Sitzung: 21.04.2016 Rat der Stadt Jever
Beschluss: Abstimmung: mehrheitlich abgelehnt:
Abstimmung: Ja: 10, Nein: 13, Enthaltungen: 4, Befangen: 0
Vorlage: BV/1133/2011-2016
Beschlussvorschlag:
Dem vorliegenden Entwurf (ergänzt um die o. g. Punkte 2 bis 5) des
Sanierungs- und Nutzungsvertrags zum Gebäude Dorfstraße 48 wird zugestimmt.
Die Stadt Jever beabsichtigt auf Grundlage des integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes für das
Programmjahr 2017 die Umsetzung der Maßnahme „Umbau des ehemaligen Supermarktes
zu einer Bürgerbegegnungsstätte mit Nahversorgungsangebot im Ortsteil Cleverns“
Die Stadt Jever erklärt die Bereitschaft, den durch Einnahmen und durch
Städtebauförderungsmittel nicht gedeckten Teil der Ausgaben für die
Finanzierung der aufgeführten und angemeldeten städtebaulichen
Erneuerungsmaßnahme „Umbau des ehemaligen Supermarktes zu einer
Bürgerbegegnungsstätte mit Nahversorgungsangebot im Ortsteil Cleverns“ in Höhe
von 156.072,83 EUR aufzubringen.
Eine räumliche Abgrenzung der städtebaulichen Erneuerungsmaßnahmen erfolgte im integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (siehe Auszug Anlage 1).
Bürgermeister Albers erläutert, dass nach den Beratungen im
Fach- und Verwaltungsausschuss festgestellt worden sei, dass man von falschen
Quadratmeterzahlen, was das Verhältnis von Wohnfläche zur Fläche der Nutzung
als Dorftreff, ausgegangen sei. Man sei immer von einem Verhältnis von 1/3 Wohnnutzung
zu 2/3 Dorftreff-Nutzung ausgegangen. Nun habe sich herausgestellt, dass das
Verhältnis in etwa 50:50 betrage und das habe insofern eine Bewandtnis, weil
die Kosten, die in das Gesamtgebäude gesteckt würden in diesem Verhältnis
aufgeteilt werden müssten. Die Vermietung werde nicht vom Förderzweck erfasst,
d.h. hierfür könne die Stadt keine Fördermittel bekommen.
Das führe in der
Konsequenz dazu, dass sich der Eigenanteil der Stadt in nicht unerheblichem
Maße erhöhe, nämlich von 116.667,00 € auf 156.072,83 € also um knapp 40.000,00
€. Allerdings sei man beim Grundsatzbeschluss von einem Eigenanteil von ca.
140.000,00 € ausgegangen. Man befinde sich am Abschluss der Beratungen und
könne den Standpunkt vertreten, es sei alles gesagt worden und den Vertrag
heute so beschließen. Im Sinne von Transparenz und Bürgerbeteiligung sei es
jedoch auch vertretbar, zu sagen, die Veränderung sei so erheblich, dass
hierüber erneut beraten werden müsse.
Bliebe es bei der
bisherigen Terminierung der Sitzungen, könne man in diesem Jahr den Antrag
nicht mehr stellen. Es gebe jedoch auch den Mittelweg, indem man eine
außerordentliche Ratssitzung im Mai einschiebe.
RH Dr. Bollmeyer erklärt, dass die CDU-Fraktion der
vertraglichen Vereinbarung mit der Dorfgemeinschaft Cleverns heute nicht
zustimmen werde. Die Gründe hierfür lägen u.a. bei den sich jetzt schon
abzeichnenden Kostensteigerungen für den Eigenanteil der Stadt Jever um über 30
%.
Der Kämmerer habe
erklärte, dass dies darauf beruhe, dass inzwischen genau ermittelt wurde,
welcher exakte Anteil des angedachten Gebäudes an der Dorfstraße als
Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden kann und welcher exakte Anteil der
Wohnnutzung zugeführt werde bzw. bleiben werde. Der letztgenannte Anteil sei
nicht aus Fördermitteln bezuschussungsfähig und müsse von der Stadt Jever
getragen werden.
Zudem habe sich
die CDU-Fraktion in den vergangenen Tagen bei einen Ortstermin die Planungen
vor Ort erläutern lassen und das Erdgeschoss sowie die Nebenanlagen der
Immobilie besichtigt. Dabei sei deutlich zu erkennen gewesen, dass es nur eine
Frage der Zeit sei, bis aufgrund der Bausubstanz weitere Kosten für die Stadt
entstehen würden. Die CDU sei nicht bereit, dieses finanzielle Risiko
mitzutragen. Darüber hinaus habe seine Fraktion nach wie vor grundsätzliche
Bedenken, dass es gelinge, ein Dorfgemeinschaftshaus in einem Ort und in einer
Dorfgemeinschaft zu installieren, wo es bereits zwei Gaststätten und der
Dorfladen nicht geschafft hätten, sich zu halten.
RH Janßen führt aus, dass seiner Meinung nach die
Clevernser lange genug gewartet hätten und man am heutigen Abend entscheiden
solle. Über dieses Thema sei lang und breit diskutiert worden, auch wenn es
richtig sei, dass es nun etwas teurer werde.
Am 10.12.2015 habe der Rat einen Grundsatzbeschluss gefasst und mit 15
Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und 11 Enthaltungen beschlossen, die Verwaltung
zu beauftragen, einen Vertragsentwurf auszuarbeiten und dem Rat vor
Antragstellung zur Entscheidung vorzulegen. Über die konkrete Bereitstellung
der Mittel sei dann bei der Verabschiedung des Nachtragshaushaltes 2017 zu
entscheiden. Erst dann stehe die Entscheidung an, ob die Gelder freigegeben
würden. Jetzt gehe es zunächst darum, den Antrag zu stellen und zu zeigen, dass
man dahinter stehe. Der Rat solle die Sache jetzt nicht blockieren und eine
Sondersitzung einschieben, man sei es den Clevernsern schuldig.
Die CDU-Fraktion habe schon bei der Verabschiedung des
Grundsatzbeschlusses große Bedenken vor allem im finanziellen Bereich geäußert.
Auch die Notwendig und der Nutzen sei von der CDU in Frage gestellt worden, mit
der Folge, dass man sich bei dem Grundsatzbeschluss enthalten habe. Seine
Fraktion habe hingegen immer hinter der Einrichtung eines Dorftreffs in
Cleverns gestanden. Man war und sei nach wie vor der Meinung, dass das soziale,
kulturelle und gesellschaftliche Leben in Cleverns und den Außenbereichen
allgemein gefördert werden müsse. Er sei davon überzeugt, dass es mit einem
Dorftreff in Cleverns wieder mehr Leben geben würde. Auch die Nahversorgung
würde durch die Einrichtung eines Kiosks erheblich verbessert werden. Ein gutes
Beispiel, wie das funktionieren könne, sei Rahrdum.
Dem am 08.10.2015 einstimmig verabschiedeten Leitbild sei klar zu
entnehmen, dass die Außenbereiche gefördert werden sollen. In dem Beschluss
heiße es unter anderem, „Wir möchten die Ortsteile und Außenbereiche weiter
fördern und wertschätzen. Darüber hinaus wollen wir uns für den Erhalt bzw. der
Erweiterung der In-frastruktur einsetzen. Wir wollen den Gemeinschaftssinn und
die Nachbarschaft in den Ortsteilen
erhalten und unterstützen.“ Dem sei nichts hinzuzufügen, der Rat müsse nun
Taten folgen lassen. Mit der vorliegenden, durch Vertreter der Dorfgemeinschaft
und der Verwaltung ausgearbeiteten Vereinbarung befinde man sich auf der
Zielgeraden.
Großen Dank wolle er am heutigen Tage auch dem nicht anwesenden
Ratsherrn Hans-Jürgen Lange aussprechen, der als Vorsitzender der
Dorfgemeinschaft, ebenso wie sein Stellvertreter, unzählige Stunden in dieses
Projekt investiert hätten. Er appelliere an die Ratskollegen, dem
Beschlussvorschlag zuzustimmen, damit zumindest der Antrag auf Bezuschussung
gestellt werden könne.
RH Schönbohm erklärt, dass sich die SWG-Fraktion in den
vergangenen Monaten dafür eingesetzt habe, das Projekt Dorftreff Cleverns
voranzutreiben. Allerdings stelle man jetzt zum wiederholten Male fest, dass
die vorab kalkulierten Zahlen nicht stimmten. Ein Kostensteigerung um fast
40.000,00 € lasse das Ganze in einem anderen Licht erscheinen. Außerdem komme
das Thema „Feuerwehr in Cleverns“ hinzu, hier seien etliche Fragen offen. Ihm
sei nicht klar, was dort anstehe, ob ein Neubau, ein Anbau oder ein Umbau
erforderlich sei. Fatal wäre in seinen Augen, ein neues Dorfgemeinschaftshaus
einzurichten und im nächsten Jahr stelle sich heraus, dass die Feuerwehr einen
Neubau benötige und die jetzige Feuerwehr stünde leer. Hierzu wolle seine
Fraktion konkret und verbindlich vorab wissen, was in Sachen Feuerwehrgebäude
anstehe.
Daher halte der den Vorschlag einer außerordentlichen Ratssitzung für
gut. Man könne dann, ohne die Antragsfrist zu gefährden, noch einmal in Ruhe
über die Thematik beraten.
RF Glaum ergänzt, dass ihre Fraktion von Anfang an
dem Thema Dorfgemeinschaftshaus Cleverns kritisch gegenüber gestanden habe. Die
Schwierigkeiten, die bereits angesprochen worden seien, sehe ihre Fraktion
genauso. Man befürchte, dass das Ganze zu einem Fass ohne Boden werde und sei
eine Gleichung, mit zu vielen Unbekannten, zumal der Nutzungsvertrag auch nur
auf 10 Jahre ausgelegt sei.
Was ihr hierbei auch immer wieder aufstoße sei, dass ihrer Meinung nach
mit zweierlei Maß gemessen werde. Sie denke hierbei an den Bürgertreff in
Sandelermöns, bei dem die Dorfgemeinschaft 70.000,00 € für den Ankauf des
ehemaligen Kindergartens habe auf den Tisch legen müssen. Hier sei es so, dass
man den Clevernsern rund 156.000,00 € schenke, während die Dorfgemeinschaft
lediglich für Maler- und Bodenbelagsarbeiten sowie die Neugestaltung der
Außenanlagen aufkomme. Das Ungleichgewicht störe sie und aus diesem Grund werde
ihre Fraktion nicht zustimmen.
RH Hartl führt aus, dass Herr Janßen dankenswerter
Weise sehr akribisch den Grundsatzbeschluss noch einmal aufgeschlüsselt habe.
Herr Janßen habe den Hintergrund, warum man heute diesen vorgelegten
Nutzungsvertrag trotz geänderter Zahlen beschließen solle, beleuchtet.
RH Hartl äußert grundsätzlich Verständnis für die angebrachten
Kritikpunkte, wolle aber auch noch einmal an den Arbeitskreis, dessen Mitglied
er gewesen sei, zum Erhalt der dörflichen Infrastruktur in Zeiten des demografischen
Wandels erinnern. Aus diesem Topf würde, wenn der Antrag durchginge, der Stadt eventuell Geld zur Verfügung gestellt
werden. Jeder wisse, dass die Summe für den Ankauf und die Erstellung des
Bürgertreffs viel höher sei, und jeder wisse auch, dass wenn die Fördergelder
nicht flößen, das ganze Projekt gestorben sei. Das sei auch den Clevernsern
klar.
Er appelliere jedoch an die Glaubwürdigkeit des Rates, da man sich
mehrheitlich in einem Grundsatzbeschluss geeinigt habe, diesen Vertrag
auszuarbeiten. Auch wenn sich die Zahlen geändert hätten, gehe es nach wie vor
nur darum, die Voraussetzungen für einen Förderantrag zu stellen und dafür die
entsprechenden Fristen einzuhalten. Die eigentliche Entscheidung für die
Verwendung der Haushaltsmittel werde erst mit dem Nachtrag 2017 getroffen.
Seine Fraktion werde aus diesem Grund heute dem Beschluss zustimmen. Er
erlaube sich an dieser Stelle auch noch einmal auf den vorherigen
Tagesordnungspunkt zu verweisen. Man habe gerade über die Ehrenordnung
gesprochen, über Ehrungen für besonderes Engagement für das Gemeinwesen. Seines
Erachtens seien die Clevernser sehr aktiv was die Dorfgemeinschaft angehe und
hätten große Beteiligung in den Arbeitskreisen zur Leitbilddiskussion gezeigt.
RH Janßen ergänzt zur Klarstellung, dass die
Clevernser 50.000,00 € an Eigenleistung einbrächten, sie bekämen das Ganze
nicht zum Nulltarif. Im Übrigen sei es in seinen Augen kein guter Stil, die
Clevernser gegen die Sandelermönser auszuspielen. Die Clevernser seien ein
Aushängeschild für die Stadt Jever. Sie hätten schon vieles auf die Beine
gestellt, u.a. im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ Preise errungen.
Er bitte darum, heute über den Nutzungsvertrag zu beschließen und nicht zu
sagen, ihr bekommt das jetzt doch nicht, bzw. wir müssen noch einmal darüber
beraten, um dann das Ganze im Sande verlaufen zu lassen.
RH U. Albers erklärt, dass er sich eigentlich zu diesem
Thema heute nicht habe äußern wollen, aber Herr Janßen habe mit dem Ausspruch,
„die Clevernser nicht gegen die Sandelermönser ausspielen“ für ihn ein
Reizthema berührt. Seinerzeit, als der Dorfbürgerverein Sandelermöns den
Kindergarten von der Stadt gekauft habe, habe u.a. Herr Janßen den Ausspruch,
„die Stadt habe nichts zu verschenken“ getätigt. Zuletzt habe die Stadt um
jeden Cent gefeilscht, als es um den Ankauf des Sportplatzes in Sandelermöns
durch den Boßelverein gegangen sei. Der Boßelverein habe nun von den Ankauf
Abstand genommen, weil er es sich, auch mit Unterstützung des
Dorfbürgervereins, nicht leisten könne. Wenn man dann auf der anderen Seite
sehe, dass im Dorftreff Cleverns 17.850,00 € für den Einbau eines Tresens
eingeplant seien, wisse er nicht, wie er das „seinen“ Leuten in Sandelermöns
erklären solle.
RH Janßen ergänzt, zum Thema „Feuerwehr“, dass diese
über die Planungen der Dorfgemeinschaft informiert sei. Mitglieder der
Feuerwehr haben an den Sitzungen der Dorfgemeinschaft teilgenommen und ihre
Hilfe für die anstehenden Eigenleistungen angeboten. Eine Realisierung des
Dorftreffs auf dem Gelände der Feuerwehr sei jedoch nicht möglich. Richtig sei
zwar, dass laut Masterplan beide Feuerwehrhäuser saniert und auf den neuesten Stand
der Technik gebracht werden müssten. Dies habe aber mit dem Dorftreff nichts zu
tun.
Zu dem Vorwurf von Herrn U. Albers, wegen des gescheiterten Ankaufs von
Flächen rund um das Vereinsheim, sei zu sagen, dass im Haushalt vor einiger
Zeit das „Friesensportleistungszentrum“ in Sandelermöns gestanden habe. Hier
habe man 2 ha Land ankaufen wollen, die Sandelermönser hätten dann jedoch einen
Rückzieher gemacht.
Bürgermeister Albers führt zur Versachlichung des Themas den
möglichen Ablauf auf:
- Bis zum 01.06.2016 müsse der Antrag
gestellt werden.
- Wenn weiterer Beratungsbedarf bestehe,
müsse nach Pfingsten eine außerordentliche Ratssitzung einberufen werden.
Die Frage, die nun zu beantworten sei, sei die, ob dafür eine
Notwendigkeit bestehe.
Zum Thema Feuerwehr sei zu sagen, dass im Masterplan darauf hingewiesen
worden sei, worum es hier gehe. Was gemacht werden müsse, wisse man durch das
FUK-Gutachten und mit den im Haushalt 2016 bereitgestellten 5.000,00 € werde
nun der genaue Kostenrahmen durch einen Fachmann ermittelt. Er gehe aber nicht
davon aus, dass diese Kostenermittlung bis Mai erledigt sei, da aufgrund
fehlender Haushaltsgenehmigung der Auftrag noch nicht erteilt werden konnte.
Im Rahmen des Masterplanes habe die Verwaltung aufgeführt, in welcher
Reihenfolge die Maßnahmen von den Pflichten her abgearbeitet werden müssen.
Dabei sei der Dorftreff nachrangig einzusortieren gewesen. Der Rat habe im
Rahmen des Masterplanes anders entschieden und festgelegt, dass der Dorftreff
vor der Feuerwehr realisiert werden solle.
Zu den monierten Rechenfehlern wolle er deutlich sagen, dass sich weder
im Fall des Rathausdaches, noch bei der Antragstellung zum Dorftreff jemand
verrechnet habe. Vielmehr seien die tatsächlichen Verhältnisse anders gewesen,
als man es vorher angenommen habe, es habe sich immer um eine Schätzung
gehandelt. Insofern stelle er sich ausdrücklich vor alle seine Mitarbeiter und
weise den Vorwurf zurück, dass falsch gerechnet worden sei. Das sei definitiv
nicht der Fall und auch die Schätzung des externen Fachmannes lag bezüglich des
Daches weit daneben, sie sei erheblich zu hoch gewesen.
RH Schönbohm stellt den Antrag den Tagesordnungspunkt
zurückzustellen und im Mai erneut zu beraten.
Die Ratsvorsitzende lässt über diesen Antrag abstimmen:
Abstimmung: 6 Ja-Stimmen, 21
Nein-Stimmen
Damit ist der Antrag abgelehnt. Die Ratsvorsitzende lässt sodann über den vorliegenden Beschlussvorschlag abstimmen: