt.
Herr Harms erkundigt sich, ob die Brauerei in die
Betrachtungen einbezogen worden sei. Dieses wird bejaht. Jedoch werde in der
Brauerei die Abwärme überwiegend schon selbst genutzt. Durch den nicht
kontinuierlichen Betrieb (keine Produktion am Wochenende) werde eine gesicherte
Nutzung leider ausgeschlossen.
Herr Fittje erwägt, dass durch die
Temperaturabsenkung gleichzeitig eine höhere Sauerstoffanreicherung möglich
sei, die sich positiv auf die Abbauprozesse auswirke. Dieses wird grundsätzlich
bejaht, sei aber hier nicht weiter untersucht worden. Herr von Aschwege
gibt zu bedenken, dass im Winter bereits oft die kritische untere
Temperaturgrenze erreicht werde.
Herr Sender schlägt vor, über die AWN die Wärmeversorgung
des Freibades vorzusehen. Hierbei wird jedoch auf die zu große Entfernung
zwischen ARA und Freibad hingewiesen.
Hinsichtlich des anzunehmenden COP
zwischen 2 und 6 betont Herr von Aschwege, dass hier die Industrie
gefordert sei. Es gebe noch viel Prüfungsbedarf.
Frau Glaum fragt, ob es bereits AWN in anderen Gemeinden
gebe. Als einzig bekannte Anwendung wurde Stuttgart genannt.
Auf Nachfrage zu anderer als
elektrischer Antriebsenergie für die Wärmepumpe verweist Herr von Aschwege
neben der mechanischen aus BHKW auch auf andere Konzepte wie die
Absorptionswärmepumpe.
Er weist darauf hin, dass insgesamt das Verfahren noch nicht wirtschaftlich sei, aber Schritt für Schritt werde diese Technik geprüft und man versuche, sie umzusetzen.